Wie gesagt hatte ich zunächst nur das Wörtchen »trümmlig« gesucht, aber wenn ich ein Wörterbuch in die Hand bekomme, dann blättere ich nun mal gern drin. Und fand da zu meiner großen Freude gleich was ganz Persönliches.
Da wo ich herkomme, sagte man auf die als aufdringlich empfundene Frage, wohin man denn gehe: »Nach Tripstrill – zum Spatzenkämmen.« (Selbstverständlich mit ordentlich bayerischem Akzent.) Ich habe das hier im fränkischen Ausland nie gehört, und egal wen ich danach gefragt habe, keiner wollte es kennen.
Umso größer die Freude über das, was ich bei Fischer fand:
Trips-trill (dripsdril) fingierter Ortsname. Auf die importune Frage „wohin” (wo. woher) antw. man: auf (nach. bezw. zu, von) Tr. In dieser kürzesten Form bezeugt Mg. Wz. RB;. Aug. Journ. 1789. 8, 171. Klein 2, 196. Schm. 139. Beliebt sind aber Zusätze: Auf Tr. Wo mun dich net will GOEBetzg. Zu Tr. in (auf) der Pelzmühle, s. d., die verbreitetste Verbindung ; — wo man die Nurren beutlet Ho. Bal. Rw. Buck. Reis. 2, 741 ; — wo man die Hennen mönchet Buck; — wo man die krummen Arschlöcher bohrt Eh. (den Weibern krumme A. b. o. O.); — wo die Gänse Haarbeutel tratgent BiMas. ; — wo man Hundlein dächst (GslBöhr. Zu Tr. aufm Schneckenmarkt Rb. Wenn du nur zu Tr. wärest RavRingg. Die wenn man folgt, nah kommt man nach Tr. Ew. Wüss. Dich sollte man in eine Kuh nein nägen und auf Tr. schicken Rb. zu einem recht dummen. Du kannst mir auf Tr. kommen BiEro. — Der Name ist schon alt und über Deutschland weithin verbr., Zfdw. 3, 124ff. Bei uns denkt man an den Hof Treffentrill BRCleebr./OAB. S, 222; woher aber dieses selbst? Man hat an eine Trille (dieses Subst. liegt sicher zu Grund) gedacht, in der nur Trefzen gemahlen werden, aber das könnte nur einen Spottnamen erklären; die Etym. ‚Trephonis Truilla’ ist unhistorisch. Vgl. Bacm. 116. Heyd Bibliogr. 223. Gk. 2, 1420. Df. 370. B. 1,673. ElS. 2, 764.
Mit der Einschränkung, dass es ein Trippsdrill tatsächlich gibt; es ist eine winzige Ortschaft bei Heilbronn, wie ich eben von meinem alten Freund Herbert Pfeiffer erfahre, der in Sachen Schimpfen & Schelten bestens bewandert ist. Witzigerweise ist ihm die Wendung mit Tripstrill nicht nur geläufig, er hatte – geht eben nichts über Fachleute – auch gleich einen wertvollen Tipp für mich: Georg Ludwig Kriegk, Schriften zur allgemeinen Erdkunde aus dem Jahre 1840. Hierin gibt es ein Kapitel mit dem Titel »Witz, Scherz und Spott in der geographischen Sprache der Völker« und hierin das Unterkapitel: »Geographische und ethnographische Spitznamen und Spottgeschichten«. Da heißt es:
Deutschland hat eine besonders grosse Zahl solcher [dem Spott preisgegebenen] Orte, welche jedoch, sowie die Spötterei selbst, im Vergleich mit der früheren Zeit sehr abgenommen zu haben scheint. Am bekanntesten sind Schilda in Sachsen und nächst ihm Hirschau in der Oberpfalz, von welchen das Erstere unter uns ebenso, wie Abdera bei den Griechen, sprichwörtlich geworden ist. Ausser ihnen möchten folgende die für einzelne Gegenden bedeutendsten sein: Buxtehude bei Hamburg, Bysum in Holstein, Teterow in Mecklenburg, Schöppenstedt in Braunschweig, Polkwitz in Schlesien, Iglau in Mähren, Eipeldau (Leopoldsau) bei Wien, Brück in Steiermark, Weilheim in Ober-Baiern, Dinkelsbühl in Franken, Ganslosen (bei Geisslingen) und Tripstrill (in der Gegend von Heilbronn) in Würtemberg, Griesheim bei Darmstadt und Schwarzenborn in Kurhessen.
Ich bin sicher, aus diesem Werk werde ich hier demnächst mehr zitieren. Vor allem aber werde ich auf Fischers Schwäbisches Wörterbuch zurückkommen, nachdem ich mir das Vorwort gegeben habe… Hier für die Interessierten noch die Titeleien nebst Vorworten der Einzelbände.
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