Wow, das Web vergisst wirklich nichts. Ganz im Gegensatz zu mir. Eben fand ich eine so ziemlich genau 15 Jahre alte Anfrage von mir aus dem Usenet (alt.english.usage), die ich hier mal kommentiert reinstellen möchte. Wie ich ihr entehme, hatte damals meine Suche mit der einen oder anderen Suchmaschine nichts Sachdienliches erbracht. Heute sieht das ganz anders aus… Oder?
Wenn ich heute “ah fe we dis” bei Google eingebe, habe ich immerhin 1480 Fundstellen & vornewege gleich den Song, aus dem das Zitat stammt. Ich gehe mal schwer davon aus, dass ich damals bei der Recherche für meinen bei Rowohlt erschienen Titel über “Song-Slang” Rock ’n’ Read saß. Bei Bing bekomme ich 89 Ergebnisse. Hören Sie ruhig erst mal rein, bevor Sie weiterlesen…
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Klicke ich mich durch die Fundsachen, stelle ich rasch fest, dass sich alle auf den Song zu beziehen scheinen, sei es auf Plattenangebote oder auf Radiosender&Streaming-Dienste, wo er zu hören ist. Sprachlich? Pfeifendeckel! Nullinger! Nüscht! Der Zusatz “Patois”, wie man den Dialekt (Jamaican Creole) auf Jamaika gern nennt, bringt noch weniger – und sprachlich auch nichts. Erst wenn ich die Anführungszeichen weglasse, werde ich reich belohnt: »ah fi we dis jamaican patois«.
Aber erst mal zu meinen eigenen Regalen, “Bordwerkzeugen”, wie man das heute zu nennen scheint. Ich habe irgendwann mal für den Hannibal-Verlag den ultimativen Klassiker der Abhandlungen über die Reggae-Musik übersetzt, Bass Culture: When Reggae Was King von Lloyd Bradley. – Nicht dass mir der Verlag je auch nur ein einziges Belegexemplar geschickt hätte nach der Kabbelei um das “Lektorat”, anders gesagt nachdem der Verlag das einem Menschen zu “lektorieren” gegeben hatte, der noch nicht mal stinknormale englische Sätze verstand, geschweige denn dass er kapiert hätte, dass da viele “englische” Wörter eben eine ganz andere Bedeutung hatten.1 Mit Sicherheit hat er nicht die paar Hundert Mücken für die größeren einschlägigen Wörterbücher ausgegeben wie ich z. B. Frederic G. Cassidys Jamaica Talk und allen voran Richard Allsopps Dictionary of Caribbean English Usage von der Oxford University Press.
Frederic G. Cassidy war der Mann für die karibischen Varianten der englischen Sprache. Sein Jamaika Talk ist eine monumentale Abhandlung über das Jamaican Creole und nur über den Index als Wörterbuch zu benutzen oder wenn man es auf den Scanner knallt.2 Dann wird man rasch fündig.Oder man nimmt gleich Cassidys Wörterbuch, das Dictionary of Jamaican English, das in Mitherausgeberschaft mit R. B. Le Page erschienen ist. Es handelt sich hier um ein gestandenes Wörterbuch, nicht um eine Sammlung von Jamaican Creole von linguistischen Amateuren, derer es ebenfalls mehrere gibt, und die ihren Zweck für den Interessierten durchaus erfüllen. Allsopps Dictionary of Caribbean Usage ist ein professionelles Werk, mit der aus Oxford gewohnten Gründlichkeit gemacht. Auch die kleineren Bücher über die Sprache Jamaikas, die ich mir damals zugelegt habe, waren eine gute Hilfe. Für den Laien sind oft eher geeignet, da diesen ein Zuviel an Information durchaus verwirren kann.3
Aber wie auch immer, zurück zu meinen heutigen Fundstellen. Da hat sich im Web so einiges getan. 52600 Fundstellen bekomme ich auf die Anfrage “ah fi wi dis jamaican patois”. Wer sich für das Thema interessiert, der kann sich da ganz gut einlesen, auch wenn es seine Zeit braucht, um die Systematik der Sprache halbwegs zu verstehen. Nur eine Handvoll Beispiele seien hier genannt.
