Aus gegebenem traurigem Anlass hatte ich in meinem Wörterbuch hier Alexei Anatoljewitsch Nawalny vorgezogen, einen geraden Menschen, der das diametrale Gegenteil eines krummen Wurms wie Donald J. Trump war. Beschäftigen wir uns also um einen Eintrag verspätet mit Wladimir Wladimirowitsch Putin, einem Mann, der an Rückgrat Nawalny vermutlich in nichts nachsteht, nur dass es ihm leider um nichts anderes als seinen eigenen schnöden Vorteil geht – wie Donald Trump, der freilich kein Rückgrat hat …
Mit der Bewunderung des orangenen Trolls für starke Männer und seinen an diesen orientierten Ambitionen haben wir uns ja eher allgemein bereits hier befasst. Gehen wir heute etwas ins Detail und beschäftigen uns mit seiner großen Liebe, dem künftigen Zaren eines neuen Großrusslands, Wladimir Putin. Ja, seiner großen Liebe zur Sowjetunion müsste man eigentlich sagen, schließlich macht er sich jetzt seit über dreißig Jahren für die Großmacht stark. Putin war zur Zeit von Trumps ersten einschlägigen Äußerungen ein kleines Licht im KGB in der DDR, hauptsächlich in der KGB-Residentur Dresden. Und ich bin nicht der Einzige, der sich fragt, was zum Teufel Trump dazu gebracht hat, sich für den amerikanischen Erb- und Erzfeind stark zu machen. Der Journalist Jeff Pegues schildert in seinem Buch Kompromat ein Telefonat mit einer Quelle aus der amerikanischen Geheimdienst-Community vom August 2016:
»Haben Sie Trump auf Wahlkampftour gehört? Haben Sie gehört, was er über Putin gesagt hat?«
»Ja. Sie meinen, wenn er sagt, wie nett Putin sei, weil er Trump ein Genie genannt hat?«, sagte ich und lachte.
Sie antwortete nicht.
»Oh, und er hat ihn einen starken Führer genannt, richtig?«, versuchte ich sie aus der Reserve zu locken. Trumps Äußerungen im Wahlkampf hatten die US-Geheimdienste aufhorchen lassen.
»Warum sagt er so was?«, meint sie. »Wie kann er so etwas sagen? Putin ist vom KGB.« 1
Trump war mit seiner Frau 1987 in Moskau gewesen und hatte nach seiner Rückkehr eine ganzseitige Annonce in der New York Times geschaltet:
Was zum Geier war bei Trumps Besuch in der Sowjetunion passiert? Ein durch und durch kapitalistischer Amerikaner kommt von einem Aufenthalt in der Sowjetunion zurück und macht sich plötzlich für sie und gegen die NATO stark? Und noch heute, lange nach dem Fall der Sowjetunion, lutscht er Putin den Schwanz! Ich meine echt jetzt: Was zum Geier ist da los? Ist es wirklich möglich, dass der Mann einfach dumm genug ist, auf Putins Schmeicheleien hereinzufallen? Pegues Gespräch mit seiner Geheimdienstquelle ging folgendermaßen weiter:
Ich versuchte es anders, fragte Linda, ob sie bei all dem eine menschliche Komponente sehe.
›Kompromat‹2, sagte sie.
›Was?‹
›Russische Agenten sind bekannt dafür, Leute zu kompromittieren. Die Russen setzen Agenten auf Leute an, die nehmen Kontakt mit ihnen auf, bringen sie dazu, ihnen zu vertrauen. Sie wissen vielleicht gar nicht, dass Sie kompromittiert werden, aber man benutzt sie. So arbeiten russische Agenten nun mal.‹
Michael Cohen, Trumps ehemaliger Anwalt, hält es für baren Unsinn, dass Trumps Lager sich mit den Russen zusammengetan haben könnte, die Wahl zu manipulieren:
Das Komplott soll während des Wahlkampfs 2016 eskaliert sein, als [ich angeblich] zu ›geheimen Gesprächen mit Kreml-Vertretern und ihren Agenten/Hackern‹ nach Prag reiste.
