Amerikaner, die sich immer noch der Illusion hingeben, diesem orangenen Troll beikommen zu können, klammern sich derzeit verzweifelt an die Hoffnung, seine mutmaßliche Zahlungsunfähigkeit könnte nun doch noch zu seinem Untergang führen. Inwiefern es sich bei dieser Hoffnung um eine Illusion handelt, sei dahingestellt, aber man sollte eines nicht vergessen: Nicht nur ist bislang noch nichts, aber auch rein gar nichts an dem Mann hängen geblieben, er ging aus jeder noch so großgeredeten Krise stärker, beliebter und bösartiger hervor.
Der organene Inkubus, den Amerika sich da an den Hals gewählt hat, will das Land nicht loslassen, der Alptraum kein Ende nehmen. Donald Trump hatte 91 Gerichtsverfahren am Hals und hat mittlerweile einige davon verloren, was zu einem, jedenfalls für unsereins, unvorstellbaren Schuldenberg geführt hat. Selbstverständlich möchte er, schließlich ist er sich selbst keiner Schuld bewusst und sieht sich politisch verfolgt, dagegen Berufung einlegen. Nur muss er dazu, so will es New Yorker Recht, als Beklagter in einem Zivilprozess eine Kaution in Höhe von mindestens 110 % des Urteilsbetrags hinterlegen, um die Zahlung des verhängten Betrags zumindest während des Berufungsverfahrens aufzuschieben.1 Trump hat bis morgen, Montag, den 25. März 2024, Mitternacht, um die Kaution zu berappen. Was sich aber offenbar als schwieriger erwiesen hat als erwartet. Ist er tatsächlich so klamm, wie sich das jetzt darstellt? Wie sehen Trumps aus seinen Prozessen erwachsenen finanzielle Verpflichtungen im Einzelnen aus?
Da wäre zunächst der Fall E. Jean Carroll. Um gegen die verhängten 83,3 Millionen Dollar wegen Verleumdung in Berufung zu gehen, musste Trump Anfang März eine Kaution von fast 92 Millionen Dollar hinterlegen. Dafür hat sich eine Firma gefunden. Dass diese die kleine Gefälligkeit selbstverständlich honoriert sehen möchte, lassen wir mal außen vor.2
Die 5,5 Millionen Dollar, die er bereits nach dem ersten E‑Jean-Carroll-Urteil bei einem staatlichen Treuhänder hinterlegt hat, sind da kaum der Rede wert.
Dann wäre da die von Richter Arthur Engoron wegen fortgesetzten Betrugs im Staat New York verhängte Wiedergutmachung in Höhe von 350 Millionen Dollar. Aufgrund einer Frist von 30 Tagen ab dem Urteilsspruch sind diese bis zum 17. März zu hinterlegen, erst dann will der Richter entscheiden, wie es weitergehen soll. Dazu kommen freilich die Vorfälligkeitszinsen, die bis zum Beginn der Ermittlungen von New Yorks oberster Anklägerin Letitia James im März 2019 zurückgehen. Nach Berechnungen der Generalstaatsanwaltschaft beläuft sich die Schuld damit auf über 450 Mio. Die im Falle eines Zahlungsverzugs bei einem gesetzlich vorgeschriebenen Zinssatz von 9% Jahreszins wöchentlich anfallenden Zinsen von über 600.000 Dollar seien hier lediglich neben erwähnt.3
Associated Press bezifferte Trumps aufgrund verlorener Verfahren aufgelaufene Schulden auf rund 542 Millionen Dollar. Dazu kommen noch Läpperbeträge an Bußgeldern und eine Zahlung von fast 400.000 Dollar an Anwaltskosten an die New York Times, zu der man ihn verknackt hat; und dann wäre noch eine knappe Million, die er nach einer schikanösen Klage gegen Hillary Clinton bezahlen soll. Nicht zu vergessen seine eigenen Anwaltskosten für 91 Verfahren …
Nun ist es aber nicht so, dass der Donald an sich schuldenfrei wäre. Wir erinnern uns: »Jahrelang hatte er sich als ›König der Schulden‹ bezeichnet. Er prahlte mit seiner Fähigkeit, sie zu seinem Vorteil zu nutzen.«4
Nicht zu vergessen, wo wir schon davon reden, seine vollmundigen Aussagen über seinen Bargeldbestand: »Wir haben eine Menge Cash. Erheblich mehr als 400 Millionen.«5
Ich bin der König der Schulden, ich kann gut mit Schulden, niemand kennt sich mit Schulden besser aus als ich. Ich habe mit Schulden ein Vermögen verdient. Ich mag Schulden, also was mich angeht.
Der Mann hat eine Menge Geld, Milliarden und Abermilliarden Dollar. Ich meine, selbstverständlich hat er Geld, wissen Sie, er ist Milliardär. Zu ihrem Pech haben die sich meiner Meinung nach mit dem Falschen angelegt, der Mann ist stark, er ist widerstandsfähig und er hat zufällig eine Menge Geld.
