… sondern auch ein paar Dutzend Websites, die man ständig an den Fingerspitzen haben sollte – mindestens auf einem zweiten Bildschirm, am besten aber gleich auf einem zweiten Rechner, sprich an einem dritten Bildschirm; glauben Sie mir, es zahlt sich aus. So ein zweiter Rechner kann alles mögliche erledigen, während man arbeitet, ohne dass einem diese Aufgaben bei der eigentlichen Arbeit in die Quere kommen. So lassen sich zum Beispiel die Datenbanken mit Unmengen von Beispielsätzen für die verwegensten Konstruktionen füllen, ohne dass man sich groß drum kümmern muss.
Aber wie gesagt, es gibt reihenweise Websites, die man parat haben sollte. Ich spreche natürlich von englischen, da ich aus dem Englischen übersetze und der Ansicht bin, dass es nicht eigentlich seriös ist, aus mehreren Sprachen zu übersetzen – dazu gibt es zu viel zu wissen über eine Sprache und ihr Land. Wenn Sie freilich bei Schwachsinn wie »zahnloser Diener« nicht wissend in Lach- oder Heulkrämpfe verfallen,1 dann ist es vermutlich egal.
Das haarige Teil hier heißt übrigens Oskar und ist optional; es gehört auch mitnichten mir, sondern meinem Nachbarn, lebt aber auf meinem Schreibtisch. Oskar demonstriert hier ganz geschmeidig, dass in einem ordentlichen Büro die Tastatur nicht auf den Schreibtisch gehört, sondern in einen Schub darunter, damit Nachbars Haustier Platz hat. Oskar nimmt es mit der Ergonomie recht genau.
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Die Site, die ich Ihnen als erste vorstellen möchte, nennt sich Celebrity Grammar, was soviel wie Promi-Grammatik bedeutet, auch wenn die regierende Halbintelligenzija heute der Ansicht zu sein scheint, wir bräuchten das Wort celebrity hierzulande unbedingt. Betise oblige.
Celebrity Grammar fühlt der Sprache der englischsprachigen Prominenz auf den Zahn. Was ich nicht vom Fleck weg gutheißen würde, wir machen alle unsere Schnitzer – und in einer Interviewsituation? Mir geht es also keineswegs um Häme, sondern um etwas ganz anderes…
Als Übersetzer muss man einen Satz, einen Paragraphen mit einem Blick erfassen, dieser erste Blick setzt im Hinterkopf den Übersetzungscomputer in Gang; wenn die Finger endlich so weit sind, steht die Übersetzung in der Regel bereits. Aber es schleichen sich hier auch die Fehler ein. Weil man eine Kleinigkeit übersieht. Bestimmte Zusammenhänge. Bezüge. Grammatisches von der feineren Sorte letztlich. Das fällt einem dann erst auf, wenn der Satz sich vom Sinn her mit dem vorangehenden oder folgenden danach beißt. Und jetzt stellen Sie sich mal eine Seite vor, die einen diesen Blick trainieren lässt. Genau das lässt sich auf Celebrity Grammar machen. Glauben Sie mir, es ist gar nicht immer so einfach, den zitierten Beispielen die Moniten anzusehen, die sie auf diese Website gebracht haben.
Nehmen wir ein Beispiel. Wo liegt in diesem Satz das Problem?
A producer who claims to have played a crucial role in the development of the White Stripes’ very unique sound is suing the band for a share of its royalties.
Die Erklärung ist so sachkundig wie verständlich formuliert:
This sentence contains an error in diction. “Unique” is an absolute adjective, which means that it cannot be modified in a comparative manner. “Unique” means “unlike anything else; having no equal.” Someone or something is either unique or not unique. Someone or something cannot be very unique or more unique than others, just as someone or something cannot be very dead or more dead than others.
Wie gesagt, es geht um die Übung, darum, den Blick zu trainieren. Wo liegen die Probleme in einem Satz, in einem Absatz?
Und wenn Sie denken, das sei Korinthenkackerei. Nun, nicht für den Übersetzer. (Der sollte von Haus aus ein Korinthenkacker sein.) Und auch nicht für den, der diese Website betreibt. Er weiß sehr wohl, dass unique umgangssprachlich in einer leicht abgeänderten und damit nicht absoluten Bedeutung verwendet wird.
A new meaning of “unique” has developed: the definition of this word has come to include “unusual,” which is not absolute and can be modified in a comparative manner. However, standardized examinations test knowledge of standard written English, and this meaning of “unique” is not presently standard. You should be aware of this usage so that you can identify the error on an examination, and you should avoid using a comparatively modified form of “unique” in your writing.
Hier wird also nicht hirnlos angeprangert oder gar Umgangssprache verdammt. Es geht um den Hinweis an sich. Und trotzdem, für den, der sich schriftlich äußern will, wird nett korrigiert:
Correct the sentence by removing the comparative modifier “very.”
A producer who claims to have played a crucial role in the development of the White Stripes’ unique sound is suing the band for a share of its royalties.
Wir haben unseren Blick trainiert oder was gelernt, falls uns das Problem nicht aufgefallen sein sollte. Sollte es aber, machen Sie sich da bloß nichts vor…
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