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Deut­scher Slang à la 1892 (31)

Im Mosa­ik mei­ner Bemü­hun­gen, ein Bild des­sen zu ver­mit­teln, was wir – heu­te und his­to­risch – als »Slang« bezeich­nen, möch­te ich hier eine der ers­ten Samm­lun­gen vor­stel­len, die – nach eng­li­schem Vor­bild – unter die­sem Begriff für die deut­sche Spra­che zusam­men­ge­tra­gen wur­den. Die Ein­lei­tung die­ser Samm­lung ist eben­so inter­es­sant wie auf­schluss­reich. Sie ist außer­dem einer der ers­ten Bele­ge für die Aner­kennt­nis einer gesamt­deut­schen Umgangs­spra­che, an die wir im Augen­blick, dank des Inter­nets, in rasen­dem Tem­po letz­te Hand anzu­le­gen schei­nen. Ich per­sön­lich neh­me das Fol­gen­de als ers­tes Kapi­tel mei­ner Mis­si­on, mehr Umgangs­spra­che aus allen deut­schen Gegen­den bei der Über­set­zung aus Fremd­spra­chen zu verwenden.

Das Vor­wort zu Arnold Gen­thes, Deut­sches Slang habe ich bereits hier vor­ge­stellt. Ich möch­te im Lau­fe der nächs­ten Zeit die Samm­lung selbst vor­stel­len. Inter­es­sant dabei ist, dass Gen­the 1892 kaum ein Wort bzw. eine Wen­dung bringt, die wir nicht auch heu­te noch als soli­des Umgangs­deutsch bezeich­nen wür­den. Um der Samm­lung etwas mehr Gewicht zu geben, wer­de ich den einen oder ande­ren Ein­trag durch einen Blick in ande­re Wör­ter­bü­cher oder ins Inter­net aus­füh­ren bzw. kom­men­tie­ren. Das kann durch­aus dau­ern, lie­ße sich aller­dings beschleu­ni­gen, wenn die Leser hier Inter­es­se an den ein­schlä­gi­gen Sei­ten haben… 

[Sei­te 57]

schwach — schwie­meln 57

schwach, a., schlecht, unvoll­kom­men (von Sachen); das Kon­zert war man schwach.

Schwach­heit, f., Red.: bil­de dir nur kei­ne Schwach­hei­ten ein = mach’ dir kei­ne Illusionen

Schwach­ma­ti­kus, m., schwa­cher kraft­lo­ser Mensch.

schwa­dro­nie­ren, v. int., laut und ärger­lich reden, schimp­fen, schelten.

schwa­feln v. int., gedan­ken­los reden.

Schwamm drü­ber! Red.: reden wir nicht mehr davon!

schwän­zen, v. intr., ohne Erlaub­niß die Schu­le ver­säu­men. Dann all­ge­mein: ohne trif­ti­gen Grund von irgend einer Ver­an­stal­tung fern bleiben.

schwap­pen / schwap­peln, I v. int., über­gie­ßen, überlaufen

Schwar­te, f., altes Buch.

Schwe­de, m., gemüt­li­che Anre­de: alter Schwe­de!

Schwe­fel­sti­cken, pl., lan­ge, mage­re Beine.

Schwein, n., Red.: Schwein haben = Glück haben (sehr häufig).

Schwei­ne­rei, f., (derb) 1. Schmutz, L. Gemein­heit, Schan­de, unbil­li­ge Hand­lung etc.

Schwei­ne­wet­ter, n., (derb) sehr schlech­tes Wetter.

Schwein­igel, m., (der­bes Schimpf­wort), schmut­zi­ger Mensch.

schwer, adv., Red.: sich schwer hüten, etw. zu thun, d. i. sich sehr hüten etc.

Schwe­re­brett! Aus­ruf des Erstau­nens, der Verwunderung.

Schwe­re­nö­ter, m., ein gewand­ter Mensch, der sich durch gesell­schaft­li­che Talen­te über­all beliebt zu machen ver­steht: ein lie­bens­wür­di­ger Schwerenöter.

schwie­meln, v. int., lie­der­lich leben, sich des Nachts umher­trei­ben; schwie­me­lig, a., 1. über­näch­tig; L. schwind­lich, ängst­lich, z. B.: mir wur­de schon ganz schwie­me­lig zu Mute = mir wur­de ganz Angst, ich begann schon zu ver­zwei­feln (s. ver­schwie­meln).

