Slang ist womöglich die einzige linguistische Kategorie, die gerne mal etwas blumiger definiert, ja, die oft lieber beschrieben wird als definiert. Vermutlich ist das eine Folge des Umstands, dass man von Anfang an Schwierigkeiten hatte, diese Erscheinung in die bestehenden Paradigmen einzuordnen. Bei einem Begriff wie »Dialekt« ist das kein Problem. Im Falle von Slang jedoch meinte zwar jeder zu wissen, was das ist, aber wenn es dann an eine sinnvolle Abgrenzung ging… Hier möchte ich eine schon etwas betagte Definition zitieren, bei der er einem geradezu leid tun könnte, der liebe Slang.
»›Die Definitionen von Wörtern‹, sagt Hannah More, ›sind von ihrer Etymologie oft nicht zu trennen‹, und aus diesem Grund hat Slang sozusagen eine Lehre zu absolvieren, bevor er, wenn überhaupt, zu den Würden einer allgemeinen Bedeutung gelangt. Man legt ihm eine Bewährungszeit auf, bis er entweder das Brevet literarischer Akzeptanz verliehen bekommt oder an Atrophie stirbt wie Sprachen selbst. Oft wissen wir, was ein Slangwort bedeutet, ohne etwas über seine Herkunft oder Entwicklung zu wissen. Und tatsächlich handelt es sich dabei um neun von zehn Mal um einen Bastard oder ein Halbblut und oft noch nicht einmal das. Es erblickt ohne formale Geburt das Licht der Welt und unterscheidet sich in dieser, wie in anderer Hinsicht, vom bewusst entwickelten Wort mit griechischen, lateinischen oder anderen Ahnen. Wörter, die das Produkt eines Studierzimmers oder Laboratoriums sind, haben zunächst einmal den Vorteil edlen Geblüts, während das Pariawort durch die Gassen der Elendsviertel schlurft, ohne sagen zu können, wer sein Vater gewesen sein mag. Noch würde sein Vater, hätte es einen, etwas mit ihm zu tun haben wollen.«
Leon Mead, How words grow: A brief study of literary style, slang, and provincialisms (1902)
(Übers. Bernhard Schmid)