Nun, Jeremy Rifkin und sein Team, um das so knapp als möglich zu umreißen, haben einen Fünf-Säulen-Plan mit zweierlei Ziel ausgearbeitet: Zum einen soll er durch die Einführung des kohlenstofffreien Zeitalters die Klimakatastrophe abwenden und damit letztlich die Spezies vor dem Aussterben bewahren; zum anderen soll er unsere gute alte Marktwirtschaft wieder in Schwung bringen, und sei es auch nur für ein allerletztes Mal.
Aber wie sollen sie denn nun aussehen, diese wundersamen fünf Säulen der dritten und letzten industriellen Revolution? Nun, kurz gesagt:
Von größter Wichtigkeit, das betont Rifkin immer wieder, sei dabei, alle diese fünf Säulen gleichzeitig aufzubauen; sonst habe das Ganze überhaupt keinen Sinn – jede der genannten Säulen kann nur in Verbindung mit allen anderen funktionieren.
Weltweit wird der Aufbau dieser fünfsäuligen Infrastruktur »Hunderttausende neuer Unternehmen schaffen und Hunderte Millionen neuer Arbeitsplätze«. Aber der wahre Multiplikatoreffekt nämlich trete eben erst ein, »wenn die Interaktion zwischen den einzelnen Säulen zu einem neuen Paradigma führt. Für sich genommen würde jede der fünf Säulen der DIR-Infrastruktur der Wirtschaft lediglich einen marginalen Mehrwert bringen; nur vereint, in einem interaktiven System, einem sich entwickelnden Organismus, verhelfen sie der neuen Wirtschaft zum Start«.
Es ist klar, dass diese Säulen staatlicherseits abzusegnen, gesetzlich zu verankern und nicht zuletzt auch zu fördern sind. Und beim Staat hat Rifkin zu Hause bisher am wenigsten Glück; er und sein Team haben diese Strategie vor allem in Europa verkaufen können. Rifkin ist Beratur der Europäischen Union, die seiner Dritten Industriellen Revolution bereits grünes Licht gegeben. Und ich als Übersetzer konnte mich bei der Arbeit einige Male des Verdachts nicht erwehren, dass Rifkin das Buch nicht nur als Werkstattbericht und Zwischenbilanz geschrieben hat, sondern auch um seinen amerikanischen Landsleuten die Fortschritte Europas auf dem Weg zu seiner Dritten Industriellen Revolution und damit in ein nachhaltiges Zeitalter aufzuzeigen. Er spricht vom »Internet-Präsidenten«, der nichts kapiere; Washington befinde sich nach wie vor im Würgegriff der Öllobby; es bestehe durchaus die Möglichkeit, dass Amerika die falschen Entscheidungen trifft und damit den Anschluss verpasst. Rifkin scheint durchaus von der Absicht motiviert, mit seiner Bilanz seinen Landsleuten ihre Rückständigkeit und Engstirnigkeit vor Augen zu führen.
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