Ich kam dieser Tage auf die Schnapsidee, mir mal ein bisschen Russisch draufzuschaffen. Fragen Sie nicht warum, der Begriff »Schnapsidee« sollte hier als Erklärung genügen. Und warum auch nicht? Schon die Schrift ist exotisch genug, um mal zu reizen. Und vielleicht ergibt sich ja mal die Gelegenheit, Putin ein demokratie‑, menschen‑, frauen- und schwulenfreindliches Arschloch ins Gesicht zu schleudern, zumindest in einem geharnischten Blog-Post. Okay, aber das wäre jetzt mal ein Fernziel…
Schön, bleiben wir in der Gegenwart. Ich bin durchaus ein Freund der harten Methode: Roman kaufen, jedes Wort nachschlagen, durchdeklinieren, durchkonjugieren. Ich habe so Französich gelernt. Maigret se défend wird mir immer in Erinnerung bleiben; den einen oder anderen Satz kann ich nach fünfzig Jahren noch auswendig. Und wenn Sie den Link anklicken, dann haben Sie auch gleich den Riesenunterschied zwischen damals und heute: das Web. Hatten wir seinerzeit nicht. Leider. Was ich trotzdem nicht mehr habe, ist die Zeit. Trotzdem sei’s hier mal gesagt: Wer mit dem Internet aufwächst und nicht schon als Teenager ein halbes Dutzend Sprachen lernt, ist ein — Na ja, bleiben wir mal diplomatisch: der/die Betreffende ist mir ein Rätsel …
Aber bleiben wir beim Russischen. Da gibt es erst mal ein Riesenproblem, und das ist diese saublöde Schrift. Kyrillisch. Da ist halt einfach nix mit draufloslesen, mit welchem beschissenen Akzent auch immer. Selbst Buchstaben, die wie unsere aussehen, sind in Wirklichkeit ganz andere. So ist damit eben nix mit einfach nachschlagen, deklinieren, konjugieren. Nein, im Ernst, da geht erst mal gar nix ohne das Alphabet. Und 33 Buchstaben? Die spinnen, die Russen!
Aber gut, da ist das Web natürlich schon mal super, dufte, prima, 1A. Wenn Sie’s interessiert, hier meine ersten Favoriten. (извините (= ‘tschuldigung), ich bin ja erst ein paar Tage dabei.)
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Sehr schön: fünf Buchstaben in fünf Minuten. Super. Nicht dass das auch schon hängen bleibt, aber man kann das ja öfter bis endlos gucken. Und die Frau macht das prima & ohne Blabla. Auf das Blabla kommen wir gleich noch, wenn ich auf die bescheidenen Sprachlehrbücher zu sprechen komme. Ein »H« ist ein »N«, und ein auf den Kopf gestelltes »N« ist als »U« gedacht, ist aber ein »i«. Logisch. Kinderleicht.
Dann wäre da noch die Dame hier:
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Ganz große Klasse! Das wird dauern, sicher, jedenfalls bei einem verkalkten alten Doofel wie mir. Aber ich bring das. Mit den beiden Mädels schaff ich das.
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Okay, damit wäre für das Alphabet gesorgt. Das nächste Problem ist aber natürlich – bleiben wir beim Web – die Suche. Wie was Russisches finden? Oh Mann! Okay, aber man ist ja lange genug am Computer & weiß, dass man nicht gleich eine russische Tastatur zu ordern braucht. Auch das ist heute kein Problem, klar, aber man muss ja nicht gleich übertreiben. (Wer weiß, wie lange meine Begeisterung für das Russische sich hält. Also muss eine Bildschirmtastatur her. Und auch hier hilft das Web:
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Wieder ein Volltreffer: Eine Erklärung ohne lange Präliminarien. Ohne Blabla. ein herzliches Dankeschön an Chris – oder ist das dann Kris? Okay, lern ich auch noch. Danke erst mal.
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Übrigens, das allerdümmste von all den Russisch-Lehrbüchern, die ich da in der Hand hatte, war mein Hoffnungsträger Russisch für Dummies! Vierunddreißig (34!) Seiten Vollblabla, bevor auch nur die geringste konkrete sprachliche Info rüberkommt. Und dann immer noch lange nix Brauchbares. Dummies? Deppert muss man sein, wenn man das kauft.
Egal, ich greife zu zwei Titeln unserer bewährten Sprachverlage Hueber & Klett. Mit CDs zum Reinhören. Klingt super. Die zieh ich mir mal beide (doppelt hält besser), Preis für unter fuffzig Mücken find ich zivil.
Aber…
… und jetzt sind wir da, worum’s mir geht …
Die Klett-Kiste hat zwar nur eine Seite Einleitung, schön, bietet mir aber eine Inhaltsangabe auf Kyrillisch. Nee, Leute, so geht das nicht! Da steht Russisch für Anfänger drauf, ihr Pfeifen! Und eine Karte der Russischen Föderation geht mir aber auch schon so was von am Arsch vorbei!
Die Ziffern entsprechen der Reihenfolge der Buchstaben in den russischen Vornamen. Setzen Sie diese Buchstaben in die Kästchen und sie erhalten die russische Entsprechung von »Jasno«. Woher kennen Sie das Wort?
