Arthur Schopenhauer’s sämmtliche Werke
Parerga und Paralipomena
Kleine philosophische Schriften
Vereinzelte, jedoch systematisch geordnete Gedanken über vielerlei Gegenstände
Kap. XXV.
§ 310 von Schopenhauers Betrachtungen über Sprache und Worte fällt etwas kürzer aus; da der nächste etwas länger und vor allem komplexer ist, lasse ich ihn hier einfach mal so stehen. So kurz und bündig die eine hier gemachte Aussage ist, so aktuell ist sie auch. Lesen Sie einfach mal. Sie umfasst nur den ersten Abschnitt; der zweite ist eine praktisch nicht zur Sache gehörige Oberlehrerbemerkung über die Verwendung von »Ersteres« und »Letzteres«, für die ich mir im Augenblick keine so rechte aktuelle Verwendung vorstellen kann. Müsste man mal googeln…
§. 310.
Daß, gleichen Schrittes mit der Vermehrung der Begriffe, der Wortvorrath einer Sprache vermehrt werde, ist recht und sogar nothwendig. Wenn hingegen Letzteres ohne Ersteres geschieht; so ist es bloß ein Zeichen der Geistesarmuth, die doch etwas zu Markte zu bringen möchte und, da sie keine neuen Gedanken hat, mit neuen Worten kommt. Diese Art der Sprachbereicherung ist jetzt sehr an der Tagesordnung und ein Zeichen der Zeit. Aber neue Worte für alte Begriffe sind wie eine neue Farbe auf ein altes Kleid gebracht. —
Beiläufig und bloß weil das Beispiel gerade vorliegt sei hier bemerkt, dass man »Ersteres und Letzteres« nur dann anwenden soll, wenn, wie oben, jeder dieser Ausdrücke mehrere Worte vertritt, nicht aber, wann nur eines; als wo es besser ist, dieses eine zu wiederholen; welche überhaupt zu thun die Griechen keinen Anstand nehmen, während die Franzosen am ängstlichsten sind, es zu vermeiden. Die Deutschen verrennen sich in ihr Ersteres und Letzteres bisweilen dermaßen, dass man nicht mehr weiß, was hinten und was vorne ist.
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