»Slang« wird ja von vielen mit »vulgär« gleichgesetzt, was zwar nicht weniger Unfug ist als die olle Kamelle, dass Slang »Männersache« sei (das war zu Zeiten, als frau noch nicht aus dem Haus ging, Mädels!), nichtsdestotrotz fällt Vulgäres, das justament »in«, pardon »hip« ist, natürlich auch unter Slang. Und Vulgäres, an den Kopf geworfen, kann weh tun, logisch. Nicht dass es weh tun muss, es kann durchaus normal sein, wenn ich mal das Wörtchen »Fotze« erwähnen darf, dass ich seit Jahren jedes Mal zu hören meine, wenn ich eine Gruppe junger Mädchen passiere: »Du blöde Fotze!« fällt mir im Vorübergehen nicht weniger oft auf als ein überflüssiges Plusquamperfekt: »Der war doch schon Chef bei Dingsbums gewesen.«
Nun verfiel, nachdem sich seine 10-jährigen Schüler sowieso mit »Fotze« und Schlimmerem bedachten, ein britischer Grundschullehrer jüngst auf die famose Idee, selbige Beleidigungen auflisten und in vier Kategorien – »Wirklich bestürzend«, »bestürzend«, »nicht nett« und »harmlos« – einteilen zu lassen. So trugen die braven Schüler in ihren Schulheften eine Litanei von Schmutz nach Haus, die bei der Kontrolle selbiger Schulhefte so mancher bestürzte Elter fand.
»Man erwartet doch nicht, dass unsere Kinder solche Unflätigkeiten in der Schule lernen!« Habe ich schon gesagt, dass das alles an einer Schule der Church of England stattfand? »Und der Lehrer segnet sowas mit einem Häkchen ab!« So mancher entsetzte Elter hatte die Schweinereien in den Schulheften seiner Kinder noch nicht mal gehört. Was einiges sagt über die Kluft zwischen Jung und Alt dieser Tage – vermutlich haben diese Eltern auch keine Ahnung, dass ihre Kleinen – Kirchenschule hin oder her – sich statt Winnie als Zeichentrick lieber harte Pornos reinziehen.
Man kann sich ausmalen, dass der kreative Lehrer unter vielen Entschuldigungen an die Eltern ordentlich auf die Mütze bekam, wobei jedoch unterging, was der Pädagoge (vielleicht einer der wenigen, die diesen Namen tatsächlich verdienen?) denn eigentlich mit der akribischen Auflistung von Synonymen für Genitalien & rassistischen Schimpfwörtern eigentlich bezwecken wollte: eine Analyse des Bullying an seiner Schule.
Die Schüler sollten auflisten, welche der Wörter, mit denen man als »Opfer« so bedacht wird, weh tun und in welchem Maß. Und das durchaus im Rahmen eines landesweit genehmigten Programms, das sich über die drei R’s – »reading, ‘riting, ‘rithmetic« – hinaus um die persönliche Entwicklung der Schüler kümmern will.
Aber an der Schule so richtig was über sich selbst und damit fürs Leben mitzukriegen, das ist wohl auch im dritten Jahrtausend noch nicht so recht drin.
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