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Ugs.-Projekt 16: Aufriss

Sie erin­nern sich? Stets auf der Suche nach brauch­ba­ren Wör­tern und Wen­dun­gen aus allen Win­keln unse­rer deut­schen Sprach­land­schaft für unse­re Über­set­zun­gen. Der heu­ti­ge Ein­trag, so wer­den selbst die paar Dut­zend auf­ge­klär­ter Zeit­ge­nos­sen, die hier – mehr oder weni­ger genau – mit­le­sen, sich den­ken, wäre nun wirk­lich nicht nötig gewe­sen. Weil das Wort nichts mit Dia­lekt zu tun habe und es ein jeder kennt. Nun, das Wort hat zum einen mehr Bedeu­tun­gen als die, an die Sie im ers­ten Augen­blick gedacht haben, zum ande­ren ist es wie kaum ein ande­res Hafer für mein Steckenpferd… 

Las­sen wir mal Heinz Küp­pers ers­te Bedeu­tung für »Auf­riß« – den »Streif­schuß« (»Er reißt die Haut auf.«) – bei­sei­te, der offen­bar unter unse­ren Land­sern im Zwei­ten Welt­krieg geläu­fig war. Neh­men wir die Bedeu­tung, an die Sie ver­mut­lich als ers­te den­ken, wenn Sie das Wort »Auf­riss« hören, näm­lich die »Bekannt­schafts­an­knüp­fung«, wie Küp­per das gscha­mig nennt. Gera­de die­se Bedeu­tung macht »Auf­riss« zu einem der Wör­ter, die, ver­lässt man sich auf Küp­pers Wör­ter­buch der deut­schen Umgangs­spra­che, mei­ne For­de­rung nach kon­se­quen­ter wort­tech­ni­scher Aus­beu­tung unse­rer hei­mi­schen Dia­lek­te – heu­te wür­de man das viel­leicht als »dialect mining« bezeich­nen – beson­ders gut stützen. 

Küp­per näm­lich setzt die Geburt des Wor­tes unter den Halb­wüch­si­gen Öster­reichs der 1950er-Jah­re an. Falls dem so ist, wem möch­te da noch ein Argu­ment dage­gen ein­fal­len, bei der Nut­zung der deut­schen Spra­che in Über­set­zun­gen auch in die Dia­lek­te zu gehen? Es gibt Wör­ter und Wen­dun­gen, die gesamt­deutsch Kar­rie­re machen. Wir kön­nen dazu bei­tra­gen, indem wir sie Nut­zen, ver­hin­dern kön­nen wir den Auf­stieg eines wirk­lich tüch­ti­gen, fürs Über­le­ben im All­tag gerüs­te­ten Wor­tes nicht. Sprach­li­cher Dar­wi­nis­mus? Irgend­wie. Ja. 

Aber es gibt auch eine ande­re Bedeu­tung, die mir seit gerau­mer Zeit auf­fällt. Und das ist die des »Auf­wands« bzw. der »Auf­re­gung«, die man um etwas macht. Küp­per hat die­se Bedeu­tung nicht, eben­so wenig der gro­ße Duden in den zehn Bän­den. Jemand sol­le doch »kei­nen sol­chen Auf­riss« um etwas machen. Man hört es im Fern­se­hen. Man fin­det es allent­hal­ben im Web. 

Und die­se neue­re Bedeu­tung ist auch die, wegen der »Auf­riss« in Slang Guys Wör­ter­buch der deut­schen Umgangs­spra­che und in Über­set­zun­gen muss. 

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=== Auf­riss ===

(1) Subs. gro­ßer Auf­wand; Getue; unnö­ti­ge Umstän­de: »einen sol­chen Auf­riss machen«, »kei­nen sol­chen Auf­riss machen«, »einen Rie­sen­auf­riss machen«, »einen Mords­auf­riss machen«, »was für ein Aufriss«

 »Also so ein Schnul­li, nein, nein! Nicht mal bei der Glo­cke ist hier so ein Auf­riss, und die ist echt nicht nor­mal!« WWW »Poli­zei wo man nur hin­guck­te. Und der Zaun ist echt beklem­mend. Mann, man wat nen Auf­riß für 5 Tage!« WWW »Ich fin­de schon allein mal zu Döne­ra­li fah­ren, das ist doch schon so ein Auf­riss wenn man ein Kind hat, mal krass gesagt.« WWW »So ein Auf­riß für eine Selbst­ver­ständ­lich­keit?« WWW

sinnvw.: Zir­kus; Gedöns; Thea­ter; Affen­thea­ter; Gewe­se; Affen­zeck; Pflanz; Wir­bel; Wind; Tamtam. 

=== Auf­riss ===

(2) Subs. Auf­re­gung: »einen sol­chen Auf­riss machen«, »kei­nen sol­chen Auf­riss machen«, »einen Rie­sen­auf­riss machen«, »einen Mords­auf­riss machen«, »was für ein Aufriss«

»Wat nen Auf­riss um nichts, aber das passt eini­gen kar­rie­re­gei­len Fuz­zis mal wie­der schön in Kram, und das gan­ze wird auf­ge­kocht.« WWW »Machen die so ein Auf­riss?« WWW »Aber ich fra­ge mich war­um hier des­we­gen so ein Auf­riss gemacht wird, immer­hin wur­den die ursprüng­li­chen MIDI Datei­en von Bliz­zard frei­ge­ge­ben.« WWW »da sind 2 rela­tiv unwich­ti­ge spie­ler 10 ver­ficc­te min. zu spät zu ner doping­kon­trol­le gekom­men, die hin­ter­her eh nega­tiv war. war­um macht man da son kras­sen auf­riss?« WWW »Es gab wohl in 44 Jah­ren James Bond noch nie einen sol­chen Auf­riss in den Medi­en bei einem Wech­sel der Dar­stel­ler des James Bond, wie in Casi­no Roya­le.« WWW »Eigent­lich ein Wahn­sinns­auf­riss um eine Sache, die vor­her gar kei­nen inter­es­siert hat (ich wuss­te nicht, dass [Gut­ten­berg] einen Dok­tor­ti­tel hat und ich « WWW

sinn­verw.: Thea­ter; Wir­bel; Aufstand;

=== Auf­riss ===

(3) Subs. Anknüp­fung einer Bekannt­schaft; das Ken­nen­ler­nen zum Zweck einer (sexu­el­len) Bezie­hung; erfolg­rei­che Kontaktaufnahme.

»Wir soll­ten wie­der mal einen Auf­riss tätigen.«

sinnvw.: Eroberung; 

=== Auf­riss ===

(4) Subs. Per­son, die man »auf­ge­ris­sen« / ken­nen­ge­lernt hat; Begleiter[in]; Liebschaft.”’ 

»Wir soll­ten wie­der mal einen Auf­riss täti­gen.« »Er war ihr ers­ter Auf­riss in der neu­en Stadt gewe­sen, noch am sel­ben Abend hat­te er was mit einer ande­ren gehabt.« WWW 

sinnvw.: Eroberung; 

=== Auf­riss ===

(5) Subs. (Milieu) erfolg­rei­che Kon­takt­auf­nah­me mit einem Kun­den bzw. der Kun­de selbst.

»Ihr ers­ter Auf­riss am Tag woll­te nur einen gebla­sen haben.«

sinnvw.: Freier; 

=== Auf­riss ===

(6) Subs. Geldbeschaffung.

»einen Auf­riß von zehn Rie­sen machen« (sich zehn­tau­send Euro beschaffen)

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SlangGuy’s Wör­ter­buch der deut­schen Umgangssprache
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