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Prä­sent Nr. 2: Abs­tract Hip-Hop – Degiheugi

Wenn ich mich schon ent­schei­den müss­te, was ich Gott sei dank nicht muss, aber sei’s drum, um des Argu­ments wil­len, Degi­he­u­gi wäre der Favo­rit unter all den Sound­bast­lern, deren Musik es im Web so zu ent­de­cken gibt. Wie im Fal­le so eini­ger sei­ner Kol­le­gen, ist trotz groß­ar­tig rea­li­sier­ter Web­site und aller­hand ande­ren Inter­net­auf­trit­ten auf die Schnel­le nichts Rech­tes über den Bri­coleur zu erfah­ren. Aber mal sehen…

Ken­nen gelernt habe ich die Arbeit des genia­len fran­zö­si­schen Sound­bast­lers bereits vor eini­gen Jah­ren auf der Über-Musik­si­te Jamen­do, das trip­pi­ge Tag »Abs­tract Hip­hop« hat­te mich – oder mei­nen eben­falls ein­schlä­gig inter­es­sier­ten Nach­barn – zu ihm geführt. Als er von Jamen­do nach eini­ger Zeit wie­der ver­schwand, fand ich das scha­de. Aber nach dem ers­ten Schreck ent­deck­te ich dann sei­ne Home­page, auf der man sei­ne Mucke größ­ten­teils für lau1 abgrei­fen kann. Mit Abs­tract Sym­po­si­um, Bro­ken Sym­pho­ny, Time to Take Out the Trash, Only After the  Show und Aqui­lon-lp01 habe ich mitt­ler­wei­le fünf groß­ar­ti­ge LPs von dem Mann.

»Ich sehe und lebe mei­ne Musik so«, heißt es auf sei­ner Web­site, »Zer­le­gen, Zusam­men­set­zen, Zer­mah­len und TEILEN!«Und der Stil? Nun, wenn man den Sound von Degi­he­u­gi denn schon unbe­dingt mit einem Eti­kett ver­se­hen und ver­glei­chen muss, so bewegt er sich, laut dem Meis­ter selbst, »zwi­schen Rjd2, Block­head, Bono­bo oder Chi­ne­se Man und Wax Tail­or, um nur eini­ge zu nen­nen«. Nichts­des­to­we­ni­ger hat er eine ganz eige­ne Hand­schrift, die einen sei­ne Tracks prak­tisch vom Fleck weg erken­nen lässt.



Bei aller Mühe, die ich mir hier mit den You­tube-Tracks gemacht habe, sie geben bes­ten­falls ein annä­hern­des Bild vom Werk des Man­nes. Man soll­te sich die CDs schon ganz rein­tun. Gucken Sie hier.

*

Zugan­ge ist er eige­ner Aus­sa­ge nach seit 1998. Ange­fan­gen hat er als DJ und Spaß am Vinyl. Und nach eini­gen Jah­ren Scrat­chen hat er eine Rap­grup­pe ken­nen gelernt. Und schließ­lich rea­li­sier­te er sei­ne ers­ten Pro­duk­tio­nen. Seit 2003 ent­wi­ckelt er sich nach und nach weg vom »tra­di­tio­nel­len Hip­hop« und fand zu einer eige­nen Stim­me, einem eige­nen Touch, einem eige­nen Stil. Gedrängt, sei­nen Stil zu defi­nie­ren, spricht er von einer Mélan­ge aus »Hip­hop, Tri­phop, und Abs­tract Hiphop«.
Mehr als auf sei­ner schö­nen Home­page ist, so scheint es, ist über sei­ne MySpace-Sei­te in Erfah­rung zu brin­gen. Zum Bei­spiel ein Link zu einem Inter­view auf trip-hop.net. Und hier gleich noch eines auf L’arb­re Marius.

Er gibt sich übri­gens recht bescheiden:

Trip-Hop.net : The Bro­ken Sym­pho­ny war ein eher beschei­de­ner Erfolg beschie­den, wur­de aber rasch zu einer Art Refe­renz für das Gen­re. Ohne hier die ewi­ge Debat­te um die Qua­li­tät von Gra­tis­mu­cke auf­zu­grei­fen, hast du dir hin­sicht­lich dei­nes nächs­ten Opus das eine oder ande­re gegönnt?