How to Speak Jamaican Patois. Hier findet sich in sauberen Tabellen eine kleine Einführung in einige der grammatischen Besonderheiten des Jamaican Creole. Sucht man einige davon mit dem Zusatz “lyrics” finden sich eine Menge Songtexte, die das Gelernte illustrieren.
Ein nicht weniger sauber gemachtes kleines Wörterbuch findet sich auf Rasta/Patois Dictionary and Phrases/Proverbs. Da ist auch Umgangssprache und Slang dabei. Durchaus zum Schnmunzeln. In Ergänzung dazu das hier: nyaxlusive auf THE MALAWI DANCEHALL FLEX.
Herzhaft lachen musste ich auf Jamaican jokes in Patois.
Und natürlich lohnt auch ein Blick in die Wikipedia: Jamaikanisch-kreolische Sprache.
Und dann noch Some Recent Jamaican Creole Words. Hier gibt es unter “References” am Schluss noch eine mehr als ausreichende Liste weiterführender Titel zum Thema.
Okay, aber was bedeutet es denn nun, dieses »Ah fi wi dis«? Nun, wenn wir das mal anhand von Cassidy / Le Page zusammenbuchstabieren, ergibt sich Folgendes: »a« (hier als »ah«) steht für konjugierte Formen von »to be«, also »am«, »is«, »are« etc. »fe«/»fi« heißt »for«; »we« steht für »us«, »our«, und »dis« für »this«. Ergibt dann also: »Is for us this.« »It’s ours.« »This is ours.« oder »Das gehört uns.« »Das ist unseres.«
Ich habe noch etwas rumgesucht & ein nettes Beispiel zur Verdeutlichun gefunden: »Jamaica Broadcasting is Born: A fi we! A no fi dem!« :»… ist für uns! Ist nicht für die« / »… gehört uns! Gehört nicht denen!«
*
Aber hier endlich meine alte Anfrage auf alt.english.usage, die ich heute Morgen ganz zufällig im Web fand & längst vergessen hatte:
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alt.english.usage ›
Jamaican Patois
9 Einträge von 6 Autoren
BJ
26.04.02
Nachricht auf Deutsch übersetzen
I’d be absolutely chuffed if somebody could help me out with the following bit of Jamaican patois:
“Ah fe wi dis” / “Ah fi wi dis”
being the title of an album, respectively a song, by British reggae group Matumbi (Dennis Bovell)…
As it is based on English, I’ll try posting it here…
Any takers?
BJ
*
meirman
26.04.02
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In alt.english.usage on 26 Apr 2002 00:00:27 ‑0700 ma…@slangtimes.de
(BJ) posted:
>I’d be absolutely chuffed if somebody could help me out with the
>following bit of Jamaican patois:
>
> “Ah fe wi dis” / “Ah fi wi dis”
I know next to nothing but it sounds like “I xx with this”.
Maybe I’m borrowing too much from USA slurring of words. (All but the most careful USA speakers would pronounce “with this” as “withis”, extending the ‘th’ a little.
But I assume it is the lead song on the album and if you listened to the whole song, maybe you could figure it out. I won’t be bothered if I’m wrong about my guess.
>being the title of an album, respectively a song, by British reggae
>group Matumbi (Dennis Bovell)…
>
>As it is based on English, I’ll try posting it here…
>Any takers?
>
>BJ
s/ meirman If you are emailing me please
say if you are posting the same response.
Born west of Pittsburgh Pa. 10 years
Indianapolis, 7 years
Chicago, 6 years
Brooklyn NY 12 years
Baltimore 17 years
James Adams
26.04.02
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“BJ” <ma…@slangtimes.de> wrote in message
news:19197541.0204252300.614b98e7∂posting.google.com…
— zitierten Text einblenden -
I won’t speculate, but I can give you some advice: there is a web site at www.jamaicans.com that has a Jamaican-English dictionary. You might look it up there, or maybe you can just ask them. They must have an e‑mail link somewhere.
Another possibility is to do a search on the terms “Jamaican,” “patois,” and “dictionary.” You may be surprised at the results.
