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Trump-Wör­ter­buch #35: Micha­el Cohen

Er hat einen wei­ten Weg hin­ter sich: Anwalt und per­sön­li­cher Bera­ter Donald Trumps, mehr­jäh­ri­ger Auf­ent­halt in der Pen­si­on Rie­gel­fest, mitt­ler­wei­le Trumps ärgs­ter Feind und mit­tels zwei­er Best­sel­ler und enor­mem Insi­der­wis­sen hofier­ter Medi­en­star. Er gilt als Lüg­ner, gibt frei­mü­tig zu, wie­der­holt gelo­gen zu haben. Man weiß nicht so recht, was man von ihm hal­ten soll. Kön­nen ein paar Jah­re Knast ein Schlitz­ohr cha­rak­ter­lich tat­säch­lich ändern? Will er sich nur rächen? Tat­sa­che ist, dass er aus sei­ner Geschich­te Kapi­tal zu schla­gen weiß. Und inter­es­sant ist sein Stand­punkt allemal.

Micha­el Cohen, Jahr­gang 1966, war von 2006 bis 2018 sowohl als Anwalt und per­sön­li­cher Bera­ter Donald Trumps als auch in ande­ren Funk­tio­nen für die Trump Orga­niza­ti­on, Trump Enter­tain­ment und die Eric Trump Foun­da­ti­on tätig. Er galt gemein­hin als Trumps »Fixer«, der Mann, der Mann der für den Boss gewis­se Din­ge regel­te, die im Licht der Öffent­lich­keit nicht so gut aus­ge­se­hen hät­ten. Um nur zwei Bei­spie­le zu nen­nen: Cohens eige­ner Aus­sa­ge vor dem Kon­gress zufol­ge sah er sich von Trump ange­wie­sen, sämt­li­chen von ihm besuch­ten Schu­len unter Andro­hung recht­li­cher Schrit­te die Her­aus­ga­be von Noten bzw. Zeug­nis­sen sei­nes Chefs zu ver­bie­ten. Was laut Bar­ba­ra Rees, einer ande­ren lang­jäh­ri­gen Mit­ar­bei­te­rin Trumps nichts ande­res bedeu­te­te, als dass Trump ein nicht eben beein­dru­cken­der Schü­ler war und er nicht möch­te, dass das jemand erfährt.1

Das zwei­te Bei­spiel dafür, dass Cohen schon »rich­te­te«, was der Donald ange­rich­tet hat­te, ist natür­lich die satt­sam bekann­te Stor­my Dani­els-Affä­re. Nach dem Access Hol­ly­wood-Sturm (»Pus­sy­grab­ga­te«2) waren Trumps Umfra­ge­wer­te leicht ein­ge­bro­chen und ein Sieg Clin­tons schien unver­meid­lich, die Geschich­te mit der Por­no­dar­stel­le­rin hät­te ihn Kopf und Kra­gen kos­ten kön­nen. Der Sen­der ABC hat­te Dani­els angeb­lich 150.000 Dol­lar für die Sto­ry gebo­ten. Trump bang­te dabei laut Cohen weni­ger um sei­nen Ruf als um die Sum­me, die er »Mela­nia zah­len müss­te … Wenn das raus­kommt, also ich bin mir nicht sicher, wie das bei mei­nen Anhän­gern ankom­men wür­de. Aber ich möch­te drauf wet­ten, die fin­den es cool, dass ich mit einem Por­no­star geschla­fen habe«.3

Wie auch immer, nach lan­gem Hin-und-Her biss Cohen – am »Tief­punkt mei­ner Zeit mit Trump« – in den sau­ren Apfel und erklär­te sich bereit, pri­vat 130.000 Dol­lar Hypo­thek auf­zu­neh­men um die Zeche »für Trumps Sex­spiel­chen in einem Hotel­zim­mer in Utah vor zehn Jah­ren« zu zah­len, obwohl er befürch­te­te, dass Trump ihn genau­so übers Ohr hau­en wür­de wie Pecker vom Natio­nal Enqui­rer, als der Trump mit 150.000 Dol­lar im Fall von Play­mate Karen McDou­gal aus­ge­hol­fen hat­te. So oder so, die Ver­schwie­gen­heits­er­klä­rung war unter Dach und Fach.

