Der schwarzamerikanische Standup-Komiker Reginald D. Hunter, der in England großen Erfolg und praktisch ein zweites Zuhause gefunden hat, ist aus Georgia und sowas wie ein Fachmann in Sachen Rassismus. Auf die Frage, wie es sich denn damit seiner Ansicht nach in England verhalte, meinte er trocken: »Natürlich gibt es Rassismus in England – ihr seid bloß nicht sonderlich gut darin. Ihr Briten geht auf Rothaarige los. Rothaarige sind noch nicht mal eine Rasse!«2 Und der ehemalige Chef der britischen Liberaldemokraten Charles Kennedy meinte mal zu Talkmaster Frank Skinner auf die Frage, ob es Rothaarige in der Politik schwerer hätten: »Rothaarige weniger, eine Glatze ist problematischer.«3 Er wälzt seine Probleme als Rothaariger auf die nächste diskriminierte Gruppe ab! Das sagt so einiges. Zumal er damals noch im Amt war; mittlerweile meinte er auch schon mal: »Immer auf die Rothaarigen.«4 Und ausgerechnet die ehemalige Ministerin für Gleichheit Harriet Harman titulierte den rothaarigen Schatzkanzler Danny Alexander 2010 als »ginger rodent« (rothaarigen Nager, wobei der im Englischen die Tendenz zu »Ungeziefer« hat);5 der meinte darauf, er sei stolz darauf »ginger« zu sein.6
Stolz hin oder her, »ginger« – so nennt man auf den britischen Inseln Rothaarige. Was an sich nicht als abfällig gilt; das ist schon eher beim kürzeren »ginge« oder der alternativen Schreibweise »ginga« der Fall. In Anlehnung an »homophobia« spricht man in den Medien gern von »gingerphobia«, also »Rotenhass«, oder in Analogie zu Bildungen wie »ageism« von »gingerism« – das wären dann die Vorurteile gegen Rothaarige. Und diese wiederum sehen sich als »carrot tops« und »carrot heads« tituliert.
Was immer nun hinter der Diskriminierung Rothaariger stecken mag, die Briten treiben sie weiter als jede andere Nation. Da wird schon mal eine ganze Familie mehrmals vom Pöbel aus der Gegend zum Umziehen gezwungen,7, nachdem die Kinder verprügelt wurden, die Hauswand beschmiert, Fenster eingeworfen. 2003 bekam einer ein Messer ins Kreuz, nur weil er rothaarig war.8 2009 hängte ein rothaarige Schüler sich nach langen Torturen durch Mitschüler auf.9 Eher harmlos nimmt sich dagegen der Skandal um eine Pizzalieferung auf, bei der Pizzabäcker Dominos statt an einen »Ross Wajgtknecht« an ein »Ginger Kid« lieferte.10
Ist also »ginger« an sich neutral? Vermutlich nicht für jemanden, der von Kindesbeinen an damit aufgezogen wird: »Growing up with red hair, I’ve heard many associated nicknames — ›flame brain,‹ ›little red,‹ ›carrot top,‹ ›big red‹ and simply, ›red‹ to name a few. All make me uneasy, but the one that comes the closest to a fighting word is ›ginger.‹ As soon as it rolls off the tongue, you know it isn’t meant as anything close to a compliment.« So ein Betroffener auf der Website gingerism.com, die die Diskriminierung Rothaariger dokumentiert.
Apropos »simply red«: Mick Hucknall, Sänger der Band Simply Red, ist der Ansicht, dass er sich seiner Haarfarbe immer wieder Vorurteilen ausgesetzt sah. Seiner Ansicht nach sollte »gingerism« als eine Form von Rassismus eingestuft werden.12
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