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Lach­gas – als »Hip­pie-Crack« zuneh­mend unkomisch

Quel­le: Wikipedia

Im Tem­po eines Step­pen­brands ent­wi­ckelt sich ein alter Hip­pie-Spaß zur Gei­ßel der ame­ri­ka­ni­schen Festival-Szene.

Bei mei­ner »Pres­se­schau« die­ser Tage muss­te ich an eine Sze­ne aus Rock Scul­lys Erin­ne­run­gen an sei­ne Zeit als Mana­ger der Gra­teful Dead den­ken, die ich vor gut 20 Jah­ren für den Han­ni­bal-Ver­lag über­setzt habe. Ich spre­che von einer sau­ko­mi­schen Sze­ne nach dem Besuch des Nitros-Lie­fe­ran­ten der Band. Über­haupt galt Nitros-Oxid anno dun­nemals als harm­lo­ser Hip­pie­spaß, des­sen erns­te Sei­te eher dar­in bestand, das mys­tisch-reli­giö­se, psy­che­de­li­sche von mir aus, Mit­ein­an­der noch zu betonen.

Die Rea­li­tät sah sicher so aus, dass es ein­fach nicht das war, was es in den letz­ten Jah­ren gewor­den ist, näm­lich ein Bom­ben­ge­schäft. Kei­ne Musik­ver­an­stal­tung, kein Fes­ti­val, auf dem Lach­gas nicht mas­sen­haft unter der Bezeich­nung »whip­pets« in Luft­bal­lons abge­füllt ver­kauft wird. Und das von der­art gut orga­ni­sier­ten Ban­den, dass von einer Nitros-Mafia die Rede ist.
Die Bezeich­nung »hip­pie crack« mag als Hin­weis dar­auf gel­ten, dass man den Kon­sum für nicht mehr so komisch und harm­los hält wie frü­her. Die Wir­kung ist stark eupho­risch, währt aber gera­de mal eine hal­be Minu­te. Jemand, für den der Kon­sum etwas ande­res ist als eine wit­zi­ge Erfah­rung, steht danach bereits wie­der an für den nächs­ten Bal­lon. Und Nitros macht durch­aus süch­tig wie Crack.
Bei den Kon­zer­ten wirkt sich die Kon­zen­tra­ti­on auf den Nitros-Kon­sum zuneh­mend stö­rend aus. Die Dea­ler selbst sind gewalt­be­reit, und es hat sich eine nicht weni­ger gewalt­be­rei­te Gegen­be­we­gung ent­wi­ckelt, die die Nase von ihnen so voll hat wie vom stän­di­gen Zischen, das beim Abfül­len des Gases in die Bal­lons ent­steht. T‑Shirt-Ver­käu­fer und ande­re Kon­zes­sio­nä­re kla­gen über schwin­den­den Absatz – was Wun­der, wenn die Leu­te sich zehn, zwan­zig Bal­lons zu min­des­tens $5 die Dosis reinziehen.
Obwohl die Pra­xis letzt­lich rund um die die Gra­teful Dead-Tou­ren ent­stand, hat sie gera­de unter den Dead Heads die vehe­men­tes­ten Geg­ner. Und so gilt die­ses Jahr in Bridge­port, dem Fes­ti­val zum Geburts­tag von Jer­ry Gar­cia, laut Ver­an­stal­ter ein abso­lu­tes Nitros-Ver­bot – das er in Zusam­men­ar­beit mit Poli­zei und Stadt­rat durch­zu­set­zen gedenkt.
Gut dass das der arme alte Jer­ry nicht mehr erle­ben muss.