Blättere gerade wieder mal in Herbert Pfeiffers ganz vorzüglichem Großen Schimpfwörterbuch (das ich gerade zur Geschenkezeit nur jedem ans Herz legen kann) und finde folgendes:
Rambo
(nach dem von Sylvester Stallone verkörperten Helden des gleichnamigen amerikanischen Actionfilms) brutaler Kraftprotz, oft von Rachedurst und einer gewissen Einfalt geprägt. Das Wort hat sich in der Publizistik rasch durchgesetzt. So wurde Ronald Reagan in seiner Amtszeit als US-Präsident des Öfteren als »Rambo« gescholten, einerseits wegen der stabreimenden R’s in seinem Namen, andererseits wegen seiner umstrittenen Politik der Stärke. Auch die Headliner der Süddeutschen Zeitung lassen die R’s rollen: »Radl-Rambos auf Raubtour« (Juli 1994); und für die Zeit (April 1995) war Gesundheitsminister Horst Seehofer ein »Rambo mir freundlicher Fassade«. In dem Buch Die Aggressive Frau (1993) von Elke Müller-Mees taucht sogar der analoge Begriff »Ramba« auf.
Was mir bisher entgangen war, das war die »Ramba«, die sich anscheinend auch nicht durchgesetzt hat, während »Rambo« mehr als ein Vierteljahrhundert nach seiner Geburt immer noch fester Bestandteil unseres sprachlichen Alltags ist. Was mir bei der Lektüre des Wörterbucheintrags einfiel ist, dass es auch im Englischen eine weibliche Form von »Rambo« gibt, und zwar die »Rambette«. Man hat Sigourney Weaver nach Aliens (1986) als solche bezeichnet. Und dieser Form war etwas mehr Erfolg beschieden als ihrem deutschen Gegenstück. So feierte man man etwa die erste mit der Tapferkeitsmedaille für eine Kampfhandlung im Irakkrieg dekorierte Soldatin als »American Rambette«. Auch zu Sarah Palin fiel 2008 in einem Artikel mal die Bezeichnung »Rambette«. Und Hillary Clinton. Und wie gesagt, immer wieder bei Filmheldinnen, die handgreiflich werden.
Mir fällt außerdem ein alter Artikel des Autors von Rambo, David Morrell, ein. Er schildert darin, wie ihm 1969, also noch während des Vietnamkrieges, die Idee zu dem Roman kam. Er arbeitete als angehender Literaturprofessor an seiner Dissertation über John Barth und war auf der Suche nach einem Stoff für einen ersten Roman. Wie viele andere konnte er sich dem unablässigen Bombardement der Nachrichten aus Fernost jedoch nicht entziehen. Und da kam es ihm: ein Kriegsveteran, der – hoch dekoriert, aber von Alpträumen geplagt – nach Hause kommt und sich dort, verbittert über den feindseligen Empfang in der geliebten Heimat – Allegorie politischer und menschlicher Verdrossenheit – in den Wald zurückzieht.
Fehlte nur noch ein Name. Und so las er denn eines schönen Nachmittags für ein Seminar etwas über Rimbaud. Sinnerte über den Unterschied zwischen Schreibung und Lautung des französischen Namens. Und dann kam seine Frau vom Einkaufen nach Hause, mit einigen Äpfeln einer Sorte, von der sie noch nie gehört hatte: Rambo. Der Name des französischen Autors, die Apfelsorte – ein paar Mal vor sich hin gesagt, entfaltete der Name eine ganze eigene Kraft…
Die natürlich weder »Ramba« hat noch »Rambette«.
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