Ver­ste­hen Sie mich nicht falsch — ich habe für Donald Trump eine gan­ze Men­ge Sachen in Ord­nung gebracht, eini­ge ver­ab­scheu­ungs­wür­di­ge Din­ge für ihn getan, und Trump ist ein abso­lut abscheu­li­cher Mensch. Aber das Ste­e­le-Dos­sier und die dar­in ent­hal­te­nen Anschul­di­gun­gen gegen mich, das stand auf einem ganz ande­ren Blatt.

Micha­el Cohen

Im Janu­ar 2017, weni­ge Tage vor Trumps Ver­ei­di­gung, begann für Cohen ein Alp­traum in Gestalt des so genann­ten Ste­e­le-Dos­siers, das Ergeb­nis eines von den Demo­kra­ten in Auf­trag gege­be­nen Ver­suchs zur Oppo­si­ti­ons-Auf­klä­rung. Der Ver­fas­ser, Chris­to­pher Ste­e­le, ein ehe­ma­li­ger bri­ti­scher Geheim­dienst­ler, berich­te­te dar­in über Kon­tak­te von Trumps Lager, ins­be­son­de­re auch Cohen selbst, mit rus­si­schen Krei­sen. Cohen selbst erklärt das Zustan­de­kom­men des Berichts damit, dass die Demo­kra­ten schlicht kei­ne Ahnung hat­ten, mit wem sie es da zu tun hat­ten. »Es war, als könn­ten sie schlicht nicht glau­ben, was sie da sahen – die schie­re, hass­erfüll­te Wut, das irr­sin­ni­ge Maß an Lügen und die unbe­irr­ba­re Ziel­stre­big­keit Trumps … Die Demo­kra­ten woll­ten wis­sen, wer eigent­lich die­ser Geg­ner war.«4 Ste­e­le fass­te, was immer er an Infor­ma­tio­nen über Trump und Russ­lands Ver­su­che, den Kan­di­da­ten 2016 zu unter­stüt­zen, um ihn mög­li­cher­wei­se spä­ter zu erpres­sen, für glaub­wür­dig hielt, in sieb­zehn Memos zusam­men. Heu­te größ­ten­teils als Gerüch­te, Hören­sa­gen und schlich­te Lügen dis­kre­di­tiert, sorg­te das Dos­sier damals für welt­wei­te Schlag­zei­len und einen Rie­sen­skan­dal. Weder fand sich »Kom­pro­mat« gegen Trump bezüg­lich der angeb­li­chen »Natur­sekt­spie­le« in Mos­kau, noch fan­den sich Bewei­se für gehei­me Abspra­chen, so etwa dass Cohen 2016 in Prag gewe­sen sei, um sich mit den Rus­sen über Bemü­hun­gen abzu­stim­men, Hil­la­ry Clin­ton zu hacken. Cohen selbst bestritt selbst nach sei­nem Zer­würf­nis mit Trump der Zusam­men­ar­beit mit FBI-Ermitt­ler Robert Muel­ler, jemals in Prag gewe­sen zu sein.5 Muel­ler stell­te ledig­lich fest, dass eini­ge Leu­te aus dem Trump-Lager, Paul Manaf­ort und Car­ter Page, ais­gie­bi­ge Kon­tak­te zu rus­si­schen Agen­ten hat­ten, Bewei­se für Tref­fen mit Kreml-Ver­tre­tern fand er nicht. Im Gro­ßen und Gan­zen hat­te Ste­e­le recht mit der Behaup­tung, rus­si­sche Agen­ten hät­ten Trumps inne­ren Kreis ins Visier zu neh­men ver­sucht, irr­te sich aber ihn zahl­rei­chen Details.6

Micha­el Cohen sah sich mit Leu­ten in einen Topf gewor­fen, die man unter die Lupe nahm, »weil sie in eine Ver­schwö­rung ver­wi­ckelt waren, die es nicht gab, oder in mei­nem Fall, an der ich gar nicht betei­ligt war … Es ist gut zu ver­ste­hen, war­um so eini­ge das nicht geglaubt haben. Ich habe für Donald Trump gelo­gen – meist im Zusam­men­hang mit Baga­tel­len. Aber mei­ne Glaub­wür­dig­keit war kom­pro­mit­tiert, und ich habe einen hohen Preis für mei­ne Feh­ler bezahlt.«7

