Schlägt man »ausgekocht« im Duden nach, findet man Folgendes:
ausgekocht (ugs. abwertend): raffiniert, durchtrieben: ein ‑er Bursche, Gauner, Betrüger; wenn Sie es gewesen sind, sind Sie ein ganz ‑er Hund (Fallada, Blechnapf 289).1
Das Rheinische Wörterbuch von Josef Müller führt »ausgekocht« ebenfalls mit raffiniert und bringt dazu das Zitat »en a. Framensch«.2 Und Christmann/Krämer, in ihrem Pfälzer Wörterbuch haben Ähnliches parat:
ausgekocht Adj.: e (a) Ausgekochter ‘ein Raffinierter, Abgefeimter’ [allg.]. Syn. s. PfWB schlau. — Zu PfWB auskochen.
Das Wort bietet also kaum ein Problem. Ganz anders dagegen »gefinkelt« bzw. das Verb, von dem es wohl kommen sollte: »finkeln«. Da landen wir erst mal auf einem,wenn auch durchaus interessanten Holzweg. Nehmenwir den alten Adelung:
Finkeln, verb. regul. neutr. mit dem Hülfsworte haben; welches im Hochd. veraltet ist, Finken fangen; von welchem Zeitworte Kaiser Heinrich I, der sonst auch der Vogler heißt, wegen seiner großen Neigung zum Vogelfange, von geschmacklosen Geschichtschreibern noch zuweilen der Finkeler oder Finkler genannt wird.
Interessanter werden da schon die Dialektwörterbücher, so etwa das bereits zitierte Rheinische Wörterbuch:
finkeln ‑e- Dür-Stdt, Aach-Herzogenr, Kemp-Breyell schw.: mit Feuer spielen. S. a. fünkeln.
Das gibt es auch andernorts in der Variante »finken«. Aber so richtig fündig wird man erst bei Sigmund Wolf; in dessen Wörterbuch des Rotwelschen definiert er finkeln mit »kochen, sieden, braten«. Womit wir denn glatt wieder bei ausgekocht wären. Eine Etymologie, die auch Küpper vorschlägt, der allerdings auch gleich wieder ein Haar in die Suppe wirft, wenn er bei »ausgekocht« schreibt: »Leitet sich von der Kochkunst her oder von jidd ›kochem = weise‹.«
(1) <Adj.><Adv.> (ursprüngl. & vorwiegend Österr., aber auch in Dtl. bekannt; auf Personen bezogen) listig; schlau; raffiniert; gewitzt; durchtrieben; trickreich.
»So gefinkelt besiegen Tiere die Kälte — Februar 2010« WWW
sinnverw.: gerissen; ausgekocht; gerieben; ausgebufft; ausgepicht; ausgeschlafen; gewieft; ausgefuchst; schlitzohrig; rabig;
(2) <Adj.> ursprüngl. Österr., aber auch in Dtl. bekannt ”’(auf Personen bezogen) lebenserfahren; mit allen Tricks vertraut.
»Jon Hess ist ein ganz gefinkelter Bursche. Er kennt als Cutter des ersten Films dessen Tricks ganz genau …« WWW »Das ist ein ganz Gefinkelter!« WWW
sinnverw.: Wasser: mit allen Wassern gewaschen; Hund: von allen Hunden gehetzt; ausgebufft; ausgepicht; ausgeschlafen;
(3) <Adj.> Österr., aber auch in Dtl. bekannt (auf Sachen / Sachverhalte bezogen) durchdacht; voller Finesse; raffiniert [gemacht].
»Wiener Staatsoper, Oper, Ballett & Konzert in Wien und aller Welt! … Denken Sie nur an den ungeheuer gefinkelten Wortwitz, …« WWW »Exchange Nachrichten umleiten (etwas gefinkelt) — Exchange Server …« WWW »Oha, da verwende ich seit Jahren ein Wort … Gefinkelt ist lustigerweise laut Duden auch österreichisch, das war mir neu.« WWW 2007 »Und ungefinkelt ist demzufolge das Gegenteil 😉 Wobei ich das nicht so negativ konnotiert sehen würde wie im Duden Beispiel. Ich könnt auch “tricky” schreiben.« WWW 2007 »Eine der Lieblingsvokabeln von Fußballreporter Gerd Rubenbauer: ›Eine gefinkelte Flanke von Mario Basler.‹« Hermann Ehmann, oberaffengeil
sinnverw.: clever; tricky;
(4) <Adj.> (Klettern) bezeichnet besonders komplizierte bzw. raffinierte Züge in einer Kletterroute.
»Was bedeutet im Klettern ›finkeln‹? Ich bin letzte Woche über den Begriff gestolpert. Das heißt so viel wie ›tricky‹ oder ›raffiniert‹. WWW »Der Anfang der zweiten Seillänge ist etwas gefinkelt , ansonsten eine herrliche Tour direkt bei den ›ewigen Jagdgründen‹ im Zillertal, wirklich empfehlenswert!« WWW »Ich wollt eigentlich sagen, dass die tirolerische Bedeutung im Sinne von ›kompliziert, anspruchsvoll‹ mir immer bekannt war und ich mich schwer wunderte, als die Verwendung im Sinne von ›Griffe/Tritte durch Schlagen hergestellt‹ unvermittelt aufkam.« WWW
sinnverw.:tricky.
(5) <Adj.> (Klettern) bezeichnet im Zusammenhang mit Kletterrouten das Vorhandensein »künstlicher« Griffe und Tritte.
»Also im Odenwaldführer findest Du “gefinkelt” öfters, und es bedeutet auch ganz sicher, dass künstlich nachgeholfen wurde.« WWW »›Gefinkelt‹ bedeutet, dass künstlich Griffe/Tritte erschaffen wurden, die es vorher nicht gab! zB duch Bohren, Meißeln oder Schlagen von Griffen/Tritten. Unfreiwilliger Namensgeber ist wohl ein gew. Christoph Finkel … seit 2004 Trainer des deutschen Nationalkaders im Bouldern und Sportklettern.«
sinnverw.:xxx.
(6) <Adj.> hinterhältig; gemein.
»Das ist aber ein voll gefinkelter Plan.«”’ Hermann Ehmann, oberaffgeil
sinnverw.: hinterfotzig.
SlangGuy’s Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
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