… zur Besserung.
Finden Sie nicht auch, dass sich das Cover von Eminems neuer CD eher wie die Hülle eines Country & Western-Albums ausnimmt? Dass da einer on the road ist, und das nicht etwa in einem gepimpten Renommiermobil, das nur in zweiter Linie der Fortbewegung dient, sondern tatsächlich zu Fuß und weiß der Kuckuck wohin…
Beim ersten Überfliegen der Texte von Recovery setzen die Unterschiede zu den rappenden Konkullegen sich fort. Mir fiel beim Hören zweierlei auf, oder dreierlei, wenn man so will.
Eine gewisse Gespaltenheit, um nicht zu sagen Schizophrenie in der Aussage als erstes, was vermutlich daran liegt, dass Em nicht von seinen hässlichen Alter Egos lassen will oder kann. Die ihn für die Kids von Anfang an offensichtlich gar so interessant machten.
Zweitens, dass er, und das ist eng damit verbunden, tatsächlich mit sich zu ringen scheint und das ganz offen in seine Reime packt, die sich damit einigermaßen wohltuend vom Gros der Gewalt, Sex, Erfolg und Kriminalität verherrlichenden Protzmonolithen im Genre abheben.
Nehmen wir nur den abzusehenden Hit der CD »Love the Way You Lie«, der vermutlich nicht ohne Hintergrund, zusammen mit Rihanna eingespielt wurde. Es geht um Gewalt gegenüber Frauen, wovon Em offensichtlich buchstäblich ein Lied zu singen weiß. Aber im Gegensatz zu Snoop, der uns im Schmuseton empfiehlt, unseren Schnallen was aufs Maul zu geben, wenn sie zicken, ist hier einer am Machen, der Probleme mit seiner einschlägigen Vergangenheit hat.
Und drittens ist mir eine Wendung aufgefallen, mit der sich keiner seiner Konkurrenten/Kollegen auf die Straße trauen würde: little fishy.
To appreciate me, differentiate me
From these phoney, little fishy and sissy fake Gs
Das scheint mir aus einem der Bücher zu kommen, die er mal seinen Mädchen vorgelesen haben mag. Denen ist mit »Going Through Changes« ebenfalls ein Song gewidmet, in dem er über seine Probleme mit seinem unentschuldbaren Verhalten zuhause spricht.
only thing I fear us Hailey
I’m afraid that if I close my eyes then I might see her…
Und bevor seine pubertierenden Hater das als Gegreine à la Country & Western abtun, kommen natürlich auch seine Alter Egos zu Wort, die die Sau rauslassen, wenn auch nicht wie eh und je. Selbst hier ist das Geprotze nicht mehr ungebrochen, sondern eher Getrotze – fast eine Apologie. Eine Aufforderung an sich selbst vielleicht, ein Pfeifen im Wald…
I’m not afraid
To take this stand
Everybody
Come take my hand
We’ll walk this road together…
Ach ja, das Country & Western-Cover… Ist das nicht genauso gespalten? Ich meine da läuft einer die Landstraße lang, der so ganz offensichtlich in die Stadt gehört…