Ist Ihnen beim Ferngucken mal aufgefallen, was für einen Aufriss bei Tatort, Soko & Co heutzutage nach dem Auffinden einer Leiche veranstaltet wird? Gucken Sie ruhig mal einige Krimis aus dem letzten Jahrtausend. Sie werden staunen, der Unterschied ist frappant. Auch hinsichtlich des Verhaltens der TV-Kommissare am Tatort hat sich so einiges getan …
Falls jemand hier gelandet ist, weil er meinte, es ginge hier um Bill Clinton und den außerkurrikulären Einsatz von Kubanern im unteren femininen Tertiär, dann sind Sie hier falsch. Falls der Titel also Anzügliches suggerieren sollte, muss ich Sie enttäuschen. Es geht lediglich um eine – zumindest für mich – amüsante Beobachtung unter der Rubrik »Tempora mutantur« …
Ich habe dieser Tage einen alten Tatort geguckt, der sich auf einer meiner Festplatten fand. Erinnern Sie sich noch an Kommissar Stoever? Genauer an die Kriminalhauptkommissare Stoever und Brockmöller? Nein? Wow! Aber falls Sie sprachlich interessiert sein sollten, dann sind Sie damit hier doppelt richtig. Die Episode – oder »Folge«, wie das früher mal hieß – trägt den Titel Mord hinterm Deich, ist vom Dezember 1996 und spielt jwd. Naja, hinterm Deich eben.
Aber lassen Sie mich ausholen. Wann immer heute irgendwo im TV einer abgemurkst wurde, turnt nach Auffindung der Leiche eine ganze Mannschaft in Weiß – »Spusi« genannt – über den Bildschirm. Niemand darf ohne Schutzkleidung (häufig Tyvek-Anzüge) auch nur in die Nähe des Tatorts. Ich gehe mal davon aus, dass das mehr oder weniger die Praxis reflektiert. Wie auch immer, man hat sich als Fernseher an den Anblick ebenso gewöhnt wie an mittlerweile nervige Klatschen für ungeduldige Ermittler á la »Näheres kann ich erst sagen, wenn ich ihn auf dem Tisch habe.«
Wie auch immer, steht Stoever doch in besagter Folge tatsächlich mit qualmendem Stumpen über der Leiche einer unseligen Gymnasiastin. Asche zu Asche. Überhaupt trampelt die ganze Riege um das arme Mädel rum, dass es eine Art hat. Find ich zum Schmunzeln. Und als Brockmöller mutmaßt, es sehe »alles nach einer missglückten Vergewaltigung aus«, fehlt nur noch, dass Stoever stattdessen eine Zeile von sich gibt, die später die Gattin eines der Hauptverdächtigen äußert: »Wahrscheinlich ein Lustmord.« Paff, paff. Lapidar.
Witzigerweise benutzt Kommissar Brockmüller, als er den Kollegen Stoever darauf hinweist, dass sie schließlich keinen »Durchsuchungsbefehl« hätten, einen Begriff, dessen Verwendung durch Laien heute unweigerlich eine der besagten – und mittlerweile nervigen – Klatschen zeitigt: »Erstens heißt das Durchsuchungsbeschluss …«
Lernt Deutsch mit Tatort, Soko & Co.
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