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Trump-Wör­ter­buch #14: Wla­di­mir Wla­di­mi­ro­witsch Putin

Aus gege­be­nem trau­ri­gem Anlass hat­te ich in mei­nem Wör­ter­buch hier Alex­ei Ana­tol­je­witsch Nawal­ny vor­ge­zo­gen, einen gera­den Men­schen, der das dia­me­tra­le Gegen­teil eines krum­men Wurms wie Donald J. Trump war. Beschäf­ti­gen wir uns also um einen Ein­trag ver­spä­tet mit Wla­di­mir Wla­di­mi­ro­witsch Putin, einem Mann, der an Rück­grat Nawal­ny ver­mut­lich in nichts nach­steht, nur dass es ihm lei­der um nichts ande­res als sei­nen eige­nen schnö­den Vor­teil geht – wie Donald Trump, der frei­lich kein Rück­grat hat … 

Mit der Bewun­de­rung des oran­ge­nen Trolls für star­ke Män­ner und sei­nen an die­sen ori­en­tier­ten Ambi­tio­nen haben wir uns ja eher all­ge­mein bereits hier befasst. Gehen wir heu­te etwas ins Detail und beschäf­ti­gen uns mit sei­ner gro­ßen Lie­be, dem künf­ti­gen Zaren eines neu­en Groß­russ­lands, Wla­di­mir Putin. Ja, sei­ner gro­ßen Lie­be zur Sowjet­uni­on müss­te man eigent­lich sagen, schließ­lich macht er sich jetzt seit über drei­ßig Jah­ren für die Groß­macht stark. Putin war zur Zeit von Trumps ers­ten ein­schlä­gi­gen Äuße­run­gen ein klei­nes Licht im KGB in der DDR, haupt­säch­lich in der KGB-Resi­den­tur Dres­den. Und ich bin nicht der Ein­zi­ge, der sich fragt, was zum Teu­fel Trump dazu gebracht hat, sich für den ame­ri­ka­ni­schen Erb- und Erz­feind stark zu machen. Der Jour­na­list Jeff Pegues schil­dert in sei­nem Buch Kom­pro­mat ein Tele­fo­nat mit einer Quel­le aus der ame­ri­ka­ni­schen Geheim­dienst-Com­mu­ni­ty vom August 2016: 

»Haben Sie Trump auf Wahl­kampf­tour gehört? Haben Sie gehört, was er über Putin gesagt hat?«

»Ja. Sie mei­nen, wenn er sagt, wie nett Putin sei, weil er Trump ein Genie genannt hat?«, sag­te ich und lachte.

Sie ant­wor­te­te nicht.

»Oh, und er hat ihn einen star­ken Füh­rer genannt, rich­tig?«, ver­such­te ich sie aus der Reser­ve zu locken. Trumps Äuße­run­gen im Wahl­kampf hat­ten die US-Geheim­diens­te auf­hor­chen lassen.

»War­um sagt er so was?«, meint sie. »Wie kann er so etwas sagen? Putin ist vom KGB.« 1

Trump war mit sei­ner Frau 1987 in Mos­kau gewe­sen und hat­te nach sei­ner Rück­kehr eine ganz­sei­ti­ge Annon­ce in der New York Times geschaltet: 

Was zum Gei­er war bei Trumps Besuch in der Sowjet­uni­on pas­siert? Ein durch und durch kapi­ta­lis­ti­scher Ame­ri­ka­ner kommt von einem Auf­ent­halt in der Sowjet­uni­on zurück und macht sich plötz­lich für sie und gegen die NATO stark? Und noch heu­te, lan­ge nach dem Fall der Sowjet­uni­on, lutscht er Putin den Schwanz! Ich mei­ne echt jetzt: Was zum Gei­er ist da los? Ist es wirk­lich mög­lich, dass der Mann ein­fach dumm genug ist, auf Putins Schmei­che­lei­en her­ein­zu­fal­len? Pegues Gespräch mit sei­ner Geheim­dienst­quel­le ging fol­gen­der­ma­ßen weiter: 

Ich ver­such­te es anders, frag­te Lin­da, ob sie bei all dem eine mensch­li­che Kom­po­nen­te sehe. 

›Kom­pro­mat‹2, sag­te sie.

›Was?‹

›Rus­si­sche Agen­ten sind bekannt dafür, Leu­te zu kom­pro­mit­tie­ren. Die Rus­sen set­zen Agen­ten auf Leu­te an, die neh­men Kon­takt mit ihnen auf, brin­gen sie dazu, ihnen zu ver­trau­en. Sie wis­sen viel­leicht gar nicht, dass Sie kom­pro­mit­tiert wer­den, aber man benutzt sie. So arbei­ten rus­si­sche Agen­ten nun mal.‹ 

Micha­el Cohen, Trumps ehe­ma­li­ger Anwalt, hält es für baren Unsinn, dass Trumps Lager sich mit den Rus­sen zusam­men­ge­tan haben könn­te, die Wahl zu manipulieren: 

Das Kom­plott soll wäh­rend des Wahl­kampfs 2016 eska­liert sein, als [ich angeb­lich] zu ›gehei­men Gesprä­chen mit Kreml-Ver­tre­tern und ihren Agenten/Hackern‹ nach Prag reiste. 

