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„Airing him out“ – Was pas­siert denn da nun mit dem?

To air out« … »Airing out« hieß für mich lan­ge nichts wei­ter als lüf­ten wie etwa in »to air out one’s socks« oder »to air out a room«; auch die über­tra­ge­ne Bedeu­tung wie in »airing out one’s hat­red« – sei­nem Hass Luft machen – oder »airing out one’s thoughts«, sei­ne Gedan­ken aus­spre­chen, waren mir kein Problem.

Irgend­wann stieß ich auf eine wei­te­re Bedeu­tung, die sich jedoch mit etwas Recher­che auch bereits auf die 1920er-Jah­re zurück ver­fol­gen ließ: spa­zier­ge­hen – »Come on, sugar, let’s air out on the bou­le­vard.« Ver­wandt damit sind die Bedeu­tun­gen der Wen­dung mit einem Objekt, etwa einem Hund – Gas­si füh­ren – oder bewe­gen im Fal­le des Pfer­des. Eine wei­te­re Bedeu­tung, weg­ge­hen, einen Ort ver­las­sen, scheint eher sel­ten zu sein.

Eine neue­re Bedeu­tung ist die des Abser­vie­rens. Auch hier ist das An-die-Luft-set­zen hin­ter der Bedeu­tung jeman­dem den Lauf­pass geben nach­zu­voll­zie­hen. Ich konn­te die­se Bedeu­tung aller­dings dies­seits des Urban Dic­tion­a­ry noch nicht veri­fi­zie­ren, was immer pro­ble­ma­tisch ist.

Abser­vie­ren hat bei uns auch die Bedeu­tung töten. Und lüf­ten im Sin­ne von mit Kugeln löchern, ein Gebäu­de etwa oder eine Per­son – bei letz­te­rer wür­de man wohl von abknal­len spre­chen –, ist eine wei­te­re über­tra­ge­ne Bedeu­tung, deren Sinn sich durch­aus aus dem ursprüng­li­chen Bild erschließt. So sagt etwa in Bla­de Run­ner Hol­den zu Repli­kan­ten­jä­ger Deckard: »The tit job, the one with the sna­ke. You stuck it in, did­n’t ya? You made zig-zig, then you aired her out … right?« (In dem SF-Roman Real­wa­re von Rudy Rucker ist eben­falls von »airing out« die Rede, eben­falls im Sin­ne von töten – hier wer­den die Betrof­fe­nen buch­stäb­lich in Luft auf­ge­löst. Aber das dürf­te kaum über den Roman hin­aus Ver­brei­tung gefun­den haben.)

Tat­sa­che ist, die Bedeu­tung ist in Raps geläu­fig. So heißt es in Free­ways »Never Gon­na Change«:

I got­ta get him tonight, right hand on the nine
I know his whe­re­a­bouts, … now I’m hea­din out to air him out

Weni­ger inter­es­sant in die­sem Zusam­men­hang ist, dass im Base­ball »to air it out« soviel bedeu­tet, wie den Ball weit ins Feld hin­aus­zu­schla­gen; auch im Foot­ball ist die Wen­dung in ähn­li­cher Bedeu­tung bekannt.

Im Geschäfts­le­ben spricht man von »airing it out«, wenn man etwas offen zur Spra­che bringt: »Let’s me and you get tog­e­ther and air it out.« Eine Wen­dung, die die­ser Tage bis zur Ner­vigkeit modisch ist, wie sich in Erfah­rung brin­gen lässt.

Soweit kei­ner­lei Pro­ble­me. Inter­es­sant wird es nun, wenn »airing someone out« die Bedeu­tung jeman­den öffent­lich bloß­stel­len anzu­neh­men scheint, wie das seit eini­gen Jah­ren in der Rap­per & Hop­per-Gemein­de der Fall & Mode ist. Die­se Bedeu­tung dürf­te mit der Wen­dung »to air out dir­ty laun­dry« ver­wandt sein.

