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Deut­scher Slang à la 1892 (27)

Im Mosa­ik mei­ner Bemü­hun­gen, ein Bild des­sen zu ver­mit­teln, was wir – heu­te und his­to­risch – als »Slang« bezeich­nen, möch­te ich hier eine der ers­ten Samm­lun­gen vor­stel­len, die – nach eng­li­schem Vor­bild – unter die­sem Begriff für die deut­sche Spra­che zusam­men­ge­tra­gen wur­den. Die Ein­lei­tung die­ser Samm­lung ist eben­so inter­es­sant wie auf­schluss­reich. Sie ist außer­dem einer der ers­ten Bele­ge für die Aner­kennt­nis einer gesamt­deut­schen Umgangs­spra­che, an die wir im Augen­blick, dank des Inter­nets, in rasen­dem Tem­po letz­te Hand anzu­le­gen schei­nen. Ich per­sön­lich neh­me das Fol­gen­de als ers­tes Kapi­tel mei­ner Mis­si­on, mehr Umgangs­spra­che aus allen deut­schen Gegen­den bei der Über­set­zung aus Fremd­spra­chen zu verwenden.

Das Vor­wort zu Arnold Gen­thes, Deut­sches Slang habe ich bereits hier vor­ge­stellt. Ich möch­te im Lau­fe der nächs­ten Zeit die Samm­lung selbst vor­stel­len. Inter­es­sant dabei ist, dass Gen­the 1892 kaum ein Wort bzw. eine Wen­dung bringt, die wir nicht auch heu­te noch als soli­des Umgangs­deutsch bezeich­nen wür­den. Um der Samm­lung etwas mehr Gewicht zu geben, wer­de ich den einen oder ande­ren Ein­trag durch einen Blick in ande­re Wör­ter­bü­cher oder ins Inter­net aus­füh­ren bzw. kommentieren.

Arnold Gen­the, Deut­sches Slang

Eine Samm­lung fami­liä­rer Aus­drü­cke und Redens­ar­ten
Straß­burg: Ver­lag von Karl J. Trüb­ner, 1892.

***

Fort­set­zung von hier.

[52 saug­rob – Schlaaks.]

saug­rob. a., (derb) sehr grob. Sau­wet­ter. n., (derb) schlech­tes Wetter.

Schab­bes, m., Sab­bat, Sonn­tag; Schab­bes­de­ckel, m., Bezeich­nung für einen schlech­ten Hut.

Schach­tel, f., alte Schach­tel= alte Jungfer.

schach­teln, v. tr., packen (s. ein­schach­teln, v. tr. ).

scha­nie­ren, v. refl., sich genie­ren, blö­de sein; scha­nier­lich, a., genierlich.

schan­zen, v. int., ange­strengt arbeiten.

Schar­te­ke, f., gew. alte Schar­te­ke = altes Gerät Buch; (auch von Menschen).

1) von alten schrift­stü­cken, büchern, im ver­ächt­li­chen sin­ne, auch schlech­tes, unnüt­zes, wert­lo­ses schrift­stück, buch über­haupt: nichts des­to weni­ger fuh­ren wir die wei­le zu stand, woll­ten in unser pfarr­kir­chen auch nicht nach ihren päpst­li­chen scar­te­cken, son­dern nach unsern katö­ni­chen (spott­na­me für die bücher der pro­tes­tan­ten) spre­chen; wel­che, wie wenig und gerin­ge sie sind, haben sie doch mehr guts gethan bey der kir­chen, denn alle päpst und juris­ten sämpt­lich mit allen scar­te­cken gethan haben. Luther brie­fe 5, 716; also feg­ten wir unser kir­chen und pfarr von heim­li­chen gelub­den, und was mehr der lau­sich­ten scar­te­cken der juris­ten uns nicht leid­lich war. eben­da; von wegen dei­ner gotts­les­te­ri­gen scar­te­ken. Albe­rus wid­der Jörg Wit­zeln mam­me­lu­ken B 3a; als die doc­to­res und ihres glei­chen fal­len von allen ihren büchern zu der alten wei­ber küns­ten und adli­chen expe­ri­men­ten, schar­te­ken und vade mecum.1

2) all­ge­mein, abge­nutz­ter oder wert­lo­ser gegen­stand: die möbeln in der stu­be sind alte schar­te­ken; auf dem boden sind aller­hand schar­te­ken ange­häuft; ich habe bereits geträumt, mei­ne so schö­nen brac­tea­ten sei­en nach­ge­mach­te schar­te­ken. Immer­mann Münchh. (1841) 1, 237. auch von men­schen: nd. sei is ’ne oll scharr­teik, ein altes weib. Mi 75a.1