Dieses angebliche Komplott beruhte nicht nur auf den ruchlosen Interessen beider Seiten, sondern, schlimmer noch, auf offener Nötigung. Um ihren Agenten bei der Stange zu halten, so Steele, hätten die Russen Trump dabei gefilmt, wie er im Moskauer Ritz Carlton Prostituierten bei ›Golden Showern‹ (Urinspielen) zusah.«3
Und was wenn? Was 1987 noch ein Skandal gewesen wäre, kratzt die Welt von heute doch längst nicht mehr. Schon gar bei einem längst kompromittierten Menschen wie Donald Trump. Aber wie kommt es dann zu einer schier endlosen Litanei von Liebesbezeugungen?
›Sie bewundern den Russen?‹
Ich denke, er hat uns ausgetrickst, unser Land, und das ganz großartig gemacht … Putin hat mir sogar ein Geschenk geschickt, ein schönes Geschenk mit einer schönen Widmung … Wir waren gerade aus Moskau abgereist, er hätte nicht netter sein können, er war so nett und all so, aber man muss ihm Anerkennung zollen … Russland ist, also, ich möchte mal sagen, die sind wirklich ganz große Klasse … Ich denke, ich würde sehr gut mit Wladimir Putin auskommen. Er regiert das Land und ist wenigstens ein Führer, im Gegensatz zu dem, was wir hier in diesem Land haben.‹
›Ja, aber auch er tötet Journalisten, die nicht einer Meinung mit ihm sind.‹
›Ach, ich denke, äh, unser Land tötet auch viel, Joe, also, …‹
›Dann hat er mich ein Genie genannt. Er hat gesagt: Donald Trump ist ein Genie, und er wird der Führer der Partei und er wird der Führer der Welt oder so, er hat ein paar gute Sachen über mich gesagt, und …‹
›Russland, wenn ihr zuhört, ich hoffe, ihr seid in der Lage, die 30.000 verschwundenen Emails zu finden. Ich denke, auf euch wartet wahrscheinlich eine Riesenbelohnung.‹
›Wladimir Putin – hat jemand schon mal von Wladimir Putin gehört? – aus Russland sagt, dass Bidens, und ich ich zitiere hier, politisch motivierte Verfolgung seines politischen Rivalen sehr gut für Russland ist, weil es die Verkommenheit des amerikanischen politischen Systems zeigt.‹
›Einer der Präsidenten eines großen Landes stand auf und sagte: »Nun, Sir, äh, wenn wir nicht zahlen und von Russland angegriffen werden, werden Sie uns beschützen.« Ich sagte: »Ihr habt nicht gezahlt, ihr seid säumig.« Er sagte: »Ja, aber nehmen wir mal an, es käme dazu.« »Nein, ich würde euch nicht beschützen, ich würde die sogar ermutigen, zu tun, was immer zum Teufel sie wollen. Ihr müsst zahlen, ihr müsst eure Rechnungen zahlen!‹«
Und während der Rest der Welt nach Russlands Überfall auf die Ukraine entsetzt gen Osten blickte, bewunderte Trump Putins Strategie.
Ich kam gestern rein, und die hatten da einen Fernseher, und ich hab gesagt: Das ist genial: Putin erklärt einen großen Teil der Ukraine … also Putin erklärt den für unabhängig. Oh, das ist wunderbar! Putin sagt jetzt also, dass ein großer Teil der Ukraine unabhängig ist. Ich hab gesagt: ›Wie schlau ist das denn, und er wird als Friedenstifter eingreifen. Das ist ein Mann, der ausgesprochen clever ist. Ich kenn ihn sehr gut, sehr, sehr gut.
Und immer wieder seine persönliche Beziehung zu Putin. Und dass der nur Gutes über ihn sagt. Könnte es wirklich sein, dass er von Putin das Lob bekommt, dass er von seinem Vater nie bekam? Könnte es so simpel sein? Aber 1987 gab es, wie gesagt noch keinen Putin in Moskau. 1987 – das war 20 Jahre vor seiner Kandidatur. Oder hat ihn damals einfach schon die schiere Macht fasziniert?
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