Vor allem besteht er dar­auf, zu kei­nem Zeit­punkt sein Land ver­ra­ten zu haben. Trump habe sich, sei­nem Lager und sei­nem Land weit Schlim­me­res ange­tan, als er am 27. Juli 2016 Russ­land bei einer Pres­se­kon­fe­renz dazu auf­for­der­te, Hil­la­ry Clin­tons E‑Mails zu hacken: »Russ­land, falls da jemand zuhört, ich hof­fe, ihr seid in der Lage, die 30.000 feh­len­den E‑Mails zu fin­den, ich den­ke, unse­re Pres­se wird euch mäch­tig dank­bar dafür sein.« Nur Stun­den spä­ter schien die Haupt­ver­wal­tung für Auf­klä­rung (GRU) in Mos­kau dem Ruf zu fol­gen und nahm neben Clin­tons Pri­vat­bü­ro auch mehr als sieb­zig Kon­ten der Clin­ton-Kam­pa­gne ins Visier.8

Der Wind dreh­te sich Anfang Janu­ar 2018, als das Wall Street Jour­nal berich­te­te, Cohen habe einer gewis­sen Stor­my Dani­els kurz vor der Wahl 2016 über eine Fir­ma in Dela­ware namens Essen­ti­al Con­sul­ting, LLC, 130.000 Dol­lar gezahlt. Was natür­lich der Wahr­heit ent­sprach, aber eben doch nicht die gan­ze Wahr­heit war. Cohen kam auf die Idee, sei­ne Sei­te der Geschich­te in einem Buch zu erzäh­len. Als der Buch-Deal ruch­bar wur­de, war sofort der Teu­fel los. Cohen zufol­ge woll­te Dani­els sei­ner Dar­stel­lung, die noch nicht mal die gan­ze Wahr­heit soll­te, um des Reib­achs wil­len zuvor­zu­kom­men. Letzt­lich platz­te Cohens Buch-Deal, er sah sich gezwun­gen, die Zah­lung öffent­lich ein­zu­ge­ste­hen, nicht jedoch dass er das Geld von Trump in Form getürk­ter Anwalts­ho­no­ra­re zurück­be­kam. Die gan­ze Geschich­te resul­tier­te in einer gan­zen Men­ge offe­ner Fra­gen, allen vor­an: War­um soll­te er jeman­dem aus eige­ner Tasche Schwei­ge­geld für eine Ver­feh­lung sei­nes Kli­en­ten zah­len? Nun, weil so ein Skan­dal Trump, auch wenn nichts dran war, eben doch hät­te scha­den kön­nen. Das war die offi­zi­el­le Dar­stel­lung. Selbst Mela­nia erzähl­te Cohen, zu sei­nem ein­ge­stan­de­nen Leid­we­sen, den­sel­ben Scheiß. Nicht dass die dar­auf rein­ge­fal­len wäre. Der ein­zi­ge, der auf Trump her­ein­fiel, war Cohen selbst. Am 9. April 1918 voll­zog das FBI einen Durch­su­chungs­be­schluss der Bun­des­an­walt­schaft gegen Cohen dreh­te alles auf links, was auch nur irgend­wie in Cohens Besitz zu sein schien, Woh­nun­gen, Bank­kon­ten, Schließ­fä­cher etc.

Noch wäh­rend Trump selbst die Aktio­nen des FBI gegen Cohen als Schan­de und »Hexen­jagd« bezeich­ne­te und Cohen damit – »wie ein Mob­boss« – in Sicher­heit wieg­te, mach­te Trump Anfang Mai 2018 Rudy Giu­lia­ni zu sei­nem Rechts­be­ra­ter, was bei Cohen den Gro­schen fal­len ließ: Trump sah die bes­te Lösung für sich dar­in, sich von Cohen zu tren­nen. »Mich los­zu­wer­den gab ihm zusätz­lich die Mög­lich­keit, zu leug­nen, dass er was mit den Akti­vi­tä­ten zu tun hat­te, mit denen er alles zu tun hat­te, und gleich­zei­tig so zu tun, als wür­de er mich im Namen der Gerech­tig­keit bestra­fen.«9 Vor allem gab es Donald Trump ein­mal mehr Gele­gen­heit dazu, sich von sei­nem Tun zu distan­zie­ren und sich als Opfer dar­zu­stel­len. Und, inter­es­san­ter noch, Trump deich­sel­te das Cohens Ansicht nach ganz bewusst so, dass Cohen in den Mit­tel­punkt der Ermitt­lun­gen gegen sei­nen ehe­ma­li­gen Chef geriet.