James
BJ
27.04.02
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“James Adams” <jamnadams#∂attbi.com> wrote in message news:<Hnjy8.75300$HH5.…@rwcrnsc51.ops.asp.att.net>…
— zitierten Text einblenden -
Thanks, James
… which, of course, I did; that’s why I made this last-ditch effort…
I got an answer from the reggae people, though: Obviously it means “roughly”, ‘it is ours’ or it’s for us’
I knew a bunch of pronouns was involved, but like with everything Jamaican, it just never is that obvious…
CHeers
BJ
Odysseus
01.05.02
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meirman wrote:
>
> > “Ah fe wi dis” / “Ah fi wi dis”
>
> I know next to nothing but it sounds like “I xx with this”.
>
Perhaps “fe / fi” is a form of “feel”, i.e. “I’m sympathetic to this”?
–Odysseus
Peter Duncanson
01.05.02
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— zitierten Text einblenden -
This is not an answer to your question, but: “fi” and “fe” reminded me of the first line of a nursery rhyme [1] which lead me to fantasize that the next lines might be:
“Ah fo wi dis” / “Ah fum wi dis”.
[1] Fee! Fie! Foe! Fum!
I smell the blood of an Englishman.
Be he ‘live, or be he dead,
I’ll grind his bones to make my bread.
–
Peter D.
UK
meirman
02.05.02
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In alt.english.usage on Wed, 01 May 2002 12:07:52 +0100 Peter
Duncanson <ma…@peterduncanson.net> posted:
— zitierten Text einblenden -
Phrases like this always sound like nonsense syllables, and then someone will tell American kids 30 years later that it has to do with the Druid wars against the Carolingians, or something like that. Or they’ll say that Little Miss Muffet represented the Scottish-Welsh alliance against the English. And the Big Bad Wolf was the Pope. Or something like that.
>I smell the blood of an Englishman.
>Be he ‘live, or be he dead,
>I’ll grind his bones to make my bread.
s/ meirman If you are emailing me please say if you are posting the same response.
Born west of Pittsburgh Pa. 10 years
Indianapolis, 7 years
Chicago, 6 years
Brooklyn NY 12 years
Baltimore 17 years
Peter Duncanson
02.05.02
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— zitierten Text einblenden -
- zitierten Text einblenden -
Yes a surprising number of nursery rhymes refer to actual events, frequently of a political nature.
Fee! Fie! Foe! Fum! sounds as though it might be one of those. I have a book _Popular Nursery Rhymes (with explanations and illustrations)_ by Jennifer Mulherin. It doesn’t help with the
Big Bad Wolf.
However:
<quote>
LITTLE MISS MUFFET
…
It has been suggested that Miss Muffet was Patience the daughter of a 16th century entomologist, Dr Thomas Muffet, the author of a work in verse entitled _The Silkworms and their flies_, and man ‘whose admiration for spiders has never been surpassed’. Since no record of this rhyme has been found earlier than 1805, this is speculative but interesting theory.
…
</quote>
That is the sort of theory that becomes ‘true’ in the absence of hard facts.
–
Peter D.
UK
Tomorrow
03.05.02
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Rhaatid!
“Fe” indicates possession, as in “A fe me money” which means “It is my money”. My source is How to Speak Jamaican by Ken Maxwell and my Jamaican Mother.
“Peter Duncanson” <ma…@peterduncanson.net> wrote in message
news:0g62dug17v5vu97hua8q7is7sbajpr6h5t∂4ax.com…
— zitierten Text einblenden -
- Falls das bösartig klingt: Der Mann hat sich über meine Übersetzung beschwert & dabei drei Beispiele gebracht, die ihn a) schlicht nichts angingen, weil sie völlig korrekt übersetzt waren, und die er b) schlicht nicht verstanden hat. Völlig normales Englisch wie gesagt. Auf meine Bitte um Pseudonym hat man auch gepfiffen. [↩]
- Solche Scans sollte man natürlich nur von gekauften Büchern machen & auch nicht weitergeben. Autoren & Übersetzer wissen das; eine Menge anderer Leute anscheinend nicht. [↩]
- Ich spreche hier grundsätzlich von Wörterbüchern; von Jamacain Creole habe auch ich keine Ahnung. [↩]