Nach der Maxime, Sie hier an einem Ort geballt über all das zu informieren, was im Zusammenhang mit Donald J. Trump zur Meinungsbildung erforderlich ist, soll heute ein Thema angesprochen werden, dass Amerikas Republikanern ganz besonders aufzustoßen scheint, und das ist alles, was sich nur irgendwie unter dem Begriff »woke« zusammenfassen lässt. Es geht hier freilich weder um eine Erklärung des Begriffs, noch um einen weiteren überflüssigen Beitrag zu seiner Diskussion. Es soll also weder um die Moralismus-Debatte gehen, schon gar nicht um Geschwollenes für oder wider Derrida, noch um den mit alledem verwandten Begriff des Cancelns. Es soll hier lediglich kurz angerissen werden, was Trump und seine Sekte an »woken« Zeitgenossen so kolossal irritiert, ob diese sich nun selbst so bezeichnen oder nicht.
Sie erinnern sich, wir hatten im letzten Beitrag den Präsidenten des Thinktanks Heritage Foundation zitiert: »Der nächste konservative Präsident muss die Institutionen der amerikanischen Zivilgesellschaft zu einem harten Ziel1 für woke Kulturkrieger machen. Das beginnt mit der Beseitigung der Begriffe sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität (SOGI), Diversität, Gleichberechtigung und Inklusivität (DEI), Geschlecht, Geschlechtergleichheit, Geschlechtergerechtigkeit, Geschlechtsbewusstsein, geschlechtersensibel, Abtreibung, reproduktive Gesundheit, reproduktive Rechte und aller anderen Begriffe, die verwendet werden, um Amerikanern ihre Rechte aus dem Ersten Verfassungszusatz zu nehmen, aus jedem Bundesgesetz, jeder Amtsverordnung, jedem Vertrag, jeder Förderung, jeder Richtlinie und jedem Gesetz, das es gibt.«2
Da haben Sie im Wesentlichen schon alles drin. Aber beginnen wir mit dem übergeordneten Problem: »Mike Pence wird in seiner Rede an der University of Virginia heute Abend über Bidens ›rückhaltloses Bekenntnis‹ zum ›Angriff der woken Linken auf Kultur und Werte‹ und die Studenten, die ihn zu versuchten, vom Leder ziehen.«3
Also, fassen wir zusammen:
Es soll hier, wie gesagt, weder um die Entwicklung eines ursprünglich durch und durch auf die Identität politisch bewusster amerikanischer Schwarzer Bezug nehmenden Adjektivs gehen, noch um dessen Aneignung durch politisch korrekte Weiße und den ihnen eignenden Dünkel, was zwangsläufig zu einer Umkehr der Bedeutung ins abfällige Gegenteil führen musste. Nein, es geht hier um den abgrundtiefen Hass, mit dem die amerikanische Rechte diesem Adjektiv und der Haltung dahinter begegnet. Welche Ängste diesen Hass hervorgebracht haben, wäre sicher mehr als einen Blogeintrag wert. Wichtig sind hier die Folgen für die Gemeinschaft, wenn derlei Gefühlsaufwallungen zu Gesetzen wie Floridas »Stop W.O.K.E. Act« führen: »Wir müssen ›die Woken‹ in unseren Schulen bekämpfen. Wir müssen ›die Woken‹ in unseren Unternehmen bekämpfen. Wir müssen ›die Woken‹ in den Behörden bekämpfen«, erklärte Floridas Gouverneur Ron DeSantis … Wir dürfen niemals vor der ›Woke‹-Ideologie kapitulieren. Und ich sage Ihnen, dass der Staat Florida der Ort ist, an dem die ›Woke‹-Ideologie sterben wird.«6
»Der ›Stop W.O.K.E.-Act‹ bedroht nicht nur die Meinungsfreiheit und den Lebensunterhalt von Lehrern – insbesondere von schwarzen Lehrern, die mit größerer Wahrscheinlichkeit Fächer unterrichten, die die verbotenen Konzepte beinhalten. Es wird auch unbestreitbar die Qualität der Bildung aller Schüler von Floridas staatlichen Lehranstalten beeinträchtigen.«7
Auch wenn ein Richter das Gesetz unter Berufung auf seine Verfassungswidrigkeit an höheren Bildungsanstalten aufgehoben hat – »Die Verantwortlichen des öffentlichen Universitätssystems in Florida haben dem Staat die uneingeschränkte Befugnis zugesprochen, seine Professoren im Namen der ›Freiheit‹ mundtot zu machen.« –, es ist nicht vom Tisch.8
Und wir sprechen hier nicht nur von Trump. Ich zitierte noch einmal den Präsidenten des Thinktanks Heritage Foundation: »Der nächste konservative Präsident muss die Institutionen der amerikanischen Zivilgesellschaft zu einem harten Ziel für woke Kulturkrieger machen.«
Anmerkungen
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