3) in älte­rer zeit begeg­net das wort aus­zer­dem in der all­ge­mei­nen bedeu­tung char­ta oder dergl.: mnd. heb­ben des to mehr tüch­nis­se unse ange­boh­re­ne ing­he­se­gel .. gedruckt bened­den des­se scrift .. der ein ider part desser ver­se­gel­ten scar­te­cen eyn by sick hefft. urk. von 1536 im brem. wör­terb. sup­pl. 272; schreibs ins hertz, und nit auff ein scar­teck, was dir lieb ist zu ler­nen und zu behal­ten (über­set­zung von cor­di, non char­tae tra­das, quae nove­ris arte). Andr. Gart­ne­ri dic­te­ria pro­ver­bi­alia (Frankf. 1598) 99b. wenn auch in dem zwei­ten beleg das wort einen leich­ten ver­ächt­li­chen neben­sinn haben mag, so kann davon in dem ers­ten bei­spiel so wenig die rede sein, dasz dadurch der von Schm. 2, 471 und Weig­and 2, 552 ver­mu­te­te zusam­men­hang mit ital. scar­ta­re, blät­ter, kar­ten aus­schei­den, weg­wer­fen (scar­ta­bel­lo, scar­ta­f­ac­cio, scar­ta­ta, wisch) sehr frag­lich wird. aus­zer­dem müs­sen alle bekann­ten ita­lie­ni­schen ablei­tun­gen von die­sem verb. als grund­la­gen für schar­te­ke laut­li­chen beden­ken begeg­nen. einer ande­ren ablei­tung, der aus char­ta, ste­hen aller­dings auch beden­ken die­ser art im wege, die höchs­tens durch die annah­me einer ein­wir­kung des franz. char­te geho­ben wer­den kön­nen. char­tae the­ca, das man zu grun­de legen will, war gar kei­ne irgend­wie gebräuch­li­che ver­bin­dung. eher lies­ze sich noch den­ken an chart­ace­us (sc. codex, rotu­lus, libel­lus). zu erwäh­nen bleibt noch scar­te­ckel mit der bedeu­tungsum­ma­ri­scher rech­nungs­aus­zug oder con­spectSchm. 2, 471, das eben­falls sehr wenig in den zusam­men­hang mit scar­ta­re pas­sen will1

1. ‘altes Buch’, Schaʳ­deek (aʳˈ­dēg) [LA-Venn BZ-Dernb Zweibr (Wilms Alph. 47) Pir­mas (Kief­fer 66) PfId. 121], ’schlech­tes, wert­lo­ses Buch’, Schar­te­cke [Klein Prov. 107]; in de alde Schaʳ­de­ege erum­kra­me [ [Ort in der Kar­te anzei­gen] BZ-Dernb]. —
2.
a. ‘alte Frau, alte, zugleich böse u. häß­li­che Frau, alte Jung­fer’, Schimpfw., Scha®deek (a®ˈdēg), meist in der Wend. e aldi (e alt) Sch. [verbr.]; so e aldi Sch.! [ [Ort in der Kar­te anzei­gen] NW-Freinsh]. Die alt Schar­deek, die hot was wegg! [Sie­ben­list 91]. —
b. ‘ver­al­te­ter Frau­en­hut’ [ [Ort in der Kar­te anzei­gen] KU-A’glan]; Syn. s. PfWB Kapot­te. — Klu­ge-Mitz­ka20 637; Süd­hess. V 199; RhWB Rhein. VII 939.2

schä­sen, v. int., lau­fen, schnell gehen; z. B.: die Stra­ße ent­lang schäsen.

schau­de­r­ös, a., schauderhaft.

Schau­er, m., dient zu eini­gen Zusam­men­set­zun­gen: Schau­er­ro­man, m. = Rit­ter- und Räuberroman.

Schau­er­weib, f. = sehr häß­li­ches Frau­en­zim­mer et.

Schau­te, m., Narr.

Schei­be! interj., Aus­druck der Ver­nei­nung einer Bit­te, eines Wun­sches = nein, nichts da; denk nicht dran.

Schid­de­bold, m., Libelle.

Schied­un­ter, m., scherz­haf­te Ver­dre­hung von Unterschied.

schief, a., Red.: sich schief lachen = über­mä­ßig lachen über etw.; schief gewi­ckelt. s. gewi­ckelt; schief gehen, v. int. miß­lin­gen, die Sache wird schon schief gehen.

Schieß­prü­gel, m., Flinte.

Schimp­fe, f., Schelte.

schin­den, v. tr. u. int., etw. genie­ßen ohne zu bezah­len, auf ande­rer Leu­te Rech­nung etw. genie­ßen, z. B.: Mit­tag­essen bei jem. schin­den etc., Kon­zert schin­den, Lokal schin­den etc.; Sub­st. Schin­der, m.

schi­wern, v. int., vor Käl­te zittern.

Schlaaks, m., lan­ger, unbe­hol­fe­ner Mensch

Fort­set­zung hier.

  1. Deut­sches Wör­ter­buch von Jacob Grimm und Wil­helm Grimm [] [] []
  2. Pfäl­zi­sches Wör­ter­buch []
SlangGuy

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