Ich sammle Übersetzungen, will sagen, das Buch in der Ausgangssprache, in meinem Fall das Englische, und die gedruckte deutsche Übersetzung dazu. Seit den 1970er-Jahren habe ich an die fünftausend solcher »Pärchen« zusammengetragen. Und die nehme ich mir, mehr oder weniger systematisch, vor. Hier und da einen Absatz; das läppert sich zusammen. Vorausgesetzt, man systematisiert die Fundsachen. Dazu braucht es natürlich einen Zettelkasten, der selbstverständlich längst diversen Datenbanken Platz gemacht hat.
Lassen Sie mich das an einer Wendung demonstrieren, die Ihnen womöglich auch bereits des Öfteren untergekommen ist und womöglich einiges Kopfzerbrechen bereitet hat: »in an agony of«. Sie werden staunen, was dabei im Lauf der Jahre so zusammengekommen ist.
Und lassen Sie mich die simpelsten Lösungen gleich vorwegnehmen. Vor allem die eine, die für mich als Übersetzer noch nie in Frage gekommen ist. Das Problem einfach zu ignorieren und die Wendung wegzulassen:
›What are you standing there for?‹ screamed Big Brother at length, looking up in an agony of petulance. He struck sharply at the boy’s shin with a heavy wrench he held in his hand, …1
›Was stehst du da rum?‹ heulte der große Bruder auf und schlug den Kleinen mit einem schweren Schraubenschlüssel aufs Schienbein.2
Exkurs: An diesem Beispiel sehen Sie auch sofort, dass diese Art der Fortbildung – zu sehen, was andere gemacht haben – auch in manch anderer Hinsicht Interessantes rund ums Übersetzen zutage fördert. Die Übersetzung, aus der das obige Zitat stammt, wurde nämlich von Hans Schiebelhuth besorgt, einem deutschen Expressionisten, über den Wikipedia folgendes zu berichten weiß:
Mit seiner kongenialen Übersetzung der Romane Schau heimwärts, Engel! und Vom Tod zum Morgen von Thomas Wolfe wurde Schiebelhuth so bekannt, dass darüber sein eigenständiges dichterisches Werk vielfach unbeachtet blieb.«
Wie auch immer, weggelassen wird die Wendung immer wieder:
… and in the extraordinary agony of the wound, he was now dashing among the revolving circles like the lone mounted desperado Arnold, at the battle of Saratoga, carrying dismay wherever he went.4
Nun fuhr er, Schrecken verbreitend, unter den anderen Walen umher wie der einsame Desperado Arnold mit seinem Pferd in der Schlacht von Saratoga.«5
An agony of pity and fear for Walter loosened my tongue, and I implored him to escape.6
Die Todesangst des Mitleids für Walter löste meine Zunge, und ich flehte ihn an, zu entfliehen.7
Hier ist einiges durcheinandergeraten. Deshalb bietet sich gerade diese Fundstelle als Sprungbrett für unsere weiteren Betrachtungen an.Was aber durchaus was Größeres werden dürfte bei all dem Material, das ich hier habe. Sagen wir also mal …
Die Fortsetzung finden Sie hier.
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