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Chil­li­ges aus eng­li­schen Landen

Slang ist nicht Dia­lekt, unge­ach­tet der Tat­sa­che, dass so man­cher hier­zu­lan­de von sei­nem „baye­ri­schen“ oder „säch­si­schen“ Slang spre­chen mag. Was jedoch nicht heißt, dass die bei­den gar nichts mit­ein­an­der zu tun hät­ten. Nicht sel­ten näm­lich kommt Slang aus dem Dia­lekt. Der bes­te Beleg dafür ist der zeit­ge­nös­si­sche ame­ri­ka­ni­sche Slang, der eine lan­ge Lat­te von Wör­tern und Wen­dun­gen aus dem Dia­lekt der ame­ri­ka­ni­schen Schwar­zen bezieht. 

Das ver­führt einen denn auch immer wie­der, in Dia­lekt-Wör­ter­bü­chern zu blät­tern in der vagen Hoff­nung, auf die eine oder ande­re Ver­wandt­schaft zu sto­ßen. Und immer wie­der spu­cken mei­ne Daten­ban­ken bei der Suche nach ganz ande­rem unver­mu­tet Wit­zi­ges aus. So stieß ich die­ser Tage in W.D. Parishs A Dic­tion­a­ry of the Sus­sex Dialect (1875) auf fol­gen­den Eintrag.

Chill, To take off the extre­me cold­ness from any bevera­ge by pla­cing it befo­re the fire.
“I often gets my mis­tus to chill a drop of beer for me, when I comes home win­ter evenings.”

Wäh­rend also der Rest der Welt mit dem Verb „to chill“ das Küh­len war­mer Geträn­ke auf eine kon­sum­ge­rech­te Tem­pe­ra­tur bezeich­net, will oder woll­te – womög­lich ist die Bedeu­tung längst obso­let – der Land­be­woh­ner von Sus­sex damit sagen, dass er sein kal­tes Bier ans Feu­er stellt, um es etwas anzuwärmen. 

So ein Fund recht­fer­tigt immer­hin einen Blick ins OED. „To take the chill“, heißt es da, „or sen­sa­ti­on of acti­ve cold, off (a liquid); to rai­se to tem­pe­ra­te heat.“ Und nicht nur fin­de ich hier den Rever­end Parish zitiert, ich erfah­re dar­über hin­aus, dass sich die Ver­wen­dung von „chill“ in die­ser Bedeu­tung nicht allein auf Sus­sex beschränkt. Und auch nicht auf vom Men­schen kon­su­mier­te Geträn­ke: „Did you chill the water for the ‘osses?zitiert das OED ein Glos­sar aus Leicestershire. 

Ob die­se Bedeu­tung heu­te ver­al­tet ist, kann ich im Augen­blick noch nicht sagen, ist auch weni­ger inter­es­sant als die ande­ren Ein­trä­ge, die mir beim Über­flie­gen des Glos­sars so ins Auge ste­chen: hung-up, mum-chan­ce, piker, sheer, cocker-up, gif­ty, hypo­cri­te, cocker-up etc. etc. Doch davon in der nächs­ten Zeit mehr…

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