Um ein Bei­spiel zu nen­nen: Der älte­re Bru­der von Rap­per The Game stellt die­sen bloß, nach­dem er sich unge­recht behan­delt fühlt: »Damn, Game’s older bro, Big Fase aired that nig­ga out on All­hip­hop«, ist auf einem Forum zu lesen. Oder: »EVERYTHING that big fase 100 (game’s half bro) said game has alre­a­dy said in inter­views, so how did he get aired out?«

Ein ganz aktu­el­les Bei­spiel: »Uncle Luke’s Daugh­ter Expo­ses Him As Woman Bea­ter and Bad Father« So die Über­schrift eines Arti­kels. Und in einem der Kom­men­ta­re des Blogs heißt es dann: »Well it’s easy to belie­ve that he wasn’t a good father to her becau­se if he was worth half of some­thing, his daugh­ter would have way more dis­cre­ti­on than to air him out You­tube style.«

Es muss also offen­sicht­lich etwas zu ent­hül­len geben. Etwas, was noch nicht jeder weiß. Die Bedeu­tung bloß­stel­len, outen, ent­lar­ven scheint mir damit durch­aus gesi­chert. Und dass dabei Ross & Rei­ter genannt wer­den müs­sen: »How the fuck do you air someone out wit­hout say­ing their name?«

Was aber, wenn die Kom­po­nen­te bloß­stel­len mehr oder weni­ger in den Hin­ter­grund tritt und dem blo­ßen öffent­li­chen Angriff – dem Diss – weicht? Und der eine oder ande­re den­noch von »airing out« spricht?

So spricht ein Blog von »airing some­one out« im Fal­le eines Mails, das offen­sicht­lich der deut­sche Fil­mer Uwe Boll auf eine Rezen­si­on des Wired Maga­zi­ne an sel­bi­ges schick­te: »I don’t know what’s more fun­ny, David Jaf­fe flat out say­ing he would­n’t want [Uwe Boll] to direct a God of War movie or the hor­ri­ble Eng­lish and wri­ting [Boll] sent to actual­ly ‘air someone out’

Boll’s Mail [laut www.games.net]: “chris your review shows me only that you dont under­stand any­thing about movies and that you are a unta­len­ted wan­na bee film­ma­ker with no balls and no under­stan­ding what POSTAL is. you dont see cou­ra­ge becau­se you are not­hing. and no go to your mum and fuck her …becau­se she cooks for you now sin­ce 30 years ..so she deser­ves it. peo­p­le like you are the reason that inde­pen­dent movies have no chan­ce any­mo­re. uwe boll PS: POSTAL is R RATED . The MPAA unders­tood the sati­re – you not – you dumb fuck”

Wie steht es hier um die Kom­po­nen­te »Öffent­lich­keit«? Es han­delt sich hier um ein E‑Mail. War es zur Ver­öf­fent­li­chung bestimmt? Oder steht das »Anblaf­fen«, der »Diss«,  im Vordergrund.

Ein Base­bal­ler knöpft sich auf dem Spiel­feld einen Mann­schafts­ka­me­ra­den vor, weil der einen Pat­zer gemacht hat. Offen­sicht­lich mit der Kom­po­nen­te öffent­lich im Gegen­satz zu pri­vat: »… Mel­vin Mora brea­king for third base with two outs in the ninth inning and the Orio­les down by two runs … and Jay Pay­ton get­ting ticked off becau­se it dis­trac­ted him at the pla­te? … what is Pay­ton thin­king by airing him out in the dugout? That should have been a pri­va­te moment, taken up in the club­house, but the MASN came­ras caught it

Hier wür­de man eher von Levi­ten lesen spre­chen, den­ke ich mal. Des­glei­chen in die­sem Fall: »I Air Out Floyd May­wea­ther on Sha­de 45 … I explai­ned how I thought Floyd May­wea­ther was a gre­at figh­ter but he needs to stop fuck­ing around and start fight­ing the best figh­ters in his own weight class. When May­wea­ther was young and hun­gry he fought some of the bad­dest dudes he could get his hands on…«

Wie auch immer, einer meint gar, das Prin­zip hin­ter all dem »airing out« gese­hen zu haben: »[This is] how it shoul­da been, if you gon­na air someone out, give facts and damn a diss song has pro­ved to bring artists back. I know some old twis­ta fans who remem­ber that song whe­re he MURDERED them on the ver­se and Lay­zie hit em up like, ‘whats good?’ Then they make a gem. Vio­lence can errupt… but I think Bone is like every other artist… not gon­na pop off.«

Ob man die ers­ten Leu­te »on the air«, also im Radio, run­ter­ge­macht oder bloß­ge­stellt hat? Und die Wen­dung sich dann ver­selbst­stän­digt hat? Glau­be ich weni­ger, aber es wäre der wei­te­ren Recher­che wert.

SlangGuy

Übersetzer & Wörterbuchmacher

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