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Shake­speare & Black Slang

Mei­ne Beschäf­ti­gung mit der schwarz­ame­ri­ka­ni­schen Umgangs­spra­che, sei es der schwar­ze Dia­lekt an sich oder der jeweils aktu­el­le Black Slang, geht etwas wei­ter zurück, als die Leu­te, die rasch mal eine Stel­le aus einem Rap­song über­setzt haben wol­len, das für mög­lich hal­ten wer­den. Und auch etwas tie­fer. Auch wenn ich nun wirk­lich kein Fach­mann bin.

Auf eine in die­sem Zusam­men­hang recht inter­es­san­te Stel­le stieß ich bei der Arbeit an mei­ner klei­nen bri­ti­schen Dia­lekt­da­ten­bank. Fol­gen­des Zitat stammt aus Venus and Ado­nis: A Stu­dy in the War­wickshire Dialect, einem Werk aus dem Jah­re 1899, in dem App­le­ton Mor­gan, damals Prä­si­dent der Shake­speare Socie­ty of New York, sich mit dem Ein­fluss von Shake­speares ange­stamm­tem Dia­lekt auf die Spra­che sei­ner Stü­cke befasst. (Ich habe es rasch über­setzt; die etwas umständ­li­che Spra­che ist für unse­re heu­ti­gen Ohren auch so schwer genug zu verstehen.) 

Es ist durch­aus nicht unbe­merkt geblie­ben, dass ein Gut­teil des Dia­lekts, wie ihn vor dem Bür­ger­krieg der ame­ri­ka­ni­sche Plan­ta­gen­ne­ger sprach, einem Gut­teil der eng­li­schen Pro­vinz­dia­lek­te nicht fer­ner war als das bes­te Eng­lisch in dem zu Zei­ten Shake­speares, also zwi­schen 1607 und 1623, besie­del­ten Teil Ame­ri­kas dem Eng­lisch sei­ner Dra­men; die Erklä­rung für die­ses Phä­no­men ist eine sehr ein­fa­che, hal­ten wir uns die  die all­ge­mei­ne Regel vor Augen, dass der Ver­fall allent­hal­ben eine durch­schla­gen­de­re Ten­denz als die Ver­bes­se­rung sei, was auf den Ver­kehr der Klas­sen ange­wandt nichts ande­res bedeu­tet, als dass die Klas­se, der eine rei­ne­re Spra­che eig­net, die mit der weni­ger rei­nen Spra­che, die geho­be­ne­re also eher die gerin­ge­re Kul­tur nach­ah­men wird als umgekehrt.

Der Süd­staa­ten­ne­ger sagt, und nach ihm neig­te auch sein Herr dazu, »stru­cken« statt »struck«. So sagt etwa in The Come­dy of Errors (I. ii. 45) Dro­mio of Ephe­sus: »The clock hath stru­cken twel­ve upon the bell«, und der Die­ner in Corio­la­nus (IV. v. 156) sagt: »I had thought to have stru­cken him blind with a cud­gel.«[1] Und in Juli­us Cae­sar heißt es: “What is’t o’clock? Cae­sar, ‘t is stru­cken eight” (II. ii. 114). “He that is stru­cken blind, can­not for­get the pre­cious tre­asu­re” lesen wir in Romeo and Juliet (I. i. 238), und Biron in Love’s Labor’s Lost (IV. iii. 221), der in die­sem Stück für gewöhn­lich das reins­te Eng­lisch spricht, fragt, wer denn beim Anblick der himm­li­schen Rosa­lind nicht sein Vasal­len­haupt nei­ge »and, stru­cken blind, kis­ses the base ground with obe­dient breast?«

Und der Gebrauch des Wor­tes »trash« für unse­rer Ansicht nach nichts­wür­di­ge Sterb­li­che (selbst die Neger jener Tage bezeich­ne­ten Wei­ße, die arm waren, um Skla­ven zu hal­ten, als »po’ white trash«) fin­det sich ganz ein­deu­tig bei Shakespeare.

So spielt Cas­si­us in Juli­us Cae­sar mit dem Satz »what trash is Rome – what rub­bish and what off­al« (I. iii. 108) zwei­fels­oh­ne auf die römi­schen Bür­ger an, die ihm zu nahe getre­ten waren.

Des­glei­chen bezeich­net Iago in Othel­lo Rode­ri­go und Bian­ca als »trash« (»I do suspect this trash to be a par­ty in this inju­ry«,  V. i. 85), nach­dem er bereits Cas­sio, Des­de­mo­na und wahr­schein­lich auch Othel­lo selbst als sol­chen bezeich­net hat (II. i. 296).

Und wie man mir ver­si­chert, ist das Wort »swin­ge« im Sin­ne von aus­peit­schen oder schla­gen in den Süd­staa­ten in Gebrauch:

»Swin­ge me them sound­ly forth« (Taming of the Shrew, V. ii. 104); »‘I would have swin­ged him or he should have swin­ged me« (Mer­ry Wives, V. v. 197); »I swin­ged him sound­ly« (Mea­su­re for Mea­su­re, V. i.. 130); »Saint Geor­ge that swin­ged the Dra­gon« (King John, II. i. 288); »I will have you as sound­ly swin­ged for this« (Hen­ry IV. Pt.2, V. iv. 21); »If you be not swin­ged I’ll fors­wear half­kirt­les« (idem. Pt.2, V. iv. 23); »You swin­ged me for my love« (Two Gen­tle­men of Vero­na, II. i. 88); »Now will he be swin­ged for rea­ding my let­ter« (idem, III. i. 392).


[1] Das »blind« die­ses Zitats scheint der Autor ver­se­hent­lich aus einem sei­ner spä­te­ren Zita­te genom­men zu haben. Die Stel­le lau­tet in allen rasch zu Rate gezo­ge­nen Shake­speare-Aus­ga­ben: »I had thought to have stru­cken him with a cudgel.«



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