Ich habe keine Ahnung, wer auf die Idee kam, ausgerechnet das Hackbrett in das Genre der Filmmusik einzuführen, aber meiner Erinnerung nach sind die Thriller der 1960er voll davon. Vermutlich übertrieben, aber definitiv ein Hinweis darauf, wie sehr sich dieser völlig eigene Sound in meinem geistigen Ohr festgekrallt hat. Es war eine grandiose Idee. Ich wusste bis vor kurzem noch nicht mal, dass es ausgerechnet ein Hackbrett ist, woran ich mich da so lebhaft erinnere. Ich hätte ein präpariertes Klavier nicht ausgeschlossen. Wie auch immer, nachdem ich die letzten Jahre immer wieder mal eine Nummer aus diesem Soundtrack auf Secret Agent gehört hatte, wollte ich der Sache mal auf den Grund gehen.
Der Soundtrack zu The Ipcress File stammt von John Barry. Und John Barry kennen wir natürlich als musikalischen Begleiter der James Bond-Filme.1 Übrigens ist er mitnichten der Schöpfer des eigentlichen James Bond-Themes; das stammt von Monty Norman. Der Hinweis darauf findet sich im Abspann der Bond-Filme. Es wurde um dieses ohrwurmige Dum di-di dum dum jahrelang prozessiert. John Barrys Musik für den Thriller setzt auf Spannung; vergleicht man sie mit ähnlichen Soundtracks aus der Zeit, so fehlt ihr etwa die jazzig-gehetzte Nervosität des typischen Lalo Schifrin-Soundtracks, man vergleiche Bullitt, oder die – immer wieder ironisch gebrochene – Wärme (oder macht gerade die leise Ironie diese Wärme mit aus?) von Michel Legrands genialen Kompositionen zur Thomas Crown Affair. Ob John Barry das Hackbrett als erster in der Musik für einen Thriller eingesetzt hat, weiß ich noch nicht, werde es aber vermutlich noch herausfinden.
Bei besagtem Hackbrett handelt es sich übrigens um ein Cimbalom, das mit Klöppeln bedient wird, obwohl es sich durchaus auch wie eine Zither spielen lässt. Es ist in der Volksmusik gar nicht so weit von uns im Osten sehr beliebt, vor allem aber bei den Griechen. Was hier nur erwähnt sei, weil es dieser Umstand nicht eben zur ersten Wahl als prägendes Instrument für den Soundtrack eines Thrillers macht. Ich meine, die Art, wie es in der östlichen Volksmusik gespielt wird, suggeriert alles Mögliche, nur nicht Spannung. Gerade weil es relativ »tonreich« gespielt wird, nicht dass ich mich da groß auskennen würde. Wie auch immer, um so genialer von Barry, das Cimbalom, sparsam angeschlagen, als Spannungsträger in den Thriller zu holen. Na gut, falls er es denn tatsächlich war. Das werde ich schon noch rauskriegen…
So oder so, das Cimbalom in The Ipcress File ist so unvergesslich wie Michael Caines Hornbrille. Und die ironische Unverschämtheit, nein, sorry, die unverschämte Ironie, des Agenten Harry Palmer seinen Vorgesetzten gegenüber. Die Filmmusik wechselt sich auf der CD übrigens mit handverlesenen Dialogfetzen aus dem Streifen ab. Ich frag mich schon, ob da nicht eine alte Vinylscheibe in entsprechender Hülle Spaß machen würde…
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