You can’t sheen Charlie

You can’t shi­ne shit, heißt es bei den Ame­ri­ka­nern so tref­fend, und das bedeu­tet: Schei­ße lässt sich nun mal nicht auf Hoch­glanz polie­ren. So lässt sich auch mei­ne Hal­tung gegen­über dem gras­sie­ren­den Hang zu jener Art von dümms­ter ober­fläch­li­cher Sprach­kos­me­tik zusam­men­fas­sen, die unter dem noch düm­me­ren Kon­zept der „Poli­ti­cal Cor­rect­ness“ firmiert.

Wenn ich je ein Para­de­bei­spiel für den Schwach­sinn die­ser poli­tisch kor­rek­ten Schön­fär­be­rei gebraucht hät­te, dann hat man mir das über die Weih­nachts­ta­ge gelie­fert, als die debgou­tier­li­che Geschich­te um den Schau­spie­ler Char­lie Sheen durchs Web ging.

Bis­lang ein Freund der kurz­wei­li­gen TV-Serie, war mir nur das pau­sen­lo­se Gepiep­se ein Ärger­nis, mit dem der Sen­der uns unmün­di­ge Gucker vor jedem „ass“, „bas­tard“ und „bitch“ zu schüt­zen ver­sucht hat (wobei die­ser Zen­sur – Over­kill so rech­ter Dumm­heit – im Fal­le von „bitch“ auch die im Sin­ne einer „poli­ti­cal cor­rect­ness“ völ­lig irrele­van­te Bedeu­tung „Luder“ zum Opfer fiel).

Dass da einer bei sei­ner höchst auto­bio­gra­phi­schen TV-Serie die sys­te­mi­sche Gewalt gegen sei­ne Part­ne­rin­nen unter­schla­gen hat, ist nicht wei­ter ver­wun­der­lich, das „vol­le Paket“ hät­te er nie und nim­mer ver­kauft. Man wird Sheen da kaum Ver­lo­gen­heit vor­wer­fen wol­len. Nur was ist mit Fern­seh­sen­dern, die zwar mit ner­vi­gem Gepiep­se mut­maß­li­chen ver­ba­lem Unrat aus dem Äther zu fil­tern ver­su­chen, und dann noch nicht mal dar­an den­ken, die Serie eines Men­schen abzu­set­zen, der sei­ne Part­ne­rin­nen nicht nur ver­prü­gelt, son­dern oben­drein auch noch mit Mord­dro­hun­gen zum Schwei­gen zu brin­gen versucht?

Die kon­kre­ten Fol­gen die­ser Ent­hül­lun­gen? Die Sen­der den­ken nicht dar­an, die Serie wenigs­tens eine Zeit­lang abzu­set­zen, die Zuschau­er­zah­len stei­gen schlag­ar­tig an. Dass ver­mut­lich (ich werd’s nicht mehr anschau­en) wei­ter­hin „asses“ und „bas­tards“ weg­ge­piepst wer­den, ist der Gip­fel an Zynis­mus und genau der Beleg für die Ver­lo­gen­heit, von der die­se poli­ti­cal cor­rect­ness für mich von Anfang an war. Es sind Taten, die zäh­len, nicht Wor­te; die sind so schnell hin­ge­sagt wie ver­lo­gen mit ande­ren verbrämt.

Viel­leicht soll­te man denn doch mal dem Drang nach­ge­ben, einem die­ser PC-Nazis, die einem das Maul zu ver­bie­ten ver­su­chen, wenn schon nicht drauf­zu­hau­en, so wenigs­tens kräf­tig drü­ber­zu­fah­ren. Mit dem Ver­schwin­den poli­tisch kor­rek­ter Ver­lo­gen­heit kämen viel­leicht die eigent­li­chen Pro­ble­me dar­un­ter wie­der zum Vor­schein und böten eine enst­pre­chen­de Angriffs­flä­che. Ich mei­ne, im Gegen­satz zu Schei­ße lässt sich die­ser Kack­hau­fen von einem Pla­ne­ten mit ver­ba­ler Kos­me­tik viel­leicht sogar auf­po­lie­ren, aber wirk­lich ver­bes­sern wer­den wir die Welt damit nicht.

SlangGuy

Übersetzer & Wörterbuchmacher

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