Das Vorwort zu Arnold Genthes, Deutsches Slang habe ich bereits hier vorgestellt. Ich möchte im Laufe der nächsten Zeit die Sammlung selbst vorstellen. Interessant dabei ist, dass Genthe 1892 kaum ein Wort bzw. eine Wendung bringt, die wir nicht auch heute noch als solides Umgangsdeutsch bezeichnen würden. Um der Sammlung etwas mehr Gewicht zu geben, werde ich den einen oder anderen Eintrag durch einen Blick in andere Wörterbücher oder ins Internet ausführen bzw. kommentieren. Das kann durchaus dauern, schließlich muß ich das in Fraktur gehaltene Bändchen mühsam abtippen, lässt sich allerdings beschleunigen, wenn die Leser hier Interesse an den einschlägigen Seiten haben…
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abdampfen, v. int., abfahren, abreisen.
aber! interj., zur Verstärkung in Ausrufen wie: nein aber! nu aber! aber nein! Verwunderung ausdrückend
abgebrannt, a., ohne Geldmittel.
abgewunken, part., scherzhaft für abgewinkt.
abhaspeln, v. tr., ein Musikstück, Gedicht, etc. schnell, ohne Ausdruck, flüchtig vortragen.
abjachern, v. refl., sich durch übermäßige Anstrengung außer Atem bringen, sich abhetzen.
Genthe stellt im Vorwort zu seiner Sammlung die Rolle Berlins bei der Herausbildung eines gesamtdeutschen Slangs heraus: »Wenn zum allgemeinen Slang die niederdeutsche Mundart das meiste beigetragen hat, so darf man sich nicht darüber wundern. Bildet doch eine auf niederdeutschem Boden liegende Stadt den geistigen und staatlichen Mittelpunkt unseres Landes, das vor allen anderen Städten von Deutschen am meiste besuchte Berlin.« So finden wir in der umfangreichen Sammlung von Berlinismen auf Berlin & More den Eintrag: abjachern, sich: jagen, laufen bis zur Atemlosigkeit. Hans Meyer, seines Zeichens »Professor am grauen Kloster«, hat in seiner Sammlung Der richtige Berliner von 1904 den Eintrag: Abjachern (abjachtern, abjachern, abjächtern, sich), jagen, laufen bis zur Atemlosigkeit. Und unter Jachern heißt es: (jachtern), wild spielen (von Kindern). Claus Sprick hat in seiner herrlichen von Wörter und Wendungen aus dem Ruhrpott ebenfalls sich abjachtern und definiert das Verb mit »sich abhetzen, eilig hinter etwas her sein«.
abklabastern, v. tr., jemandem etwas, jem etw. heimlich oder durch listige Ueberredung wegnehmen.
abknutschen, v. tr., jem. stürmisch liebkosen, abküssen.
knutschen, knütschen, quetschen u. ä.
1) knütschen, mit umlaut, früher auch knützschen.
a) drückend quetschen, zerquetschen, zermalmen …2) ohne umlaut, schon in mhd. zeit z. b. im md. pass. K.484, 10 zurknutschen … es gibt bairisch knutschen Schm. 2, 377, ebenso oberrh., mittelrh., hier aber mit langem vocal knûtschen (Kehrein),und so westerw. knûtsche, auch’ kneten’ von weichen dingen Schmidt 82 (auch dat mädchen läszt sich knutsche, es knutscht mich off der brost), in Sachsen, z. b. ein kind knûtschen liebkosend, als wollte mans zerdrücken, ein kleid zusammen knûtschen, verknûtschen, drückend zerknittern (so auch in Frankfurt Malsz Hamp. im eilwagen 18). auch nd. in der Altmark knûtschen neben knautschen Danneil 109b. vgl. alem. knutsch. auch in Waldeck im dem., knutscheln liebkosend drücken. Curtze 478a1
abluchsen, v. tr., jem, etw. abschwindeln, heimlich wegnehmen.
abmarachen, v. refl., sich übermäßig anstrengen, abmühen.
Josef Müller hat dies auch in seinem Rheinischen Wörterbuch: ab-marachen vereinzelt Rees-Wesel schw.: sich a., abmühen.2 Ein schönes Beispiel fand ich hier: »Und unsereiner? Ich muss mich hier doch abmarachen wie so’n Klutenpedder auf dem Bauern seinen Scheiß-Acker!«3 In der Sammlung Fisch-Kopp-Deutsch für Buten-Bremer fand ich: abmarachen, sich: sich (bei der Arbeit quälen). Das Wort hat bereits Theodor Heinsius in seinem Vollständigen Wörterbuch der deutschen Sprache von 1829: Marachen, th. Z., im R. D. abmatten, entkräften: sich (mich) marachen. So auch, sich abmarachen. Küpper führt das Verb auf das althochdeutsche Wort marac (Knochenmark) zurück, »woraus sich die Geltung ›bis zur Erschöpfung arbeiten‹ ergäbe. Auch ›Marasmus = Kräfteverfall‹ dürfte eingewirkt haben«.4
abmurksen, v. tr., jem. töten, ermorden (Z.B. von Morden in Schauerdramen).