Degi­he­u­gi: Refe­renz für das Gen­re – also das ist jetzt aber von dir! Ich hab nur gemacht, was mir Spaß macht und was ich damals eben gra­de gern hör­te. Ich habe durch das Album neue Leu­te ken­nen gelernt, die größ­ten­teils auch auf dem neu­en ein­ge­la­den waren. Außer­dem hat es mir eine gewis­se Bekannt­heit beschert, ich hat­te eine Men­ge Zuschrif­ten, und mit eini­gen die­ser »Fans« habe ich der­zeit einen regen Aus­tausch, inter­es­san­te Begeg­nun­gen, wirk­lich, mensch­lich sehr positiv.

Okay, und bei Mari­us erfah­ren wir denn end­lich ein biss­chen mehr zu sei­ner Biographie.

Ich kom­me aus Saint-Malo, einer klei­nen Stadt in der Bre­ta­gne. Ich stam­me aus recht beschei­de­nen Ver­hält­nis­sen, Vater Mau­rer, Mut­ter Haus­frau… Kurz, es war kein Zucker­le­cken. Ich bin in einer Sozi­al­woh­nung auf­ge­wach­sen, aber mei­ne Eltern haben dafür gesorgt, dass es uns an nichts fehl­te, mei­nen Schwes­tern und mir,  mit ihren beschei­de­nen Mit­tel, klar… Aber sie haben uns eine gute Schul­bil­dung mit­ge­ge­ben, wofür ich ihnen dank­bar bin. Andern­falls… ich war ein Stra­ßen­jun­ge, was soll ich sagen?! Die Kari­ka­tur der klei­nen Rotz­na­se aus dem Vier­tel! Immer auf dem Sprung, ziem­lich respekt­los, jeden Scheiß gemacht, den man nicht machen soll­te. Ich habe lan­ge gebraucht, um mich zu beru­hi­gen. Die Schu­le habe ich mit 15 geschmis­sen. Leh­re als Metall­bau­er… Recht jung schon arbeits­los… Bis ich dann den Hin­tern hoch gekriegt habe und wie­der zur Schu­le gegan­gen bin. Um schließ­lich Info­gra­fi­ker2 zu wer­den, und ich kann dir sagen, das liegt mir hun­dert­mal mehr als der Metall­bau! Was mei­ne kul­tu­rel­le Bil­dung angeht, puh… ich bin mit Fern­se­her und Video­spie­len auf­ge­wach­sen! Ich habe nie groß Bücher gele­sen, mein Leb­tag nicht. Aber ich bin recht neu­gie­rig, ich ler­ne unheim­lich gern was dazu. Mich inter­es­siert alles Mög­li­che… Was ich mir vor­ge­stellt habe, wenn ich mal groß bin? Na, dass ich reich wer­de, wenn ich groß bin, werd ich reich! Aber im Ernst, ich woll­te von mei­ner Musik leben, aber ich habe mich im Lauf der Jah­re damit abge­fun­den, dass ich ein­fach nicht moti­viert genug bin, mit Sicher­heit nicht bestän­dig genug. In mei­ner Umge­bung hieß es meist, »such dir einen Job, dann kannst du Musik machen!« Ich bin’s im Augen­blick recht zufrie­den damit, aus Spaß an der Freu­de Musik zu machen, und ich habe dane­ben noch ein Leben, mit dem ich voll zufrie­den bin.

Ach ja, und da wäre noch der Name…

Degi­he­u­gi, ist das dein Vor­na­me? War­um Degiheugi? 

Jou, kei­ner kriegt den Namen rich­tig hin! Okay, mal so gesagt, hätt ich gewusst, dass ich mal ein Bein auf den Boden krie­ge, ich hät­te mir einen ande­ren Nick aus­ge­sucht… Aber unter mei­nen Kum­peln war der Name die Gau­di… Ich war vor­her DJ bei einer Rap­grup­pe.… Da war ich Djej, weil ich DJ war und mit Vor­na­men Jéro­me hei­ße, also haben mei­ne Freun­de mich Jej oder Jéjé genannt… Und als ich das dann mal Buch­sta­be für Buch­sta­be las, kam’s mir: D.J.E.J…3 Und das hab ich dann so unmög­lich geschrie­ben, wie’s eben ging: Degi­he­u­gi! Uff! Soweit die Erklä­rung zu zwei Euro! 

  1. eine Spen­de wäre natür­lich sicher will­kom­men, der Mann ist jeden Cent wert []
  2. Er sagt »info­gra­phis­te«; ich hof­fe, das Wort, das mir bis heu­te unbe­kannt war, drückt im Fran­zö­si­schen das­sel­be aus; wenn ich mal Zeit habe, ver­su­che ich dem nach­zu­ge­hen []
  3. Er spricht natür­lich Fran­zö­sisch: dö-schi-ö-schi; mit fran­zö­si­schem »ö«, ver­steht sich []
SlangGuy

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