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Trump-Wör­ter­buch #20: anti-woke

Nach der Maxi­me, Sie hier an einem Ort geballt über all das zu infor­mie­ren, was im Zusam­men­hang mit Donald J. Trump zur Mei­nungs­bil­dung erfor­der­lich ist, soll heu­te ein The­ma ange­spro­chen wer­den, dass Ame­ri­kas Repu­bli­ka­nern ganz beson­ders auf­zu­sto­ßen scheint, und das ist alles, was sich nur irgend­wie unter dem Begriff »woke« zusam­men­fas­sen lässt. Es geht hier frei­lich weder um eine Erklä­rung des Begriffs, noch um einen wei­te­ren über­flüs­si­gen Bei­trag zu sei­ner Dis­kus­si­on. Es soll also weder um die Mora­lis­mus-Debat­te gehen, schon gar nicht um Geschwol­le­nes für oder wider Der­ri­da, noch um den mit alle­dem ver­wand­ten Begriff des Can­celns. Es soll hier ledig­lich kurz ange­ris­sen wer­den, was Trump und sei­ne Sek­te an »woken« Zeit­ge­nos­sen so kolos­sal irri­tiert, ob die­se sich nun selbst so bezeich­nen oder nicht. 

Sie erin­nern sich, wir hat­ten im letz­ten Bei­trag den Prä­si­den­ten des Thinktanks Heri­ta­ge Foun­da­ti­on zitiert: »Der nächs­te kon­ser­va­ti­ve Prä­si­dent muss die Insti­tu­tio­nen der ame­ri­ka­ni­schen Zivil­ge­sell­schaft zu einem har­ten Ziel1 für woke Kul­tur­krie­ger machen. Das beginnt mit der Besei­ti­gung der Begrif­fe sexu­el­le Ori­en­tie­rung und Geschlechts­iden­ti­tät (SOGI), Diver­si­tät, Gleich­be­rech­ti­gung und Inklu­si­vi­tät (DEI), Geschlecht, Geschlech­ter­gleich­heit, Geschlech­ter­ge­rech­tig­keit, Geschlechts­be­wusst­sein, geschlech­ter­sen­si­bel, Abtrei­bung, repro­duk­ti­ve Gesund­heit, repro­duk­ti­ve Rech­te und aller ande­ren Begrif­fe, die ver­wen­det wer­den, um Ame­ri­ka­nern ihre Rech­te aus dem Ers­ten Ver­fas­sungs­zu­satz zu neh­men, aus jedem Bun­des­ge­setz, jeder Amts­ver­ord­nung, jedem Ver­trag, jeder För­de­rung, jeder Richt­li­nie und jedem Gesetz, das es gibt.«2

Da haben Sie im Wesent­li­chen schon alles drin. Aber begin­nen wir mit dem über­ge­ord­ne­ten Pro­blem: »Mike Pence wird in sei­ner Rede an der Uni­ver­si­ty of Vir­gi­nia heu­te Abend über Bidens ›rück­halt­lo­ses Bekennt­nis‹ zum ›Angriff der woken Lin­ken auf Kul­tur und Wer­te‹ und die Stu­den­ten, die ihn zu ver­such­ten, vom Leder zie­hen.«3

Also, fas­sen wir zusammen: 

  • »woke« wird links ver­or­tet und das ist bei den Repu­bli­ka­nern gleich­be­deu­tend mit »links­ra­di­kal« – »the radi­cal woke left« –, sozia­lis­tisch und kom­mu­nis­tisch und somit die Sün­de schlechthin.
  • »woke« ist gegen jede Dis­kri­mi­nie­rung (okay, außer derer, die ande­rer Ansicht sind, aber das las­sen wir hier mal außen vor). Die MAGA-Rech­te dage­gen lebt prak­tisch von der Diskriminierung.
  • »woke« ist gegen Ras­sis­mus. Trump und sei­ne Sek­te haben da Pro­ble­me. Bill Weld etwa, ehe­dem Gou­ver­neur von Mas­sa­chu­setts und aus­sichts­rei­cher Her­aus­for­de­rer von Prä­si­dent Donald Trump für die repu­bli­ka­ni­sche Nomi­nie­rung 2020, bezeich­ne­te den Prä­si­den­ten als »rasen­den Ras­sis­ten«, die Repu­bli­ka­ner wür­den als ›Par­tei des Ras­sis­mus‹ daste­hen, soll­ten sie sich bei der kom­men­den Wahl nicht von Trump distan­zie­ren. »Er ist ein kom­plet­ter, durch und durch ras­sis­ti­scher Mensch.«4
  • »woke« tritt für die Rech­te der Frau­en ein. Wenn wir an mora­li­sche Wer­te wie die Wie­der­her­stel­lung der Fami­lie mit allem, was die­se For­de­rung impli­ziert, den­ken sowie an das tota­le Ver­bot des Schwan­ger­schafts­ab­bruchs, dürf­ten Frau­en nach einer Wie­der­wahl Trumps wohl eher in den Arsch geknif­fen sein.
  • »woke« ist gegen Homo­pho­bie. Sie­he dazu noch mal das Ame­ri­can-Heri­ta­ge-Zitat oben: Begrif­fe wie »Geschlecht, Geschlech­ter­gleich­heit, Geschlech­ter­ge­rech­tig­keit, Geschlechts­be­wusst­sein, geschlech­ter­sen­si­bel« sind aus allen Geset­zen, Bestim­mun­gen und Ver­ord­nun­gen zu streichen.
  • »woke« ist gegen Frem­den­feind­lich­keit. Trump macht aus sei­nen Plä­nen für Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger zum Zweck der Mas­sen­de­por­ta­ti­on von Migran­ten schon lan­ge kei­nen Hehl mehr.5 Im Gegen­teil, er macht Wahl­kampf damit.
  • »woke« ist für Gleich­heit und Gleich­be­rech­ti­gung. Um es noch­mal zu zitie­ren: Begrif­fe wie »Geschlecht, Geschlech­ter­gleich­heit, Geschlech­ter­ge­rech­tig­keit, Geschlechts­be­wusst­sein, geschlech­ter­sen­si­bel« sind aus allen Geset­zen, Bestim­mun­gen und Ver­ord­nun­gen zu streichen.