Nach all dem Geprotze behauptet man nun im März 2024, kein Geld zu haben, eine Kaution in dieser Höhe aufzubringen sei unmöglich.6 Ob das nun wieder nur eine Verschleierung seiner wahren Vermögensverhältnisse, also einen erneuten Betrugsversuch darstellt, sei dahingestellt, das Berufungsgericht jedenfalls lehnte den Antrag auf einen vorübergehenden Aufschub der Hinterlegung der vollen Kaution ab. Es nimmt sich fast schon wie ein Witz aus, dass Trump auf eine unbillige Härte plädiert: Er müsse da ja womöglich Immobilien verkaufen.7 Natürlich versucht er zu schachern und bot 100 Millionen. Aber nichts zu wollen. New Yorks oberste Anklägerin Letitia James ist nicht auf den Kopf gefallen. Die Gewährung eines vorübergehenden Aufschubs für Trump und seine Mitangeklagten, so meinte sie, würde nur das Risiko erhöhen, dass er überhaupt nicht zahlt, selbst wenn er das Berufungsverfahren verliert.8 Der Mann hat immerhin einen Ruf dafür, seine Gläubiger zu prellen.
Wenn er die Mittel nicht hat, um der Entscheidung nachzukommen, werden wir Vollstreckungsmaßnahmen ergreifen und vom Gericht die Beschlagnahme seiner Vermögenswerte verlangen.
Und nicht nur Leatitia James kennt ihre Pappenheimer. Sage und schreibe 30 Versicherer haben es abgelehnt, für die Kaution geradezustehen. Eine halbe Milliarde Schulden eines notorischen Rosstäuschers wie Donald Trump zu übernehmen, ist selbst ihnen zu heikel. Und seine Immobilien taugen nicht zur Deckung, schließlich sind überall Mordshypotheken (König der Schulden!) drauf. Abgesehen davon, dass sie ihm ja nur anteilmäßig gehören.
Auf Letzteres deutet auch der Umstand, dass Letitia James Trump sehr wohl angeboten hat, die große Summe unter mehreren Bürgen aufzuteilen oder, besser noch, die Immobilien doch einfach dem Gericht direkt als Sicherheit zu übergeben. Dann bräuchte er sich nicht mit Versicherern herumzuplagen. Falls tatsächlich Vermögen von ihm in diesen Immobilien steckt. Auch könnte er sich eine Bankbürgschaft ausstellen lassen. Falls tatsächlich Vermögen von ihm in diesen Immobilien steckt. Außerdem ließe sich ja noch eine Hypothek darauf aufnehmen. Dass er darauf nicht eingeht, mag sehr wohl daran liegen, dass alle seine Immobilien als Sicherheiten für andere Kredite dienen, so dass er sie mit anderen Worten nicht wirklich besitzt und der Mythos Donald Trump tatsächlich aus Augenwischerei, Betrug und Lügen geschaffen ist, wie so mancher Kritiker sagt.
Und dann könnte er natürlich noch Konkurs anmelden …
Alicia Menendez: Aber zuerst möchte ich über etwas anderes sprechen, was Sie gesagt haben, nämlich über die Wahrnehmung von Donald Trump, Charlie, im Gegensatz zur Realität Donald Trumps, er hat ja schon mehrfach Bankrott erklärt. Warum ist das hier keine Option, Charlie?
Charlie Sykes: Nun, ich meine, zunächst einmal ist er, wie Katie bereits gesagt hat, seit langer, langer Zeit schon ein Kreditrisiko, und die Aussicht, dass Donald Trump am 25. März 2024 Konkurs anmeldet, muss dürfte ihn durchaus schlaflose Nächte bereiten, unter anderem. Der Mann kennt zwar keine Scham, aber er ist sich auch des Schadens bewusst, den das anrichten könnte, immerhin würde es den ganzen Mythos Trump zerstören, einen Mythos, den er geschaffen hat, er hat dieses Imperium, ähm, auf … auf einem Turm aus Betrug und Lügen geschaffen, aber Millionen von Amerikanern glauben, er sei ein erfolgreicher Milliardär … dass seine Unternehmen diese großartigen Konstruktionen kraft seiner eigenen Fantasie entstanden sind. Also, das … das dürfte in der Tat, wissen Sie, schwer auf ihm lasten. Aber … aber ich muss auf einen Punkt zurückkommen, den Katie hier eben angesprochen hat. Das ist jetzt tatsächlich ein sehr, sehr gefährlicher Augenblick, denn je verzweifelter Donald Trump ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass er verzweifelte Maßnahmen ergreift, einschließlich der dass er auf recht undurchsichtige Weise Geld von einigen der zwielichtigsten Gestalten auf dem Globus annimmt. Woher wird dieses Geld kommen? Sie können sich sicher vorstellen, dass … dass es sich dabei um ausländische Akteure handeln könnte, die dazu mehr als bereit wären. Das wäre ein Schnäppchen für sie, um sich die Art von Einfluss zu kaufen, die Art von Dankbarkeit und Handhabe, die ein Einspringen zu diesem Zeitpunkt bedeuten würde… und deshalb muss da eine klare Ansage darüber kommen, was da nächste Woche passieren wird. Werden wir saudisches Geld sehen? Werden wir, na ja, russisches Geld sehen? Ähm, ich meine, das sind keine Fantasien mehr, schließlich sieht Donald Trump sich vor einer harten Deadline und unmöglichen Optionen, es sei denn, jemand kommt in letzter Minute dazu, und wer könnte dieser Jemand sein und was will er als Gegenleistung für dieses Geld?
Anmerkungen
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