Schlimm genug, dass man sich überhaupt mit Schwachköpfen abgeben muss, schon gar mit politischen, aber in einer Zeit, in der diese Spezies – in den USA wie hierzulande – im Stechschritt auf dem Vormarsch ist und bereits knapp mehr als die Hälfte der Bevölkerung ausmacht, kommt man da nicht drum rum. Und dass die Linke mit ihrem pseudokorrekten Schwachsinn die Rechte auf dem Weg zum autoritären Friedhofsstaat rechts zu überholen versucht, macht die Situation nun sicher nicht besser. Beide Seiten hassen einander wie die Pest und hauen sich, statt miteinander zu reden, nur ihre Reizwörter in die Fresse. Aber daran, wer den Wettlauf gewinnen wird, besteht nun sicher kein Zweifel, schon gar nicht wenn Trump – wie zu vermuten – die Wahl gewinnt. Und die jüngste Behauptung des MAGA-Lagers dürfte dazu nun sicher beitragen, gerade weil sie, mehr als sonst etwas in letzter Zeit, auf die abgrundtiefe Dummheit dieser Leute abzielt.
Da hatte ich eben noch – im letzten Beitrag des Trump-Lexikons – darauf hingewiesen, dass Bannon noch lange nicht abgehakt ist, schon steht er wieder im Mittelpunkt. Diesmal mit einer Behauptung, die an Schwachsinn, vielleicht auch an Findigkeit ihresgleichen sucht: Bannon: »Das war ein versuchter Mordanschlag auf Donald John Trump. Sie haben einen Sanitäter mitgebracht, einen Frontsanitäter, sie hatten ein Traumazentrum 18 Meilen weiter und eine Karte. Die wollten ein Feuergefecht.« Bannon bezieht sich hier auf die richterlich angeordnete Durchsuchung von Mar-a-Lago durch das FBI. Dass eine solche Behauptung schwachsinniger nicht sein könnte, tut hier gar nichts zur Sache. Hier spielen letztlich nur zwei Dinge eine Rolle, nämlich dass a) hier ein Psychopath projiziert, der tatsächlich mit solchen Gedanken in Bezug auf den politischen Gegner spielt, und dass b) es genug Leute gibt, die dumm genug sind, an so etwas zu glauben und sich daran hochzuziehen. Allen voran natürlich Marjorie Taylor Greene: »Unterm Strich war das Merick Garlands Tötungsbefehl für Präsident Donald Trump.«
In die Welt gesetzt hatte diesen Quatsch, wie sollte es anders sein, Donald J. Trump höchstpersönlich.
WOW! Ich komme grade aus Bidens Hexenprozess gegen mich in Manhattan, dem ›Eisschrank‹, und erfahre, dass Krummstiefel Joe Bidens Justizministerium bei seiner illegalen und verfassungswidrigen Razzia in Mar-a-Lago dem FBI den Einsatz von tödlicher (TÖDLICHER) Gewalt erlaubt hat. JETZT WISSEN WIR MIT SICHERHEIT, DASS JOE BIDEN EINE ERNSTHAFTE GEFAHR FÜR DIE DEMOKRATIE IST. ER IST GEISTIG UNTAUGLICH FÜR DAS AMT — 25. VERFASSUNGSZUSATZ!
– Donald J. Trump1
Man hätte »früher« mal gedacht, etwas derart Lächerliches bräuchte niemand ernst zu nehmen. Aber heute? In einer Zeit, in der Leute glauben, sie könnten mit elektrischer Muskelstimulation oder zwei Gummibärchen vor dem Schlafengehen ihren Schmerbauch loswerden, finden sich wohl Abnehmer für jeden aus den Fingern gesogenen Schmu. Wollen wir uns also nicht auf MAGA-Niveau begeben, kommen wir um einen kleinen Fakten-Check nicht herum.
Tatsache ist, dass jemand Trump gegenüber aus der Anordnung der Hausdurchsuchung bei ihm eine grundsätzliche Klausel zur »Anwendung tödlicher Gewalt‹ zitiert hatte, in der es unter anderem hieß: »Strafverfolgungsbeamte des Justizministeriums dürfen tödliche Gewalt anwenden, falls dies erforderlich ist …«. Das Problem dabei ist nur, dass man ein kleines, aber entscheidendes Wörtchen weggelassen hatte: das Wörtchen »nur«. »Strafverfolgungsbeamte des Justizministeriums dürfen tödliche Gewalt nur anwenden, falls dies erforderlich ist, d.h. wenn der Beamte die begründete Annahme hat, dass die Person, die dieser Gewalt ausgesetzt werden soll, eine unmittelbare Gefahr für Leib und Leben des Beamten oder einer anderen Person darstellt.«2
Aber derartige Feinheiten hat die MAGA-Fraktion noch nie interessiert. Ebenso wenig wie der von FBI-Chef Garland eigens nachgeschobene Hinweis, dass diese eine Standardklausel sei, die für jeden Einsatz gelte. Übrigens auch in Joe Bidens Fall. Man sollte dem noch hinzufügen, dass wohl jeder bis an die Zähne bewaffnete amerikanische Polizist unter ähnlichen Regeln seinen Dienst auf der Straße tut.
Die Vernunft freilich sollte einem ohnehin sagen: »Ja, Moment mal, der Mann war doch gar nicht zuhause, als die seine Bude auf links gedreht haben!« Er war mitsamt seiner Secret Service-Eskorte in New Jersey! Und Secret Service und FBI reden nicht miteinander. Das FBI sollte das nicht gewusst haben! Sollte nicht gewusst haben, dass aus einem Attentat nicht werden könnte, wenn das Opfer nicht auch dabei ist! Die Komikerin Desi Lydic brachte das im Stil von Fox auf den Punkt:
Richtig, John Wilkes Biden genehmigte eine Razzia in Mar-a-Lago, bei der FBI-Agenten zur Anwendung tödlicher Gewalt befugt waren. Das FBI war zu 100 % auf Blut aus, und wäre Trump nicht zu 100% 1200 Meilen weit weg in einem anderen Staat gewesen, hätten sie das auch bekommen. Netter Versuch, Doppel‑0 Biden, oder heißt das Doppel-Joe sieben.
– Desi Lydic3
Und was, wenn Trump zuhause gewesen wäre: Hätte sich das FBI dann mit dem Secret Service ein filmreifes Gefecht geliefert. Und noch was, man sollte es eigentlich gar nicht aussprechen, weil es sich unterm Strich auf die MAGA-Logik einlässt: Joe Biden könnte das natürlich so geplant haben, schließlich hat er doch, seinem Herausforderer zufolge, als amtierender Präsident sowohl die totale Handlungsfreiheit als auch die totale Immunität für jeden Unfug, der ihm während seiner Amtszeit einfallen sollte. Ha! Ist also doch nicht so ganz von der Hand zu weisen, ey?
Gruselig? Es gibt Leute, die tatsächlich so denken.
Anmerkungen
- MELISSA GOLDIN, »FACT FOCUS: Trump distorts use of ‘deadly force’ language in FBI document for Mar-a-Lago search«. AP. May 23, 2024. ↩︎
- Glenn Kessler, »How Trump used his own court filing to claim an ‘assassination’ attempt«. The Washington Post, May 23, 2024. ↩︎
- Die Anspielung gilt hier John Wilkes Booth, dem Mann der Präsident Lincoln erschoss. Desi Lydic auf Facebook. ↩︎