»Kanns­te mir das mal pim­pen?« (1)

 

Vom ame­ri­ka­ni­schen Ghet­to­strich über CD-Play­er, MTV und Inter­net ins Kin­der­zim­mer — Über­le­gun­gen zu einem Welt­erfolg: Der Auf­stieg eines schmuddli­gen klei­nen Wört­chens aus dem Milieu in die Harmlosigkeit 

Allent­hal­ben sehe ich mich seit gerau­mer Zeit auf­ge­for­dert, den einen oder ande­ren Aspekt mei­nes bemit­lei­dens­wer­ten Daseins zu »pim­pen«: mei­nen Wagen, mein Snow­board, mei­ne Web­sei­te, mein Äuße­res und — wie im Jugend­ma­ga­zin einer deut­schen Kran­ken­kas­se — sogar mein Gehirn — und pimp ich’s nicht sel­ber, so das Ange­bot, pimpt man es mir. Umsonst, inklu­si­ve oder gegen Auf­preis, und, was mein Äuße­res anbe­langt, auch mit Gewalt, ver­spricht doch einer gar, mir das Gesicht mit einem Veil­chen zu »pim­pen«. Der wah­re Pim­per pimpt eben alles, und nichts bleibt vor dem Pim­pen verschont.
Zuge­ge­ben, min­des­tens mein mor­sches Gedächt­nis, so fürch­te ich, bedürf­te des »Pim­pens« drin­gend, wie ich ein­mal mehr fest­stel­len muss, als ich es auf eini­ge außer­deut­sche Impe­ra­ti­ve abfra­ge, um per Goog­le zu erfah­ren, ob auch der euro­päi­sche Nach­bar »pimpt« oder »pim­pen« lässt. Aber Bil­dung ist — Gott sei’s gedankt — ein über­holtes Kon­zept (wen höre ich da noch was gegen Angli­zis­men sagen?) »Pimp ton pré­si­dent!«, hört man von der ande­ren Sei­te des Rheins, »Pimp il mio lap­top!«, tönt es fle­hent­lich über die Alpen, und »Pimp mi artí­cu­lo« bit­tet, wie ich mal anneh­me, ein spa­ni­scher Jung­jour­na­list. Wir sind also nicht die ein­zi­gen, wenn auch, so scheint es nach eini­gen quan­ti­ta­ti­ven Ver­su­chen, die eif­rigs­ten oder pene­tran­tes­ten »Pim­per« außer­halb des angel­säch­si­schen Raums.
Gemeint ist mit dem Angli­zis­mus, auch der Letz­te weiß es mitt­ler­wei­le, nichts wei­ter als etwas in einen Zustand zu brin­gen, in dem es in einer auf blo­ße Ober­flä­che bedach­ten Kul­tur, die Schmuck­lo­sig­keit oder gar Alt­ba­cken­heit zum Ver­bre­chen und prot­zi­gen Zier­rat zur Pflicht gemacht hat, auf­fällt; »etwas ver­edeln« könn­te man sagen, gin­ge es nicht gar so sehr um die Wir­kung, ums Modi­sche, ums Krei­schen­de, ums Auf­fal­len um jeden Preis; »auf­hüb­schen«, »auf­fri­sie­ren«, »auf­fi­xen« war mal kurz­zei­tig in Mode, »auf­ma­scherln«1 kennt man im süd­deut­schen und öster­rei­chi­schen Raum; »auf­mot­zen« trifft es wohl noch am ehes­ten, alle ande­ren sind defi­ni­tiv zu bie­der. Und sowohl »bie­der« als auch »auf­mot­zen« sind denn auch zwei her­vor­ra­gen­de Stich­wör­ter für die­sen Exkurs.

(Fort­set­zung hier)

  1. ein »Mascherl« bzw. eine »Masche«, für alle Aus­län­der, ist in Bay­ern und Öster­reich eine »Schlei­fe«; man schmückt also etwas mit Schlei­fen. []
SlangGuy

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