»Giu­lia­ni und Trump haben mich rein­ge­legt«, schrieb Cohen in sei­nem Buch Reven­ge. »Trump hat­te Angst, dass ich mit der Staats­an­walt­schaft reden wür­de, also stell­te er sich ein­mal mehr als Opfer dar. Falls ich mir etwas zuschul­den hat­te kom­men las­sen, wuss­te er nichts davon. Und wenn ich irgend­was aus­ge­plau­dert hät­te, was er sich hat­te zuschul­den kom­men las­sen? Dann muss­te ich ja wohl lügen, schließ­lich hat­te er kei­nen Grund zur Annah­me, dass ich was ange­stellt hat­te, da ER ja nichts ange­stellt getan hat­te.« Das sei sein Prin­zip als Hoch­stap­ler und Bau­ern­fän­ger: alles so hin­zu­dre­hen, dass er als Opfer der Kor­rupt­heit ande­rer dasteht. »Aber er ist der Strip­pen­zie­her hin­ter der Täu­schung. Er steht im Mit­tel­punkt der Kor­rup­ti­on – und wir alle, die für ihn gear­bei­tet haben, haben, manch­mal wis­sent­lich und manch­mal unwis­sent­lich, sei­ner Kor­rupt­heit in die Hän­de gear­bei­tet.«10

Und da die vom FBI auch nur Men­schen sei­en, so Cohen, sei­en auch sie auf den Mann rein­ge­fal­len. Eine Raz­zia in einer Anwalts­kanz­lei sei mehr als unge­wöhn­lich, schon gar beim per­sön­li­chen Anwalt des Prä­si­den­ten. Alle Welt ging davon aus, dass das Jus­tiz­mi­nis­te­ri­um im Inter­es­se der Öffent­lich­keit der Öffent­lich­keit han­delt, aber es ging ein­zig dar­um, sich vor Donald Trump zu stellen.

Wie inzwi­schen jedem klar ist, hat Donald Trump die gera­de­zu über­na­tür­li­che Fähig­keit, den Kon­se­quen­zen für sein Han­deln aus dem Weg zu gehen.

Micha­el Cohen

»Wie inzwi­schen jedem klar ist, hat Donald Trump die gera­de­zu über­na­tür­li­che Fähig­keit, den Kon­se­quen­zen für sein Han­deln aus dem Weg zu gehen … Ich habe x‑mal mit der Staats­an­walt­schaft gere­det. Ich habe im Kon­gress gegen Trump aus­ge­sagt … und trotz­dem hat man Donald Trump nie für die Straf­ta­ten ange­klagt, die er insze­niert, die er mich für sich hat­te bege­hen las­sen.«11 Und ein­mal mehr kam Trump mit sei­nen Machen­schaf­ten davon. Was ihn Cohens Ansicht nach unver­wund­bar machte.

