Man mag das sehen, wie man will, aber da Trump ohnehin nicht wirklich ein Programm hat und lediglich mit Beleidigungen und Reizwörtern operiert, ist es wohl auch okay, dass auch auf demokratischer Seite mit Breitseiten geschossen wird, auch wenn die weniger vom Team Harris/Walz kommen als von Prominenten, die den Schwachsinn der durchgeknallten Orange endgültig satt haben. Noch nie haben sich so viele Stars öffentlich so deutlich gegen Trump ausgesprochen wie in diesem Wahlkampf. Und das in einer Sprache, die auch der Letzte versteht. Hier, ohne spezielle Präferenzen, ein bunter Strauß.
Bestsellerautor und Demokrat Stephen King macht schon lange kein Hehl mehr aus seinen Problemen mit Trump; die beiden haben einander in den sozialen Medien schon vor geraumer Zeit geblockt. Als Trump knapp mit dem Leben davonkam, ausgerechnet bei einem Attentat mit einer Waffe, wie sie viele Amerikaner verbieten wollen, hielt King das Trump auf X vor. Immerhin kam dabei eine Person um, zwei weitere wurden ernsthaft verletzt.1 Und als Trump vor einigen Tagen – allen Filmaufnahmen zum Trotz – behauptete, Harris sei bei einer Station ihrer Wahlkampftour nicht vor einer jubelnden Menge, sondern auf einem praktisch leeren Flugplatz gelandet, twitterte King: »Meint er das ernst? Wenn ja, dann hat er sie nicht mehr alle.«2
Weit interessanter freilich ist, dass King Trump 1979 in seinem Roman The Dead Zone (Das Attentat) vorweggenommen hat, einem Sci-fi-Thriller, der den Aufstieg eines betrügerischen Immobilienhais mit politischen Ambitionen vorwegnahm: »Ich war irgendwie überzeugt von der Möglichkeit eines Politikers«, sagte King 2019, »der so weit außerhalb des Mainstreams steht, dass er ungeniert einfach alles sagen würde, womit sich die Vorstellungskraft des amerikanischen Volkes erobern ließ.« Auch dass man den Mann erst als Witz abtat, erinnere fatal an Trump.3
Genau da knüpft Robert De Niro an, dessen Abneigung gegen Trump ebenfalls kein Geheimnis ist: Man habe Trumps Kandidatur zunächst als Witz belächelt, sagte der Oskar-Preisträger über Trumps 2016er Kandidatur. »Wir haben die Lektionen der Geschichte über andere Clowns vergessen, die man nicht ernst genommen hat, bis sie zu bösartigen Diktatoren wurden … Bei Trump haben wir eine zweite Chance, und diesmal lacht keiner mehr. Die Zeit ist gekommen, ihn zu stoppen, indem wir ihn ein für alle Mal rauswählen.«
Barbra Streisand zählte bereits 2020 in einem Gastbeitrag für Variety all die Gründe auf, aus denen man Trump nicht noch mal wählen sollte. Seit 2016, so schrieb sie, ziehe Trumps die Nation in seinen Sumpf. »Mit seinem lächerlichen Geprahle und seiner atemberaubenden Ignoranz hat er unser Ansehen in der Welt ruiniert. Durch den Austritt aus dem Pariser Klima-Abkommen und der Aufkündigung des Atomabkommens mit dem Iran gefährdet er die Sicherheit des Landes und unseres Planeten. Der Mann eine Ein-Mann-Massenvernichtungswaffe … so rücksichtslos, dass er um ein Haar einen Krieg ausgelöst hätte.«4
Auch Arnold Schwarzenegger, immerhin selbst stolzer Republikaner, teilt seit langem gegen Trump aus. Letztes Jahr meinte er mal, es sei doch traurig, dass die Republikaner keinen intelligenten Kandidaten hätten. Mit Trump als Kandidaten würden sie 2024 verlieren.5 Als Trump die Einschaltquoten von Schwarzeneggers The Apprentice mit den seinen verglich, schlug Arnold ihm vor, doch mit ihm zu tauschen: Trump solle wieder zum Fernsehen gehen und er würde Präsident – dann könnten die Amerikaner endlich wieder ruhig schlafen.6 Damals war Trump noch im Amt. An Arnolds Problemen mit dem Mann hat sich jedoch nichts geändert.
Ich bin überrascht, dass Sie so spät noch zugucken. Sollten Sie nicht längst im Gefängnis sein?
– Jimmy Kimmel während der Oscars zu Trump
Andere prominente Trump-Gegner, die ich mir im Vorübergehen so notiert habe, sind Cher, Katy Perry, Mark Hamill, Matt Damon, John Legend, Chrissy Teigen, Olivia Wilde, Lady Gaga, Anna Kendrick, Madonna, Hailey Bieber, Jennifer Lawrence Cardi B und Merryl Streep.
Die Unterstützung macht übrigens auch vor Landesgrenzen nicht halt. Dass die Engländerin Charlotte Emma Aitchison alias Charli XCX Kamala Harris zu einer »Brat« und ihre Fans diesen Sommer zum »Brat-Sommer« erklärt haben, dürfte Harris ebenso helfen wie die öffentliche Empörung der Kanadierin Céline Dion darüber, dass Trump ihren Titanic-Song »My Heart Will Go On« auf einer Wahlkampfveranstaltung benutzt hat.7
Aber nicht nur Céline Dion möchte nicht auf Trumps hasserfüllten Veranstaltungen gespielt werden. Die Liste von Musikern, die Trump verboten haben, ihre Musik zu spielen, wächst. Sie enthält Namen wie Rihanna, REM, Adele, Queen und Elton John. Und dann sind da noch die Erben von Künstlern wie Prince und Tom Petty und der Beatles. Isaac Hayes’ Familie drohte der Trump-Kampagne mit einer Klage, wenn sie weiter »Hold On I’m Coming« spielt.8 Linkin Park, Leonard Cohen, Nickelback, Eddy Grant, Earth, Wind and Fire, Guns ’n Roses. Bruce Springsteen ist ohnehin schon zeitlebens ein Demokrat. Trumps MAGA-Kult steht für eine nationalistisch und rassistisch verengte, autoritäre und weltverschlossene Sicht Amerikas, mit der weltoffene liberale Künstler schlicht nichts zu tun haben wollen.
George Clooney, zeitlebens Demokrat, hat sich verdient gemacht, als er Biden bat, doch bitte zurückzutreten, auf dass frischer Wind in Partei und Wahlkampf komme. Beyoncé hat Kamala Harris ihr »Freedom« als Wahlkampfsong zur Verfügung stellt. Das dürfte auch den »BeyHive« motivieren. Taylor Swift hat offenbar mehr junge Leute dazu gebracht, sich als Wähler registrieren zu lassen, als sonst jemand auf der Welt. Ob Harris nun einen besonderen Draht zur Jugend hat oder all die anderen demokratischen Kandidaten bis dato einfach zu alt waren, die Fans des größten Popstars seit den Beatles, die Swifties, dürften wohl kaum die Orange wählen.
Und Talkmaster Jimmy Kimmel, den eine langjährige Fehde mit Trump verbindet, sagte es bei den Oscars, nachdem er live Trumps abschätzigen Tweet über seine Leistung als Moderator der Veranstaltung vorgelesen hatte, der ganzen Welt: »Ich bin überrascht, dass Sie so spät noch zugucken. Sollten Sie nicht längst im Gefängnis sein?«
Anmerkungen
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