Beginnen wir deshalb diesmal mit einem hehren Zitat, das ich neulich beim Radiohören aufgeschnappt & rausgesucht habe. (Ich erwähne das nur, um hier nicht den Eindruck zu erwecken, ich hätte derlei Zitate für alle Fälle & immer parat.)
»Tread softly because you tread on my dreams« William Butler Yeats1
Norbert Hummelt übersetzt das mit
»Tritt sanft, du trittst ja auf meine Träume.«2
Ich widerstehe der Versuchung, hier auf diese Lösung einzugehen. Belassen wir es beim Gemeinten & was es für mich bedeutet: Natürlich spreche ich von dem Traum, eine ordentliche Übersetzung nicht nur machen zu können, sondern sie auch gedruckt zu bekommen.
Aber weiter im Text…
Um das weiter zu verdeutlichen, möchte ich das Thema diesmal vom anderen Ende her aufzäumen und eine professionelle Übersetzerin zu Wort kommen lassen. Nein, keine Bange, es soll hier nicht um den »Umgang mit zwei Sprachen« und den »Raum zwischen diesen Sprachen« gehen, »der sich beim Vorgang des Übersetzens auftut«. Nicht nur habe ich keine Ahnung, was das heißen soll, ich bin als Übersetzer zu sehr Handwerker, um meine Arbeit auf einem derart abstrakten Level zu sehen. Es hätte auch wenig Sinn – und schon geht’s wieder los, ich weiß – bei einem Lektorat, wie ich es in der Regel genieße: das im korrigierten Umbruch »interessieren« mit einem »s« schreibt und der Ansicht ist, von einem Lokal mit einem gewissen »Vibe«, gehe »ein dumpfes Brummen« aus. Weil ja »vibe« irgendwie was mit »Vibrationen« zu tun haben muss. Good grief! Aber gerade der Handwerker in mir hat über einen Satz in Esther Kinskys Buch Fremdsprechen gestaunt, eine schlichte Übersetzungslösung, die mich nicht loslassen will. In der als Beispiel beigegebenen Übersetzung eines Textes hinten in ihrem Buch, in der Ausgangstext und Übersetzung sich gegenüberstehen, heißt es für …
»On Friday afternoons the obedient children rush home…«
»Freitags eilen die folgsamen Kinder am Nachmittag heim«3
Sie verstehen? Statt »am Freitagnachmittag« steht hier »freitags … am Nachmittag«. Diese Lösung finde ich beeindruckend. Sie hat mir sowas von gefallen. Ich könnte noch nicht mal so recht sagen warum, aber es ist nun mal so. Ich bin sicher, ich werde das bei Gelegenheit auch mal probieren.
Das nur noch mal als Hinweis darauf, dass ich nicht der Einzige bin, der das Übersetzen ernst nimmt.
Und da die heutige Episode bereits wieder mal zu lang zu werden droht, bis nächsten Mittwoch. Vielleicht sollte ich mir überhaupt eine bestimmte Zahl von Wörtern pro Kapitel auferlegen; so wie man das in einer Zeitungskolumne hätte. Oder so wie ein Tatort immer eine Stunde achtundzwanzig Minuten lang ist. Mal sehen…
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