Die­ses angeb­li­che Kom­plott beruh­te nicht nur auf den ruch­lo­sen Inter­es­sen bei­der Sei­ten, son­dern, schlim­mer noch, auf offe­ner Nöti­gung. Um ihren Agen­ten bei der Stan­ge zu hal­ten, so Ste­e­le, hät­ten die Rus­sen Trump dabei gefilmt, wie er im Mos­kau­er Ritz Carl­ton Pro­sti­tu­ier­ten bei ›Gol­den Show­ern‹ (Urin­spie­len) zusah.«3

Und was wenn? Was 1987 noch ein Skan­dal gewe­sen wäre, kratzt die Welt von heu­te doch längst nicht mehr. Schon gar bei einem längst kom­pro­mit­tier­ten Men­schen wie Donald Trump. Aber wie kommt es dann zu einer schier end­lo­sen Lita­nei von Liebesbezeugungen? 

›Sie bewun­dern den Russen?‹

Ich den­ke, er hat uns aus­ge­trickst, unser Land, und das ganz groß­ar­tig gemacht … Putin hat mir sogar ein Geschenk geschickt, ein schö­nes Geschenk mit einer schö­nen Wid­mung … Wir waren gera­de aus Mos­kau abge­reist, er hät­te nicht net­ter sein kön­nen, er war so nett und all so, aber man muss ihm Aner­ken­nung zol­len … Russ­land ist, also, ich möch­te mal sagen, die sind wirk­lich ganz gro­ße Klas­se … Ich den­ke, ich wür­de sehr gut mit Wla­di­mir Putin aus­kom­men. Er regiert das Land und ist wenigs­tens ein Füh­rer, im Gegen­satz zu dem, was wir hier in die­sem Land haben.‹

›Ja, aber auch er tötet Jour­na­lis­ten, die nicht einer Mei­nung mit ihm sind.‹

›Ach, ich den­ke, äh, unser Land tötet auch viel, Joe, also, …‹
›Dann hat er mich ein Genie genannt. Er hat gesagt: Donald Trump ist ein Genie, und er wird der Füh­rer der Par­tei und er wird der Füh­rer der Welt oder so, er hat ein paar gute Sachen über mich gesagt, und …‹ 

›Russ­land, wenn ihr zuhört, ich hof­fe, ihr seid in der Lage, die 30.000 ver­schwun­de­nen Emails zu fin­den. Ich den­ke, auf euch war­tet wahr­schein­lich eine Riesenbelohnung.‹ 

›Wla­di­mir Putin – hat jemand schon mal von Wla­di­mir Putin gehört? – aus Russ­land sagt, dass Bidens, und ich ich zitie­re hier, poli­tisch moti­vier­te Ver­fol­gung sei­nes poli­ti­schen Riva­len sehr gut für Russ­land ist, weil es die Ver­kom­men­heit des ame­ri­ka­ni­schen poli­ti­schen Sys­tems zeigt.‹

›Einer der Prä­si­den­ten eines gro­ßen Lan­des stand auf und sag­te: »Nun, Sir, äh, wenn wir nicht zah­len und von Russ­land ange­grif­fen wer­den, wer­den Sie uns beschüt­zen.« Ich sag­te: »Ihr habt nicht gezahlt, ihr seid säu­mig.« Er sag­te: »Ja, aber neh­men wir mal an, es käme dazu.« »Nein, ich wür­de euch nicht beschüt­zen, ich wür­de die sogar ermu­ti­gen, zu tun, was immer zum Teu­fel sie wol­len. Ihr müsst zah­len, ihr müsst eure Rech­nun­gen zahlen!‹« 

Und wäh­rend der Rest der Welt nach Russ­lands Über­fall auf die Ukrai­ne ent­setzt gen Osten blick­te, bewun­der­te Trump Putins Strategie. 

Ich kam ges­tern rein, und die hat­ten da einen Fern­se­her, und ich hab gesagt: Das ist geni­al: Putin erklärt einen gro­ßen Teil der Ukrai­ne … also Putin erklärt den für unab­hän­gig. Oh, das ist wun­der­bar! Putin sagt jetzt also, dass ein gro­ßer Teil der Ukrai­ne unab­hän­gig ist. Ich hab gesagt: ›Wie schlau ist das denn, und er wird als Frie­den­stif­ter ein­grei­fen. Das ist ein Mann, der aus­ge­spro­chen cle­ver ist. Ich kenn ihn sehr gut, sehr, sehr gut.

Und immer wie­der sei­ne per­sön­li­che Bezie­hung zu Putin. Und dass der nur Gutes über ihn sagt. Könn­te es wirk­lich sein, dass er von Putin das Lob bekommt, dass er von sei­nem Vater nie bekam? Könn­te es so sim­pel sein? Aber 1987 gab es, wie gesagt noch kei­nen Putin in Mos­kau. 1987 – das war 20 Jah­re vor sei­ner Kan­di­da­tur. Oder hat ihn damals ein­fach schon die schie­re Macht fasziniert? 

  1. Jeff Pegues, Kom­pro­mat: how Rus­sia under­mi­ned Ame­ri­can demo­cra­cy. Amherst, New York : Pro­me­theus Books, 2018. ↩︎
  2. Das Kom­pro­mat (rus­sisch компромат, kurz für компрометирующий материал) ist ein ursprüng­lich aus dem Jar­gon des sowje­ti­schen Geheim­diens­tes KGB stam­men­der Begriff für kom­pro­mit­tie­ren­des Mate­ri­al, meist über einen Poli­ti­ker oder eine ande­re Per­son des öffent­li­chen Lebens. Sol­ches Mate­ri­al kann ver­wen­det wer­den, um unlieb­sa­me Per­so­nen zu dis­kre­di­tie­ren oder um Per­so­nen mit der Dro­hung, das Mate­ri­al zu ver­öf­fent­li­chen, zur Koope­ra­ti­on zu zwin­gen. ↩︎
  3. Micha­el Cohen, Reven­ge: How Donald Trump Wea­po­nized The Depart­ment Of Jus­ti­ce Against His Cri­tics. Mel­ville House, 2022. ↩︎

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