Es soll hier, wie gesagt, weder um die Ent­wick­lung eines ursprüng­lich durch und durch auf die Iden­ti­tät poli­tisch bewuss­ter ame­ri­ka­ni­scher Schwar­zer Bezug neh­men­den Adjek­tivs gehen, noch um des­sen Aneig­nung durch poli­tisch kor­rek­te Wei­ße und den ihnen eig­nen­den Dün­kel, was zwangs­läu­fig zu einer Umkehr der Bedeu­tung ins abfäl­li­ge Gegen­teil füh­ren muss­te. Nein, es geht hier um den abgrund­tie­fen Hass, mit dem die ame­ri­ka­ni­sche Rech­te die­sem Adjek­tiv und der Hal­tung dahin­ter begeg­net. Wel­che Ängs­te die­sen Hass her­vor­ge­bracht haben, wäre sicher mehr als einen Blog­ein­trag wert. Wich­tig sind hier die Fol­gen für die Gemein­schaft, wenn der­lei Gefühls­auf­wal­lun­gen zu Geset­zen wie Flo­ri­das »Stop W.O.K.E. Act« füh­ren: »Wir müs­sen ›die Woken‹ in unse­ren Schu­len bekämp­fen. Wir müs­sen ›die Woken‹ in unse­ren Unter­neh­men bekämp­fen. Wir müs­sen ›die Woken‹ in den Behör­den bekämp­fen«, erklär­te Flo­ri­das Gou­ver­neur Ron DeS­an­tis … Wir dür­fen nie­mals vor der ›Woke‹-Ideologie kapi­tu­lie­ren. Und ich sage Ihnen, dass der Staat Flo­ri­da der Ort ist, an dem die ›Woke‹-Ideologie ster­ben wird.«6

»Der ›Stop W.O.K.E.-Act‹ bedroht nicht nur die Mei­nungs­frei­heit und den Lebens­un­ter­halt von Leh­rern – ins­be­son­de­re von schwar­zen Leh­rern, die mit grö­ße­rer Wahr­schein­lich­keit Fächer unter­rich­ten, die die ver­bo­te­nen Kon­zep­te beinhal­ten. Es wird auch unbe­streit­bar die Qua­li­tät der Bil­dung aller Schü­ler von Flo­ri­das staat­li­chen Lehr­an­stal­ten beein­träch­ti­gen.«7

Auch wenn ein Rich­ter das Gesetz unter Beru­fung auf sei­ne Ver­fas­sungs­wid­rig­keit an höhe­ren Bil­dungs­an­stal­ten auf­ge­ho­ben hat – »Die Ver­ant­wort­li­chen des öffent­li­chen Uni­ver­si­täts­sys­tems in Flo­ri­da haben dem Staat die unein­ge­schränk­te Befug­nis zuge­spro­chen, sei­ne Pro­fes­so­ren im Namen der ›Frei­heit‹ mund­tot zu machen.« –, es ist nicht vom Tisch.8

Und wir spre­chen hier nicht nur von Trump. Ich zitier­te noch ein­mal den Prä­si­den­ten des Thinktanks Heri­ta­ge Foun­da­ti­on: »Der nächs­te kon­ser­va­ti­ve Prä­si­dent muss die Insti­tu­tio­nen der ame­ri­ka­ni­schen Zivil­ge­sell­schaft zu einem har­ten Ziel für woke Kul­tur­krie­ger machen.« 

Anmer­kun­gen

  1. ↩︎
  2. ↩︎
  3. Rob Cril­ly, »Mike Pence will tear into Biden’s ‘who­le­he­ar­ted embrace’ of the ‘Woke Left’s assault on cul­tu­re and values’ …«. Seni­or U.S. Poli­ti­cal Repor­ter, Dai­ly Mail, 12 April 2022 ↩︎
  4. Rebec­ca Mor­in, »Bill Weld: Trump is a ‘raging racist,’ GOP will be known as ‘par­ty of racism’«. USA TODAY ↩︎
  5. »Trump and allies plan­ning mili­ta­ri­zed mass depor­ta­ti­ons, …« The Washing­ton Post; Eric Lutz, »Donald Trump Is Plot­ting an Even More Aggres­si­ve Anti-Immi­gra­ti­on Agen­da«, Vani­ty Fair. Febru­ary 21, 2024: »Berich­ten zufol­ge plant der ehe­ma­li­ge Prä­si­dent den Ein­satz des Mili­tärs zur Durch­set­zung der Ein­wan­de­rungs­po­li­tik und die Errich­tung von Abschie­be­la­gern an der Gren­ze.« ↩︎
  6. Ishe­na Robin­son, »How Woke Went From ›Black‹ to ›Bad‹«. Legal Defen­se Fund, August 26, 2022. ↩︎
  7. Ishe­na Robin­son, »How Woke Went From ›Black‹ to ›Bad‹«. Legal Defen­se Fund, August 26, 2022. ↩︎
  8. Becky Sul­li­van, »With a nod to ‘1984,’ a fede­ral judge blocks Florida’s anti-‘woke’ law in col­leges«, npr, Novem­ber 18, 2022. ↩︎
SlangGuy

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