In der fünften Folge verliert unser guter O’Clarus Hiebslac sich eher dröge in Erklärungen zur englischen Aussprache. Man kann das lesen. Wie seine Zuhörer das bei seinem Vortrag in London überstanden haben, lässt sich nur erahnen. Ich geb’s der Vollständigkeit halber trotzdem mit rein…
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Fortsetzung von hier.
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Englisch sprechende Deutsche machen Fehler in der Aussprache einzelner Buchstaben und Wörter, in falscher Accentuation von Silben, in der Formen= und Satzlehre, im Gebrauch unrichtiger Wörter, in zu wörtlicher Übersetzung aus dem Deutschen, besonders idiomatischer Redensarten.
Keine Sprache bietet dem Fremden hinsichtlich der Aussprache solche Schwierigkeiten als die englische, so leicht sie sonst in anderer Hinsicht ist. Sie ist leicht für das Auge, schwer in der Aussprache der keinem einheitlichen Aussprach=System unterworfenen Wörter, für das Ohr aber die schwerste der Sprachen. Ein Fremder kann sie ziemlich gut sprechen, aber er versteht anfangs wenig, was er hört, er kann lange Zeit im Theater fast nichts verstehen, selbst wenn er schon ziemlich geläufig englisch spricht. Es gelingt verhältnismäßig wenig Fremden, selbst nach langem Aufenthalt in England, das Englische so zu sprechen, daß man sie nicht, oft zu ihrem Ärger, nach den ersten Worten schon als Ausländer erkennt. Ob schon für das Ohr viel schwerer verständlich als das Französische, kenne ich indes keine englischen Wörter die rasch gesprochen so unverständlich sind als folgende französischen, die wie eine fremde Sprache klingen:
Pie a beau nid,
Oaille a bas nid,
Vers n’a pas d’os,
Rat en a,
Olrat en a,
Taupe aussi.
Die Schwierigkeiten der englischen Aussprache sind verschiedener Art. Sie alle hier auszuführen und zu beleuchten ist meine· heutige Aufgabe nicht. Eine große wesentliche Verschiedenheit im Englischen und Deutschen besteht vorerst schon darin, daß der Engländer seine Sprachlaute im vordern Teile des Mundes produziert, der Deutsche aber mehr in der Mitte und dem hintern Teile. Infolgedessen sprechen die Deutschen viel lauter, was jedem auffällt der in England ein öffentliches Lokal betritt, in dem eine Gesellschaft Deutscher sich befindet.
Der Deutsche von Mittel- und Süddeutschland dehnt und schleppt die Silben englischer Wörter zu sehr, besonders die Diphthongen, und accentuiert nicht kräftig genug. Der Engländer spricht die Vokale und Diphthongen kurz, die Konsonanten, besonders s und t scharf, und seine Accentuierung der Silben ist kräftig und nicht gedehnt.
Der Deutsche, besonders der vom mittleren und südlichen Deutschland, hat Mühe mit der Aussprache der Konsonanten. Die Buchstaben b, d, g, h spricht er zu hart aus, letzteres zu sehr aspiriert. Ebenso das k und c als Anfangsbuchstabe. Das th aspiriert er oft nur, oder spricht es wie ein s, d oder t aus. Das r sprechen viele Deutsche guttural aus, das l mit der Zungenspitze zu weit nach vorn gedreht, das s zu weich, das v wie f, das w mit geschlossenen, anstatt mit offenen Lippen, das z nicht weich genug, das t zu weich. Die richtige Aussprache der englischen Konsonanten kann man nicht aus Wörterbüchern oder Grammatiken lernen, da sie ganz auf Eigenheiten beruhen, die in manchen Fällen der deutschen Sprache fremd sind.
Aber nicht nur die Konsonanten, auch die englischen Vokale bieten Schwierigkeiten, obwohl diese für den Deutschen leichter zu überwinden sind, dessen fehlerhafte, englische Aussprache meist sich gegen die Konsonanten versündigt. Das englische a hat verschiedene Laute, wie in father, case, wall, man. Das e wird verschieden ausgesprochen in better, well, equal. Das i ist verschieden in bitter, bird, like. Das u spricht man anders in brute, use, san. Das o hat verschiedene Laute in bot, cold, move (prove, do). Das y ist verschieden in dyke, liberty. Von zusammengesetzten Vokalen, die zusammen nur einen Laut bilden, kann ich hier nicht eingehend sprechen, obschon auch sie sehr unregelmäßig ausgesprochen werden, wie ai, ei, ie, ea, ue, au, oe (shoe, roe), ou, oo, ay, ui, uy, aw, ye.
Die Aussprache von ei ist u. a. verschieden in to conceive (sprich kon=ßihw), begreifen etc. und in height und heighten (sprich heit, heiten) und wieder anders in freight (freht) Fracht, in eight (eht) acht, reign (rehn) Regierung, während in either (entweder) es von Vielen ei, von Andern ih ausgesprochen wird. Von großer Schwierigkeit für Studierende ist die Aussprache von en, da hierüber keine allgemein angenommenen Aussprachregeln bestehen. So werden u. a. year und yearly von Engländern auf dreierlei Weise ausgesprochen. Die Einen sprechen ea in diesen Wörtern wie zwei ee, wie deutsch ie in Bier aus, die Andern wie a, deutsch ee in leer. Andere endlich, sprechen das e und a getrennt und kurz aus wie in Leser, wo beide Vokale gehört werden, also, nach deutscher Schreibweise, Liar mit sehr kurzem a. Das Wort real wird oft einsilbig ausgesprochen, was unrichtig ist, da es zweisilbig ist: Heil. Die Aussprache des englischen ea ist verschieden in folgenden Wörtern: to read (ried), head (häd), lieat (hiet), heart (hart), to hear (hier oder hiar), heard (hörd), to hreaken (harken), to heal (hiel), health (hälth), to heap (hiep), hearth (harth), earth (örth), to heave (hiev), heaven (häven), each (ihtsch), ear (ier oder iar), earl (öhrl), dear (dier oder diar), deer (dier) u. s. w.
Fortsetzung folgt…