Immer wieder stößt man als Übersetzer während der Arbeit auf etwas, mit dem man sich dann länger befasst, als eigentlich nötig wäre. Meist geht es dabei noch nicht einmal um das eigentlich zu lösende Problem, wegen dem man die Recherche begann.
Ein Beispiel dafür ist die kürzlich völlig aus dem Augenwinkel gemachte Entdeckung, dass das heutige englische Wort »silly« sich die Wurzeln mit dem deutschen »selig« teilt.
So heißt es im OED »… OS. sâlig, MDu. sâlech (Du. zalig), OHG. sâlig (MHG. sælic, mod.G. selig) … In ordinary mod. English the word is represented by silly, a form which arose in the 15th c. from a shortening of the vowel, the pronunciation of which had changed from (e;) to something approaching (i;)«
Im Grimm lautet die entsprechende Passage: »ahd. sâlig, sâlic … mhd. sælec, sælic, vereinzelt seilg (14. jahrh.), md. sâlic, sêlec, sêlic. LEXER mhd. handwörterb. 2, 581: as. sâlig, mnd. salich, selich, flectirt salig‑, selig- … mittelenglisch sely, neuenglisch silly, mit eigenthümlicher bedeutungsentwicklung …«
Interessant sind im Falle von »silly« auch eine Vielzahl längst verlorengegangener Bedeutungen wie etwa »Deserving of pity, compassion, or sympathy«, »Helpless, defenceless; esp. of women and children.« oder »Of animals, esp. as a conventional (poetic) epithet of sheep.«
Dem deutschen »selig« geht allerdings die »silly« von Grimm attestierte »eigenthümliche bedeutungsentwicklung« ab. Die Bedeutung war und bleibt »felix, beatus«, wie es bei Grimm schlicht heißt. Weit besser klingt das wiederum bei Adelung: »in einem hohen Grade glücklich, und sich dieses Zustandes mit herrschender Lust bewußt«. Wow! Würde mir völlig genügen. Aber denen, die daran glauben, gönne ich durchaus die engere Bedeutung: »der himmlischen Glückseligkeit nach diesem Leben theilhaftig«.
And now stop it, silly!