Cohen sah sich schließ­lich vor Gericht gestellt und bekann­te sich in acht Ankla­ge­punk­ten für schul­dig: mehr als 4 Mil­lio­nen Dol­lar nicht erklär­te Ein­künf­te und 280.000 Dol­lar an unrecht­mä­ßi­gen Wahl­kampf­spen­den und fal­schen Anga­ben gegen­über einer Bank im Rah­men eines Kre­dit­an­trags. Cohen selbst sieht sich bes­ten­falls bedingt schul­dig; für ihn ist das Gan­ze ein abge­kar­te­tes Spiel. Auch dass er wegen Steu­er­hin­ter­zie­hung ein­fuhr, schon gar als Erst­tä­ter, ist in sei­nen Augen alles ande­re als nor­mal. Das sei­ner Ansicht nach unan­ge­mes­sen har­te Urteil im Dezem­ber: drei Jah­re in einer Bun­des­haft­an­stalt und eine Geld­stra­fe. Er saß von Mai 2019 bis Mai 2020; den Rest soll­te er in Haus­ar­rest abbrum­men. Am Tag, an dem man ihm sei­ne elek­tro­ni­sche Fuß­fes­sel anpas­sen woll­te, pas­sier­ten die merk­wür­digs­ten Din­ge. So soll­te er etwa, ent­ge­gen jedem Usus, eine Ver­schwie­gen­heits­er­klä­rung unter­zeich­nen. Er hat­te im Gefäng­nis sein ers­tes Buch geschrie­ben, das im Herbst erschei­nen soll­te. Er erkann­te auf der Stel­le die Hand­schrift Trumps. Nach­dem er zu ver­han­deln ver­such­te, sah er sich bald wie­der im Gefäng­nis in Otis­ville. Unter ver­schärf­ten Bedin­gun­gen. Sei­ne Frau fand eine geeig­ne­te Anwäl­tin, die das Gan­ze sofort durch­schau­te: »Ich habe sofort gese­hen, dass der Staat sich da über­ho­ben hat­te … Ein Jura­stu­dent im ers­ten Jahr konn­te das sehen … Am Ende des Tages bin ich mir sicher, dass das bis in die höchs­ten Ebe­nen ging, und ange­sichts der offe­nen Gren­zen zwi­schen dem Jus­tiz­mi­nis­te­ri­um und dem Wei­ßen Haus hat Donald Trump kei­ne Mühen gescheut, Micha­el Cohen zu bedro­hen und lächer­lich zu machen. Es wür­de mich über­ra­schen, wenn er sich des­sen nicht bewusst gewe­sen wäre.«12 Und wie Cohen spä­ter von Repor­tern erfah­ren haben will, hat­te Trump in der Tat damit geprahlt, ihn wie­der in den Knast gebracht zu haben. Ein Rich­ter ord­ne­te sei­ne unver­züg­li­che Ent­las­sung mit der Begrün­dung, es han­del­te sich bei sei­ner erneu­ten Inhaf­tie­rung um einen offen­sicht­li­chen Rache­akt. Eini­ge Wochen spä­ter, nach wei­te­ren 15 Tagen Ein­zel­haft, konn­te er sei­nen Haus­ar­rest denn doch noch antre­ten; im Novem­ber 2021 war Cohen wie­der ein frei­er Mann.

Cohen sieht sein Schick­sal als bei­spiel­haf­ten Pro­be­lauf für das, was zahl­lo­sen ande­ren Ame­ri­ka­nern im Fal­le einer Wie­der­wahl Donald Trumps dro­hen könn­te. Es gibt einem eine Vor­stel­lung davon, wie Trump noch die­sen Herbst mit sei­nen »Fein­den« ver­fah­ren wür­de. »In die­sen Tagen habe ich wirk­lich geglaubt, der Prä­si­dent der Ver­ei­nig­ten Staa­ten woll­te mei­nen Tod.«13

Nach zwei Best­sel­lern hat­te Micha­el Cohen im Mai 2024 sei­nen gro­ßen Auf­tritt als Star­zeu­ge bei dem New Yor­ker Pro­zess gegen Trump. Er nahm dabei kein Blatt vor dem Mund. Von jedem der vor­ge­leg­ten Bewei­se fühlt er sich bestä­tigt, wie er auf MSNBC sag­te.14 Mit Trump hat­te er seit Jah­ren kein Wort mehr gere­det. Mit sei­nen Pod­casts führt er einen erbar­mungs­lo­sen Kampf gegen die Wie­der­wahl sei­ner Neme­sis. Er fass­te sei­ne auf per­sön­li­chen Erfah­run­gen gegrün­de­ten Befürch­tun­gen in eini­gen prä­gnan­ten Aus­sa­gen zusammen: 

