Geht’s auch auf Deutsch: Schüt­tel was­te hast!

Nur zwi­schen­durch: Ich bin wirk­lich der Letz­te, der jeman­dem vor­schrei­ben woll­te, wie er sich aus­zu­drü­cken hat. Je viel­fäl­ti­ger, des­to bes­ser, fin­de ich, schon gar im Bereich der All­tags­spra­che. Fata­ler­wei­se kratzt eine bestimm­te Ten­denz der deut­schen Spra­che wäh­rend der letz­ten Jah­re am Fun­da­ment mei­ner pope­li­gen Über­set­zer­exis­tenz. Und da ist für mich Schluss mit lus­tig, da hört für mich der Spaß auf …


Die Ent­wick­lung unse­rer Spra­che wird seit Jah­ren von Leu­ten bestimmt, die fata­ler­wei­se das »öffent­li­che« Über­set­zen, das nun mal Pro­fis vor­be­hal­ten sein soll­te, selbst über­neh­men und bei ihren Bemü­hun­gen letzt­lich nur mehr oder weni­ger unbe­hol­fen wört­lich aus dem Eng­li­schen gezerr­te Bro­cken auf den dün­nen Faden ihres trau­ri­gen Man­gels an Sprach­ge­fühl rei­hen. Müs­sen Über­set­zun­gen – gera­de aus dem Eng­li­schen, wo sich offen­sicht­lich jeder beru­fen zu füh­len scheint – denn wirk­lich auf das Niveau von Emo­ti­cons sin­ken? Und dann hat sich der Rest von uns wenigs­tens halb­wegs mit Sprach­ge­fühl Begab­ten tat­säch­lich an die­sem Gestam­mel zu ori­en­tie­ren, weil die Klöp­se die­ser Leu­te sich – allent­hal­ben von der Mas­se der Sprach­lo­sen als »neu­es, fri­sches« Deutsch nach­ge­plap­pert – im Hand­um­dre­hen all­ge­mein etablieren?

Wirk­lich, sei­en Sie mal ehr­lich, wer quatscht denn im rich­ti­gen Leben so kariert – und ich mei­ne damit unidio­ma­tisch – daher wie in der fol­gen­den win­zi­gen Aus­wahl der zahl­lo­sen Bei­spie­le, die ich im Web so auf­ge­le­sen habe. Nicht dass sie aufs Web beschränkt wären .…

 


Nichts gegen die Bun­te, wirk­lich nicht, das Phä­no­men fin­den Sie auch in der NZZ oder in der Süd­deut­schen: Kaum wird über­setzt, sehen wir uns in einer Art Nie­mands­land zwi­schen zwei Spra­chen. »Alle wur­den schnell betrun­ken …« Aus wel­cher Spra­che auch immer das nun über­setzt sein mag, idio­ma­ti­sches Deutsch ist das Ergeb­nis der Über­set­zung nicht, alle­mal pen­nä­ler­haft. Über­le­gen Sie mal: Sie erzäh­len vom letz­ten Abend im Bier­gar­ten, Ihre feucht­fröh­li­che Run­de »wur­de schnell betrun­ken«. WTF? Kein Mensch wür­de das so erzäh­len! Der Haupt­sün­der, so den­ke ich mal ist hier, »wur­den«. Ver­mut­lich wäre ich an dem Satz noch nicht mal hän­gen geblie­ben, stün­de da »waren«. Das nächs­te Irri­tat – um mal geschwol­len zu wer­den – ist ver­mut­lich »schnell«, aber zu vernachlässigen.

Dann wäre da das »Glas voll mit Wod­ka«. Was eben­falls komisch klingt. Ein »Glas voll Wod­ka« hät­te voll­auf genügt, wenn nicht gar ein »Glas Wod­ka«. Und wenn es denn tat­säch­lich so voll war, dann war es eben ein »vol­les« oder gar »rand­vol­les Glas«. Das mag sich für den Lai­en komisch anhö­ren, aber beim Über­set­zen hilft es immer wie­der mal, einen Satz mit ande­rem Inhalt auf einen, sagen wir mal, klei­ne­ren »gemein­sa­men Nen­ner« zu brin­gen, in die­sem Fall viel­leicht auf ein »Glas voll mit Bier« – pro­bie­ren Sie ruhig mal damit rum: »Wir tran­ken zehn Glä­ser voll mit Bier?« Ich bin mir rela­tiv sicher, dass man das hier­zu­lan­de noch nicht gehört hat.

Und »sie kann gut die Hüf­ten schwin­gen«? Selbst­ver­ständ­lich kann man etwas »gut kön­nen«, nur drückt man das im Deut­schen anders aus. »Sie hat’s in den Hüf­ten« hät­te man sagen kön­nen – nicht »in der Hüf­te« wohl­ge­merkt. »Wie die die Hüf­ten schwingt«, könn­te ich mir hier vor­stel­len. »Sie soll­ten mal ihren Hüft­schwung sehen.« Ich bin sicher, Ihnen fällt in der Rich­tung was Bes­se­res ein …

Viel­leicht nach der der Anlei­tung hier:

Mein Pro­blem läuft ein­fach dar­auf hin­aus, dass gan­ze Gene­ra­tio­nen in sich hin­ein hor­chen kön­nen, bis sie schwarz wer­den, sie wer­den nichts wei­ter hören als eben die­sen unidio­ma­ti­schen Mist …

SlangGuy

Übersetzer & Wörterbuchmacher

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