Das Pfälzische Wörterbuch von Ernst Christmann hat dazu: ab-murksen schw.: 1. ‘(ein Tier) roh hinschlachten’, ‘(einen Menschen) heimlich umbringen’, abmurkse [verbr., bes. WPf nördl. VPf], ‑morkse [verbr. bes. mittl. u. südl. VPf]; vgl. Kluge-Mitzka17; sich a. ‘Selbstmord begehen’ [verbr.].5 Und interessanterweise, weil wir gerade »sich abmarachen« hatten:
2. sich a. ’sich abmühen’ IB-Ensh Gersh KL-Niedkch PS-Merzalb. Syn. s. PfWB abquälen. — RhWB Rhein. V 1425; ElsWB Els. I 710; Bad. I 13.5 Und der bereits im vorherigen Eintrag zitierte Josef Müller weiß dazu:ab-murksen: 1. einen a.
a. unter Quälereien töten, roh hinmorden, bes. Tiere mit einem Stich töten, aber auch Menschen elend umbringen, erwürgen; ich hätt ne abgemorkst, wenn ich ne ze Greff kriet hätt Rhfrk, Mosfrk, Rip, Lennep, MGladb, Erk, Geld-Sevelen. —
b. einen ausschimpfen, abweisen Neuw-Dattenbg, Sieg-Fussh. —
c. sich a., sich zu Tode arbeiten, abquälen Verbr. wie 1 a. —
2. etwas a., ein derbes Stück unordentlich, mit stumpfem Messer abschneiden; der hot sich en ordliche Riwel Brot abgemurkst Rhfrk, Mosfrk (nördl. Ort Schleid-Kirchseiffen).2
abpellen, v. tr., die Haut abziehen (z.B. von Kartoffeln).
abpulen, v. tr., abnagen, abknabbern (bes. Knochen).
abrackern, v. refl., sich abarbeiten, sich durch angestrengte Arbeit müde machen.
abrubbeln, v. tr., mit Bürste oder Tuch etwas abreiben.
absäbeln, v. tr., ungeschickt abschneiden: vom Brot ein großes Stück absäbeln.
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abschieben, v. int., weg‑, fortgehen.
abschnappen, v. int., plötzlich aufhören.
abschnipseln, v. tr., von etw kl. Stücke abschneiden.
abschrapen, v. tr., etwas abkratzen.
abschwirren, v. int., weg‑, fortgehen.
absein, v. int., erschöpft, außer Atem sein.
Vor allem weil wir mit dem Rad gefahren sind und ich das gar nicht mehr gewohnt bin… Ich war danach total ab.« (WWW)
abstrapazieren, v. refl., sich anstrengen, abmühen.
abzwacken, v. tr., am wahren Werte einer Sache od. eines Verdienstes eine ungebührliche Summe abziehen.
adjüs! Adieu, Lebewohl!
Sowohl unser heutiges »tschüssi« als auch »ata ata gehen / machen« kommen von dem französischen Abschiedsgruß »adieu« (zu / mit Gott). Das Zwischending »adjüs« gibt es in vielen Gegenden in zahlreichen Aussprachevarianten wie »adschüss«, »atjüs«, »atschüss« sowie vielen Nuancen des »ü« bzw. »i«. Josef Müller schreibt in seinem Rheinischen Wörterbuch: »Adjüs Partie! die Sache ist verloren; auch fröhlicher Abschiedsruf, des ironischen Bedauerns beim unfreundliehen Abschied, beim plötzlichen Verluste durch Zerbrechen, Verlieren, Fallen eines Gegenstandes.«2
ätsch! int., Ausruf der Schadenfreude.
Affe, m., 1. Red.: einen Affen haben, sich einen A. kaufen = sich betrinken; 2. Affe wird der Tornister von den Soldaten genannt.
affig, a. albern, geckenhaft.
Affenschande, f., Schande, Blamage.
Affenschwanz, m., scherzhaftes Schimpfwort.
Ahnung, f., keine Ahnung! = Kein Gedanke! Red.: nicht eine blasse Ahnung von etwas haben.
Alfanzerei, f., albernes Geschwätz.
allemal, adv., in jedem Fall, sicherlich; 2. B. gehst Du mit? na, allemal.
allerhand Hochachtung! statt alle Hochachtung!
also doch, interj., Ausruf des Erstaunens = das hätte ich nicht erwartet.
Alte, f., (pltd. Olle) Gattin, Mutter, gemüthl. auch Altsche (Olsche).
Alter, m., Vater, Ehegatte, Vorgesetzter.
anbändeln, v. int.,(anbandeln) mit jem., ein Gespräch anzuknüpfen suchen; 2. Händel mit jem. suchen; 3. ein Liebesverhältniß mit jem. anknüpfen.
anbiedern, v. refl., sich gemüthlich mit jem. anfreunden.
anblasen, v. tr., jem. anfahren, ausschelten, zur Rede stellen.
Fortsetzung folgt …
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