So wer­de die Pres­se­frei­heit in den USA ganz nach Art der Sowjet­uni­on oder Russ­lands ver­schwin­den. »War­um? Weil er nichts Nega­tiv über sich hören möch­te. Dass Sie Ihre Fern­seh­sen­dung hier haben, dass Sie die Mög­lich­keit haben, die Wahr­heit über die Herr­schen­den zu sagen, all das wird ver­schwin­den, wenn der Mann noch mal Prä­si­dent wird. Aber was ich beschä­men­der als alles ande­re fin­de, das ist, dass die Abge­ord­ne­ten, im Kon­gress oder wo auch immer, die­ses Ver­hal­ten unter­stüt­zen, die­se Art von Rhe­to­rik, die­ses Ver­hal­ten, schließ­lich haben die ihre Posi­tio­nen nur wegen dem Ers­ten Ver­fas­sungs­zu­satz, an den Donald Trump nicht glaubt.« 

War­um sie ihn dann unterstützten? 

»Die den­ken, dass sie, falls er gewinnt und sie zu ihm ste­hen, dass sie dann unbe­grenz­te Macht haben, womit sie natür­lich unbe­grenz­te Res­sour­cen zur Ver­fü­gung und damit unbe­grenz­te Ver­dienst­mög­lich­kei­ten hät­ten. Einer der Denk­feh­ler dabei ist frei­lich, dass Trump nicht teilt. Ihm geht es nur um sich, nicht mal um sei­ne Kin­der oder sei­ne Fami­lie. Wenn die sich also an ihn dran­hän­gen in der Hoff­nung dar­aus Kapi­tal zu schla­gen, sei es in Form von Macht, sei es in Form von Geld oder Bezie­hun­gen und so wei­ter, also so funk­tio­niert das nicht, er wird das nicht zulas­sen. Und dann geht das wie bei Putin: Ist man erst mal zu selbst­über­zo­gen, fliegt man schnell mal aus dem Fens­ter … Da lan­det man dann schnell mal, wie Donald gern sagt, in Git­mo, in Guant­anomo Bay … Er hat ja schon gesagt, dass er SEAL Team Six ein­set­zen will, um sei­ne poli­ti­schen Fein­de zusam­men­zu­trei­ben … Gene­ral Mark Mil­ley, Mike Pence, Hil­la­ry Clin­ton, die Biden, die gan­ze Fami­lie … das ist kein Witz …«15

Anmer­kun­gen

  1. Bar­ba­ra A. Res, Tower of Lies. What my eigh­te­en years of working with Donald Trump reve­als about him. Los Ange­les: Gray­mal­kin Media, 2020. ↩︎
  2. Micha­el Cohen, Dis­loy­al: A Memoir. New York: Sky­hor­se Publi­shing, 2020. ↩︎
  3. Ebda. ↩︎
  4. Micha­el Cohen, Reven­ge: How Donald Trump Wea­po­nized The Depart­ment Of Jus­ti­ce Against His Cri­tics. Mel­ville House, 2022. ↩︎
  5. Ebda. ↩︎
  6. Mar­shall Cohen, »The Ste­e­le dos­sier: A recko­ning«. CNN. Thu Novem­ber 18, 2021. ↩︎
  7. Micha­el Cohen, Reven­ge. ↩︎
  8. Dies geht aus einer Ankla­ge her­vor, in der 12 rus­si­sche Mili­tär­ge­heim­dienst­mit­ar­bei­ter beschul­digt wer­den, sich in die Clin­ton-Kam­pa­gne und die Demo­kra­ti­sche Par­tei gehackt zu haben, und zwar als Teil einer umfas­sen­den Ver­schwö­rung des Kremls zur Ein­mi­schung in die US-Wahl 2016. »Was Rus­sia lis­tening? Demo­crat hack fol­lo­wed Trump speech«. AP. July 14, 2018. ↩︎
  9. Micha­el Cohen, Reven­ge. ↩︎
  10. Ebda. ↩︎
  11. Ebda. ↩︎
  12. Ebda. ↩︎
  13. Cohen, Dis­loy­al. ↩︎
  14. »See Micha­el Cohen’s first reac­tion to Trump’s his­to­ric guil­ty ver­dict« | MSNBC Exclu­si­ve ↩︎
  15. »‘No one is safe’: Cohen’s chil­ling war­ning about Trump’s thre­ats of reta­lia­ti­on against Demo­crats« MSNBC. You­Tube. 7.6.2024. ↩︎

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