Gleich auf der Titelseite berichtet die SZ von gestern über den Amoklauf eines amerikanischen Militärpsychiaters, der an einem amerikanischen Heeresstandort ausgerechnet dreizehn von den Menschen erschoss, denen zu helfen er ausgebildet und eingestellt war. Aber dazu äußern sich derzeit weltweit bereits Gescheitere als ich.
Was mir bei diesem Artikel auffällt ist, was mir seit Jahren jedes Mal auffällt, wenn ich eine Zeitung in die Hand nehme: Man findet überall ordentliches bis ausgezeichnetes Deutsch, aber kaum wird wo übersetzt, kollabiert das eben noch so fitte Sprachgefühl. Eben hat man ein Wort, eine nette Formulierung für die Datenbank angekringelt, stolpert man auch schon über einen unglücklich bis grauenhaft übersetzten Satz.
„Kommandeur Cone sagte, es sei nicht erwartet worden, dass von Hasan eine Gefahr ausgehe“, lese ich mit Grauen. Nachdem der penetrante Einsatz der indirekten Rede bereits über zwei Paragraphen genervt hat, schießt sich der Verfasser am Ende des dritten so richtig ins Knie.
Ich will mal dahingestellt sein lassen, ob ich tatsächlich „erwarten“ kann, dass „von jemandem eine Gefahr ausgeht“? Das gehört eher in den Bereich der Logeleien. Die Formulierung, darum geht es hier einzig allein, ist einfach Mist. Kommandant Cone müsste demnach wörtlich gesagt haben: „Es wurde nicht erwartet, dass von Hasan eine Gefahr ausgehe.“ Und das ist wie die Version in der indirekten Rede ein „Deutsch“, das es einzig und allein (in leider zahllosen) amateurhaften Übersetzungen gibt. Und es spielt dabei überhaupt keine Rolle, wie er sich ausgedrückt hat, solange er im Englischen nicht auf demselben hilflosen Niveau operiert hat und der Übersetzer das im Deutschen nachvollziehen wollte, um ihn als dumm hinzustellen.
Was Cone gemeint hat – da bin ich mal sicher – ist, dass kein Mensch in dem Mann eine Gefahr für sich und andere ahnte. Warum schreibt man das nicht einfach hin?
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