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Boo­gie My Woo­gie oder die Kunst der Zweideutigkeit

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Eine Bit­te hier im Forum um Schüt­zen­hil­fe bei einer Snoop Dogg-LP hat mich mei­ne Rega­le durch­ge­hen las­sen; gefun­den habe ich das frag­li­che Teil hin­term Sofa im Blues­re­gal neben einer Samm­lung von Big Joe Tur­ner. Ver­mut­lich habe ich vor eini­gen Jah­ren mal die Par­al­le­len gese­hen und woll­te die bei­den Schei­ben zusam­men hören.

So stand­haft es schwar­ze Rap­per bis­lang ver­mie­den, Blues­riffs zu samplen. Ich mei­ne, Jac­ques Lous­sier ist schon eine gan­ze Ecke vom schwar­zen Ghet­to, und eine Hand­voll Rasier­klin­gen aus John Lee Hoo­kers Gitar­re hät­ten es anno dun­nemals im Gangstar­ap wirk­lich gebracht, so sehr ste­hen immer­hin des­sen Tex­te in der schwar­zen Tra­di­ti­on des Blues – wenigs­tens was ihren unkom­pli­zier­ten Umgang mit der Sexua­li­tät im popu­lä­ren Lied­gut angeht.

Gleich die ers­te Num­mer auf der ganz unglaub­li­chen Schei­be The Chro­no­lo­gi­cal Joe Tur­ner 1946–1947 hat es in sich. »My Gal’s a Jockey« erschien 1946 auf Herb Abramsons Natio­nal-Label1 und wur­de ein Hit.

My Gal’s a Jockey ((Ich habe mir alle Mühe gege­ben beim Abhö­ren, aber mei­ne Hand möch­te ich dafür nicht ins Feu­er legen. Anre­gun­gen & Kor­rek­tu­ren neh­me ich also dank­bar entgegen.))

Well, I’ve got a girl, she rides me night and day
I’ve got a girl, she rides me night and day
Yeah, she keeps on riding me, I know she’s gon­na dri­ve me away.

Well, Rebec­ca, Rebec­ca, get your big legs off of me
Hey, Rebec­ca, Rebec­ca, get your big legs off of me
It might be sen­ding you, baby, but you worry the hell out of me.

I don’t want no girl with hair like drops of rain
I don’t want no baby with hair like drops of rain
I want a real fine baby with hair like a horse’s mane.

Well, Baby, everything’s alright
Well, Baby, everything’s alright
As long as you livin’ low, you’ll suit your dad­dy tonight.

My baby is a jockey, she tea­ches me how to ride
My baby is a jockey, she tea­ches me how to ride
She says twice in the midd­le and, dad­dy, from side-to-side.
She’s lean and she’s low and she’s built just from the ground
Yes, she’s lean and she’s low and she’s built just from the ground
When my baby shim­mies she makes my love come down.

Big Joe Turner

Nun, von Zwei­deu­tig­keit kann hier kaum noch die Rede sein. Im ers­ten Vers könn­te man even­tu­ell noch den­ken, dass »sie ihm arg zusetzt« (»Keep riding me, bus­ter.« Wis­sen Sie, von wem das stammt?), aber dann bringt sie ihm das »Rei­ten« ganz kon­kret & voll kor­rekt bei: Sie braucht es zwei­mal »ins Zen­trum« und ein­mal von der Sei­te. Spä­tes­tens hier fällt einem die moder­ne­re Wen­dung »to work the midd­le« ein, die sich in Raps immer wie­der wie­der fin­det. Und wenn sie dann »schüt­telt, was sie hat«, geht ihm einer ab: »she makes my love come down«. Eine Wen­dung, die gera­de in den 1920er- und 1930er-Jah­ren im Blues beliebt war. Dage­gen nimmt sich Prin­ces »Litt­le Red Cor­vette« gera­de­zu poe­tisch keusch aus.

Und Snoop Dogg?

Nun bei dem gibt’s kei­ne Zwei­deu­tig­kei­ten mehr: »Ya like to bust nuts in your face« heißt es da. 

Doch davon in Kür­ze mehr…

  1. Abramson rief ein Jahr spä­ter mit Ahmet Erte­gun das legen­dä­re Atlan­tic-Label ins Leben. []

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