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»Trüm­mel« – (m)eine klei­ne Obsession

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Das Schö­ne an einem Blog ist nicht nur, dass es einen zwingt, den einen oder ande­ren Gedan­ken, den man sich mer­ken möch­te, so zu for­mu­lie­ren, dass ihn auch ein ande­rer ver­steht; das macht ein Blog zu einem ganz brauch­ba­ren Notiz­block, der der alten Zet­tel­wirt­schaft haus­hoch über­le­gen ist. Aber als »Publi­ka­ti­on«, ein Blog ist ja welt­weit ein­seh­bar, hat es auch den Vor­teil, sei­nen Obses­sio­nen öffent­lich für eini­ge Inter­es­sier­te nach­ge­hen zu kön­nen, ohne damit denen auf den Nerv zu fal­len, die die­se par­tout nicht inter­es­sie­ren. So im Fal­le des Wört­chens »«, das mich nicht mehr los­las­sen mag, seit ich es ent­deckt habe. Obses­si­on hin oder her, die Zahl der Leu­te, die die Suche nach dem Wört­chen auf das Blog führt, ist durch­aus erstaunlich.

»Trümm­lig«1 – das Wort mag mich ein­fach nicht in Ruhe las­sen. Und nach­dem mein Freund Her­bert Pfeif­fer mich mit dem Schwei­ze­ri­schen Idio­ti­kon2 jüngst auf ein Werk auf­merk­sam gemacht hat, das ich von Anfang an hät­te benut­zen sol­len, hier noch­mal ein Nach­wasch (falls es so etwas gibt).

Das  Schwei­ze­ri­sche Idio­ti­kon. Was für ein Fund! Das Schwei­ze­ri­sche aller Zei­ten bis ins kleins­te Detail seziert, geord­net und auch noch fein­säu­ber­lich in eine Web­site ein­ge­pflegt.3 Das ist genau das, was man sich von allen deutsch­spra­chi­gen Gegen­den wün­schen würde.

Wie auch immer: »trümm­lig« ist hier auf den Punkt gebracht. Wenn auch etwas ein­ge­hen­der, als der bei­läu­fig Nach­schla­gen­de sich das wün­schen wür­de. Und ich sehe, dass mei­nen bis­he­ri­gen Aus­füh­run­gen nichts hin­zu­zu­fü­gen ist, ohne sie unnö­tig zu kom­pli­zie­ren. So möch­te ich denn hier auch lie­ber auf eini­ge ver­wand­te Wör­ter ein­ge­hen, auf die ich beim Nach­le­sen gesto­ßen bin. Und da sich das Nach­schla­gen ob der Fül­le von Infor­ma­tio­nen gar nicht so ein­fach gestal­tet, berei­te ich das hier mal auf.

So bin ich bis­her nicht auf das Sub­stan­tiv »Trüm­mel« ein­ge­gan­gen, was ich hier­mit nachh­ho­len will. Sei­ne Bedeu­tun­gen tei­len sich in vier Grup­pen, von denen zwei wie­der­um in Unter­grup­pen auf­ge­teilt sind.

Die ers­te Bedeu­tung von »Trüm­mel« lie­ße sich unter »dre­hen­de Bewe­gung« zusam­men­fas­sen, sei das nun ein »Durch­ein­an­der« wie etwa ein »Auf­ruhr von Men­schen« oder ganz kon­kret ein »Was­ser­wir­bel in Flüs­sen oder Seen«, ein »Stru­del« also, wie ich das nen­nen würde.

Die zwei­te Bedeu­tung bezieht sich auf Sin­nes­zu­stän­de wie »Ver­wir­rung, Tau­mel, Betäu­bung« und ist somit die, die für unser »trümm­lig« rele­vant ist. Als Sub­de­fi­ni­tio­nen nennt das Idio­ti­kon a) den »Schwin­del im Kopf«, b) einen »(schwa­chen) Rausch« und c) die »Dreh­krank­heit bei Tie­ren oder »Hirn­wut«.

Die drit­te Bedeu­tung ist eine tech­ni­sche, näm­lich ent­we­der a) ein »Dreh­me­cha­nis­mus mit senk­recht ste­hen­der Wel­le, die durch Zug­tie­re in Bewe­gung gesetzt wird, Göpel­werk« oder b) der »(Teil einer) Dreh­vor­rich­tung zum Heben von Las­ten«. Inter­es­siert hier weni­ger, was auch für die vier­te Bedeu­tung gilt, die mit »Tau­mel­lolch, Loli­um temu­len­tum« schlicht eine Pflan­ze benennt. Aber »Rausch­gras«, ich bit­te Sie; genau dar­um geht es doch hier.

Was bes­ser also könn­te die »trümm­li­ge Type«, die mich auf das ale­man­ni­sche Wört­chen gebracht hat, bes­ser erklä­ren als die­ses Drum­rum? Des­halb möch­te ich mich beim nächs­ten Mal auch noch mit dem Verb »trümm­len« befas­sen, das es eben­falls gibt. Und dann viel­leicht auch noch mit ein paar ande­ren ein­schlä­gi­gen Fund­sa­chen drumrum.

  1. sie­he dazu , & . []
  2. Mit bis­her 15 abge­schlos­se­nen Bän­den und dem zu fünf Sechs­teln erschie­ne­nen 16. Band, die zusam­men rund 150 000 Stich­wör­ter ent­hal­ten, ist das Schwei­ze­ri­sche Idio­ti­kon schon vor sei­nem Abschluss das umfang­reichs­te Regio­nal­wör­ter­buch im deut­schen Sprach­raum. Es doku­men­tiert die deut­sche Spra­che in der Schweiz vom Spät­mit­tel­al­ter bis in die Gegen­wart, die älte­ren Sprach­stu­fen genau­so wie die leben­di­ge Mund­art. Da der Grund­stock des Mund­art­ma­te­ri­als in der zwei­ten Hälf­te des 19. Jahr­hun­derts dank der Mit­ar­beit von gegen 400 Kor­re­spon­den­ten zusam­men­ge­kom­men ist, kann das Werk sonst kaum beschrie­be­ne und heu­te weit­ge­hend ver­schwun­de­ne Berei­che der sprach­li­chen, geis­ti­gen und mate­ri­el­len Kul­tur die­ser Zeit beson­ders gut doku­men­tie­ren. Es ist Arbeits­in­stru­ment für ver­schie­dens­te Wis­sens­ge­bie­te wie Sprach‑, Geschichts- und Rechts­wis­sen­schaft, Volks- und Namen­kun­de. Das Gesamt­werk wird 17 Bän­de umfas­sen. Auf den Abschluss hin sind Arbei­ten an einem alpha­be­ti­schen und einem gram­ma­ti­schen Gesamt­re­gis­ter in Gang. Über­dies wer­den eine Kom­pakt­aus­ga­be (Volks­aus­ga­be) und eine Online-Aus­ga­be des Werks vor­be­rei­tet. []
  3. Kein Mensch könn­te sich das Teil pri­vat leis­ten, da bin ich mir sicher, auch ohne nach dem Preis geschaut zu haben. Viel­leicht klappt es bei der geplan­ten Volks­aus­ga­be. []

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