Welche Ziffern? Bis ich dahinter komme, dass »die folgenden Ziffern« gemeint sind. Pingelig? Ich jedenfalls hab das nicht gleich kapiert. Und wo wir schon am Maulen sind. Bei mir heißt das »Setzen Sie diese Buchstaben in die Kästchen ein«. Pingelig? Das ist ein Sprachlehrbuch, herrgottnochmal! Und im Deutschen »setzt« man nicht etwas, man »setzt etwas ein«. Na, vielleicht auch nicht, aber Frustration macht nun mal gerne blind. Und »Jasno«? Es ist mir in dem Stadium meiner Kenntnisse (gleich Null) so was von scheißegal, woher ich das Wort »Jasno« kenne – das ich nicht kenne, um’s mal gleich zu sagen. Und wo das russische Alphabet erst auf der allerletzten Seite des Buches aufgeführt ist… Nee, das mag ich nicht…
Nehm ich den Hueber-Titel (Russisch-Sprachkurs: Schnell & Intensiv) zur Hand. Da sind die Kapitelüberschriften immerhin schon mal zweisprachig. Und es fängt mit dem Alphabet an. Aber dann kommt seitenweise Blabla in einem Vorwort und als Start gibt’s zig Bildchen von Gegenständen, deren Bezeichnung im Deutschen wie im Russischen gleich ist. Womit gesagt werden soll, dass wir ja auch schon so viele russische Wörter kennen & damit können. Aber liebe Hueber-Leute, dass Traktor, Globus, Auto und Ananas etc. auch die Russen verstehen, interessiert mich auch nicht. Bei aller Liebe, bis ich mich mal mit einem russischen Landwirt über seinen Traktor unterhalten kann oder möchte… Und Samowar? Ich hatte mal einen am Gymnasium. War ganz witzig, ein silbernes Riesenteil, aber die Brühe, die da rauskam, war wohl eher was für den sibirischen Winter, nichts für einen zarten Vier-Minuten-Earl Grey. Aber von mir aus: Samowar. Kann ich schon ein bisschen Russisch. Ja, von wegen! Dann gibt’s gleich noch mal — diesmal ohne Bildchen — eine lange Liste (120 Stück) mit internationalen Wörtern von »Abonnement« über »Kamera« bis »Wetter«, die mir ebenfalls am Arsch vorbeigehen. Immerhin finde ich »Wetter« interessant. Sagen die wirklich auch »Wetter«? Werd ich bei Gelegenheit mal einen Russen fragen, wenn ihr mir endlich beibringt wie! Nein, im Ernst, ich will jetzt endlich was lernen, herrgottnochmal. Mein nächster Herzkasper ist der letzte! Und das Allerletzte, was ich am Anfang lernen will, sind Wörter die im Deutschen und im Russischen gleich sind. Warum? Weil ich sie schon kenne, herrgottnochmal!
Ich möchte gar nicht von all den Scheißspielchen und Kreuzworträtseln & Scheiß anfangen, die einem beim Durchblättern so entgegenquellen. Kann ich alles mal machen – wenn ich mal Russisch »kann«.
Also, liebe Leute, warum fängt ein Sprachlehrbuch für Erwachsene nicht einfach so an:
1. Seite: ich, du, er / sie / es – wir, ihr, Sie (natürlich mit Siezen & Duzen)
2. Seite: ich bin, du bist, er/sie/es ist – wir sind, ihr seid, sie sind (natürlich mit Siezen & Duzen)
3. Seite: ich habe, du hast, er/sie/es hat – wir haben, ihr habt, sie haben (natürlich mit Siezen & Duzen)
Das wäre doch in jeder mir bekannten Sprache schon die halbe Miete. Und wenn es im Russischen »ich bin« bzw. »ich habe« nicht gibt, dann sagt ihr das eben einfach, von mir aus auf einer ganzen Seite jeweils & gebt eine kurze Erklärung dazu. Und sagen, wie die Russen das machen. Problem gelutscht.
Darauf lassen sich simple Dialoge aufbauen: du bist blöd – nein, ich bin nicht blöd etc. Da lassen sich dann Fragewörter anknüpfen. Wer? Wann? Wie? Warum? Und dann kann man ja zeitnah mit »Guten Tag, ich bin der Bernhard, wer bist du?« weitermachen. Und bitte nix auf die Seite quetschen! Alles schön groß, typographisch luftig, mit Rand. Lasst das Blabla weg & das verdammte Buch wird nicht länger…
Okay, ich werd’s trotzdem mal probieren, mit meiner bewährten Hausmischung aus alledem. Aber erst schaff ich mir mal das verdammte Alphabet drauf. Ohne die Scheißbücher…
до свидания!
Bis bald (kann ich noch nicht & schuld daran sind diese Scheißbücher!)
Ps: Ich sehe natürlich ein, dass diese Bücher nicht unbedingt fürs Selbststudium, sondern für Volkshochschulen und andere gedacht sind. Aber was nützt mir das, wenn ich es partout allein & selbst lernen weil?
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