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Was ist Ihre Meinung…

T003Wenn ich die­se Wen­dung höre, dann bekom­me ich erst mal so einen Hals, weil ich das eng­li­sche Ori­gi­nal – what’s your opi­ni­on – dahin­ter höre und eine wört­li­che Über­set­zung ver­mu­te, die… nun ja, bei sowas krie­ge ich nun­mal einen Hals.

Nun, wann immer ich etwas über­set­ze, schaue ich nach, was die ande­ren in dem und dem Fall so gemacht haben, da habe ich mei­ne Daten­ban­ken; und wenn ich wis­sen will,  „wie deutsch“ etwas ist, dann suche ich gern in der Digi­ta­len Biblio­thek oder auf der letz­ten Guten­berg-DVD bzw. in den ent­spre­chen­den Ver­zeich­nis­sen mei­ner Festplatten.

Was ist Ihre Mei­nung… Neh­men wir ein­fach die gera­de gela­de­nen Bän­de mei­ner Digi­ta­len Biblio­thek. Ent­ge­gen mei­ner Erwar­tung, na gut, Hoff­nung, die For­mu­lie­rung über­haupt nicht zu fin­den, habe ich doch glatt neun Fund­stel­len. Mal sehen:

Noch steht es bei Euch, in die­ser Nacht schon kann die Bes­tie ver­schwin­den, wie sie kam: – was ist Ihre Mei­nung, Freund Hage­bu­cher?« Wil­hem Raa­be: Abu Tel­fan. In Raabes Das Odfeld lese ich: „Mam­sell Fege­banck, was ist Ihre Mei­nung, Mam­sell, wenn ich mit Höf­lich­keit fra­gen mag?« Ich mei­ne, was soll man gegen einen Autor vor­brin­gen, der sich Namen wie „Mam­sell Fege­banck“ ein­fal­len lässt? Und gleich noch­mal Raa­be in einem ande­rem Werk: „Was ist Ihre Mei­nung, Fie­bi­ger?“ Nun, gegen Raa­be habe ich nichts zu bieten. 

Es ist vor dem Komi­tee aus­ge­sagt wor­den, daß in einer Klem­me, wie die von 1847, man sich nicht nach Geld umsieht, son­dern nach Kapi­tal; was ist ihre Mei­nung dar­über?“ So heißt es bei Marx im Kapi­tal. Aber da soll­te es wohl auch in „in einer Klem­me wie der von“ hei­ßen. Analpha­bet! Könn­te man vernachlässigen. 

»Was ist Ihre Mei­nung, Herr Men­dels­sohn?« fin­de ich bei Alexis Wil­li­bald, von dem ich bis dato noch nicht mal gehört habe. Trotz­dem, kann ich wie­der nichts dage­gen halten.

»Und was ist Ihre Mei­nung, darf mein Vater das Aner­bie­ten anneh­men?« heißt es dann bei Gus­tav Frey­tag, der es auch gleich in einem zwei­ten Titel hat: „‘Was ist Ihre Mei­nung?’ frug Lau­ra, zu ihm tre­tend.“ na gegen frug kann man nun wirk­lich nicht an. 

„Was münd­lich vor­fällt, ist Schei­de­mün­ze. Was ist Ihre Mei­nung, lie­ber Pro­fes­sor Groß­va­ter?“ Hip­pels Satz ist schon inter­es­sant, weil ich die Wen­dung „etwas ist Schei­de­mün­ze“, sprich „nicht von Bedeu­tung“, nicht ken­ne, aber als inter­es­sant notiere.

Und schließ­lich habe ich noch Jakob Was­ser­mann mit „‘Nun, was ist Ihre Mei­nung?’ frag­te er. ‘Sei­en Sie ganz auf­rich­tig; ich ver­tra­ge jede Kri­tik.’“ Der Mann ist, so weit ich weiß, hier aus der Gegend, dem lässt sich also kaum etwas unterstellen.

Schön, damit hät­ten wir neun Stel­len, davon drei von einem Autor, macht sie­ben Autoren. Hat Marx Das Kapi­tal nicht in Lon­don geschrie­ben? Na, dann ist sei­nem Sprach­ge­fühl so recht nicht zu trau­en. Aber ich will mal nicht so sein, sie­ben Autoren in 34 Bän­den der Deut­schen Biblio­thek. Nicht sehr überzeugend. 

Machen wir doch mal ein paar Gegenproben.

„Wie ist Ihre Mei­nung?“ fin­de ich gera­de zwei mal, was mich immer­hin erstaunt.

„Was mei­nen Sie“ fin­de ich immer­hin 521 mal; da sind natür­lich ande­re Bedeu­tun­gen mit drin, aber der Deut­sche zieht es auch bei genaue­rem Hin­se­hen einem „was ist Ihre Mei­nung“ vor.

Und „was hal­ten Sie von“, mei­nen per­sön­li­chen Favo­ri­ten für die Über­set­zung von „what’s your opi­ni­on“, kommt zu mei­ner Befrie­di­gung in mei­ner Digi­Bib 176mal vor.

Fazit: Auch wenn es nicht so ganz unge­bräuch­lich ist, „was ist Ihre Meinung“fällt, gera­de als Über­set­zung von „what’s your opi­ni­on“, in den augen­blick­lich gras­sie­ren­den Trend dümms­ter Wört­lich­keit; ich hal­te es da lie­ber mit „was mei­nen Sie zu“ oder „ was hal­ten Sie von“. Und das schreib ich auch hin.

Aber so ein­fach möch­te ich den geschwol­le­nen Kamm doch

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