Bei der Beschäftigung mit der Umgangssprache hat man sich auch immer wieder mit den Einstellungen und Werten ihrer Sprecher auseinanderzusetzen. Man sieht sich einfach damit konfrontiert. Das gilt insbesondere für den Slang der schwarzamerikanischen Rapszene. Und hier wiederum in erster Linie für die Einstellung der rappenden Männlichkeit gegenüber Frauen. Nehmen wir als Beispiel dafür die Wendung “to shake a bitch”.
Ich konnte wenigstens drei Bedeutungen ausmachen.
Die erste ist einfach die, eine Frau loszuwerden, wenn sie einem über ist. Man schüttelt sie ab wie einen lästigen Verfolger. Man gibt ihr den Laufpass. Das fällt in die Rubrik “Fifty Ways to Leave Your Lover”, hält sich also durchaus im Rahmen im Rahmen zivilisierter Konventionen.
Ganz im Gegensatz zur zweiten Bedeutung, nämlich der aus dem Milieu: sie reflektiert die Einstellung des Zuhälters gegenüber seiner Hure: Man haut zu, bis sie spurt. Vertreter dieser Methode haben das Break-A-Bitch College absolviert. Snoop Dogg ist der bekannteste Vertreter von ihnen. Aber der größte Teil der Rapper gehört in diese Kategorie. Der Begriff “pimp” mag heute ganz neue Dimensionen angenommen haben, aber er kann seine Herkunft nicht verleugnen: den Glamour des schwarzen Luden im Ghetto, der seine bewunderten Statussymbole seinen Huren verdankt.
Die dritte Bedeutung ist die des aufgeklärten Mannes, wie sie aus folgendem Zitat spricht: “Ich würde nie eine Frau schlagen, nie, sie mal so richtig durchschütteln, ja.” (Man schreibt es dem Komiker Chris Rock zu; aber obwohl es im Web auf und ab zitiert wird, konnte ich nicht in Erfahrung bringen, wo er es gesagt haben soll.)
Wie auch immer, meist fallen einem die degoutierlicheren Aspekte bestimmter Wendungen bei all der Mühe, Nuancen herauszuarbeiten, nur nebenbei auf. Man hat keine Zeit, sich daran zu stoßen. Als Wörterbuchmacher muss man da eben durch.