58 schwim­men las­sen – simpeln

schwie­meln las­sen, v. tr., etw. auf­ge­ben, auf etw. verzichten.

Schwin­del, m., all­ge­mein für Sache, Waa­re, Ange­le­gen­heit etc., z. B.: was kos­tet der gan­ze Schwindel?

der gute alte Grimm weiß zu Schwindel: 

3 d) viel­fach nur im weg­wer­fen­den sin­ne, um etwas als nich­tig und wert­los zu bezeich­nen, eit­les trei­ben: ich musz mir doch den schwin­del ein­mal anse­hen. fer­ner con­cret von sachen: der gan­ze schwin­del, ähn­lich wie plun­der, bet­tel; in der gau­ner­spra­che ‘die gan­ze unget­heil­te beu­te’. Avé-Lal­le­mant 4, 607.1

das DWDS zu Schwin­del:

1. umgangs­sprach­lich (klei­ne) Unwahr­heit, Lüge, (harm­lo­ser) Betrug. Bei­spie­le:ein klei­ner, harm­lo­ser, dreis­ter, raf­fi­nier­ter, plum­per, aus­ge­mach­ter Schwin­del; so ein Schwin­del! was er euch da erzählt hat, war Schwindel

2. salopp, abwer­tend Sache, Ange­le­gen­heit, von der man eine schlech­te Mei­nung hat, nicht viel hält. Gram­ma­tik: nur im Sin­gu­lar. Bei­spie­le: was kos­tet der (gan­ze) Schwin­del? ich habe den gan­zen Schwin­del bezahlt, ich will mit die­sem Schwin­del nichts zu tun haben, von dem gan­zen Schwin­del nichts wis­sen; den Schwin­del ken­ne ich!

Schwin­del­mei­er, m., Schwind­ler, Lügner.

schwin­gen, v. tr., 1. eine Rede schwin­gen = hal­ten: 2. besit­zen, z. B.: Bom­ben­gel­der schwin­gen = gro­ßes Ver­mö­gen besitzen.

Schwipps, m., klei­ner Rausch.

schwö­gen, v. intr., plau­dern, viel reden.

Schwoof, m., Tanz; auf den Schwoof gehen = zum Tan­zen gehen; dazu schwoo­fen, v. int.

Schwung, m., ver­ächt­li­che Bezeich­nung für Commis.

schwupp­dich! / schwupps! Aus­ruf zur Bezeich­nung der Schnel­lig­keit, mit wel­cher ein Schlag etc. gege­ben wird, z.B.: schwupps! hat­te er eine Ohrfeige.

Se, nach­läs­si­ge Aus­spra­che von ›Sie‹; hören Se mal; woll’n Se sich nicht set­zen etc.

See­bär, m., alter Seemann

see­len­s­gut, a., sehr gutmütig.

See­len­ver­käu­fer, m., klei­nes Boot, Nußschale.

See­len­wär­mer, f., gestrick­te, wol­le­ne Frauenweste.

sem­mel­blond, a., hellblond.

Senf, m., Red.: sei­nen Senf zu etw. geben = sei­ne Mei­nung über etw. sagen, sein Urteil abgeben.

Sen­ge, pl., Prügel

sen­ge­rig, a., bran­dig, z. B.: hier riecht es sen­ge­rig; die Geschich­te scheint mir etwas sen­ge­rig zu sein.

set­zen, v. int., es setzt Prü­gel = es gie­bt Prügel.

siehs­te! = siehst du!

sim­peln, v. tr., sich ein­sei­tig mit etw. beschäf­ti­gen; Fach sim­peln = über sein Berufs­fach sich unter­hal­ten; Fami­lie sim­peln = Fami­li­en­ver­kehr auf­su­chen, s. ver­sim­peln, v. int.

  1. Deut­sches Wör­ter­buch von Jacob Grimm und Wil­helm Grimm, digi­ta­li­sier­te Fas­sung im Wör­ter­buch­netz des Trier Cen­ter for Digi­tal Huma­ni­ties, Ver­si­on 01/21, <https://www.woerterbuchnetz.de/DWB> []
SlangGuy

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