… zum Jabberwock wird.
Ein gutes, weil selbst für mich unvermutetes Beispiel für die Schinderei, die hinter solchen Wörterbüchern steckt, ist das schlichte Wörtchen „bird“. Fünf geschlagene Tage hat es mich allein gekostet, meine Datenbank zu diesem unscheinbaren Wörtchen auf die Reihe zu bringen. Und obwohl ich einiges an Nuancen zusammenfassen konnte, habe ich es auf sage und schreibe knapp 70 Slangbedeutungen gebracht:
(1) Gefängnis (2) verurteilen (3) Frau; Mädchen (4) Frau; Mädchen: attraktiv (5) Frau; Mädchen: Freundin (6) Prostituierte (7) Frau; Mädchen: promisk (8) Frau; Mädchen: dumm, albern (9) Frau; Mädchen; Sexobjekt (10) Frau; Mädchen: egoistisch, verwöhnt & aufsässig (11) Frau; Mädchen: Fellatrix (12) die eigene Mutter (13) Ausdruck der Ablehnung (14) hobbymäßig Vögel beobachten (15) Person: Mann / Frau (16) jd, der sich sich dumm anstellt im Leben (17) abgedrehte Person (18) extrem gefühlsbetonte Person (19) Schwarzer (20) Ephemismus für „fuck“ (21) Kokain (22) bestimmte Menge einer Droge (23) geschnorrte Zigarette (24) (nicht) interessiert (25) Schwätzer (26) Ausdruck der Zustimmung (27) Pilot (der bei jm Wetter fliegt) (28) Verstand (29) Kot (30) (31) Mann, gewöhnlich (32) Mann: unbeliebt (33) Mann: merkwürdig, Außenseiter (34) Frau: lesbisch (35) Mann: homosexuell (36) Geräusch / Laut der Missbilligung (37) der gehobene Mittelfinger (38) Satellit (39) Flugzeug (40) Hubschrauber (41) 100 Dollar (42) Vagina (43) Penis (44) Inhaftierter (45) Rangabzeichen (46) 25-Cent-Stück (47) Pokerchip (48) Informant (49) Surfer mit Vogellogo (50) sichere Sache (51) Favorit (52) Amphetamintablette (53) Wild Turkey Whisky (54) Thunderbird (Kfz) (55) Pontiac Firebird (56) schlecht (57) belanglos (58) Abhängiger (59) Mitglied des KKK (60) psych. Problem (61) Desert Eagle (Waffe) (62) Verlierer (63) Frau: lebenserfahren & tough (64) Opfer eines Gauners (65) Mann: ausschweifend, verkommen (66) etw. Unangenehmes (67) etw Bewundernswertes
Dazu kommen noch einmal gut doppelt so viele Komposita und Wendungen mit „bird“.
Sie meinen, diese Unterscheidungen sind nicht nötig? Nun, als Sprachwissenschaftler, wenn ich mal so frei sein darf (ich bin ja nicht verbeamtet), kann man das erst im Nachhinhein sagen; erst muss mal unterschieden, die Arbeit gemacht werden, dann kann man immer noch sehen.
Nachdem die Bedeutungen halbwegs sortiert sind, macht man sich daran, sie zeitlich und örtlich einzuordnen: nicht alle diese Bedeutungen von „bird“ sind gleichzeitig überall im Einsatz. (Ein Kardinalfehler all derer, die mehr oder weniger ahnungslos in einem Wörterbuch nachschlagen, besteht darin, nach einer Bedeutung zu suchen, die vermeintlich auf ihren Satz passt; das ist fatal, wenn man nicht weiß, wer ein Wort wie, wo, wann anwendet und aus welchem Grund.) Und dann hat man noch keine deutschen Entsprechungen.
Und das alles ist Voraussetzung dafür, feststellen zu können, welche dieser Bedeutungen in einem zeitgemäßen Wörterbuch mit dem Titel British Slang zu stehen haben; das sind dann fünf oder sechs.
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