Dieser alte Dorn in meinem Auge kam mir am Samstagabend bei Tom Robinsons zweistündigem Brian Eno-Interview auf BBC6 in den Sinn. Die beiden waren auf Enos jüngste Experimente mit dem gesprochenen Wort, tja, zu sprechen gekommen, auf seine Arbeit mit dem Lyriker Rick Holland, der die Texte zu Enos Album Drum Between the Bells geschrieben hat. Was ihn zu dieser Zusammenarbeit bewegt hätte, wollte Tom Robinson wissen.
»Ich wollte einen Lyriker«, sagte Eno auf seine typisch wohlüberlegte Art,1 »der mir ganz kurze Gedichte schreibt, was ausgesprochen wichtig war, da man, wenn man aus Sprache Musik machen will, gar nicht so viel Sprache braucht. Songs sind, von der sprachlichen Seite her, eher Leichtgewichte, es sei denn, man ist…«
»… Bob Dylan …«
»… Bob Dylan, genau.«
Man hört sie beide lachen. Schmunzeln rundum. Wobei mir Bob Dylans letzte CD Tempest einfiel…
Aber um wieder auf die vielzitierte Kürze zurückzukommen: Der Titelsong der CD »Tempest« ist verdammt lang. Eine Viertelstunde lang erzählt er im gemütlichen 6/8‑Takt in simplen Kreuzreimen vom Untergang ausgerechnet der Titanic. Ich bin kein Kritiker und gehöre schon gar nicht zu denen, die Dylan zum Vorwurf machen, er führe sie nicht endlich aus den Sixties heraus.3 Was seinerzeit aus einem struweligen jungen Kerl kam, der mit großen Augen im brodelnden Greenwich Village eingetroffen und unter dem Einfluss des Zeitgeists zum peitschenknallenden Kutscher eben dieses Zeitgeists geworden war, ließ sich so wenig lenken, wie sein Versiegen sich aufhalten ließ. Die geradezu phantastisch gehaltvollen Bilder, mit denen er damals um sich warf, ließen einem auch die längeren Songs nicht lang oder gar langweilig werden.
Keine Ahnung, wenigstens ist »Roll On, John« nur genau halb so lang wie Dylans Untergang der Titanic…
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