Aus dem alten Louise Rennison-Thread des Slangtimes-Forums:
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[Frage von Funny Girl: ] Hi!
ist schon ein alter Fred klar. Aber kann ich trotzdem noch mal anhängen? Als Neue hier. Schleim Schleim.
Was heißt dithering prat eigentlich?
Ich hab ja schon nachgesehen aber nur gefunden:
“Someone who has an asshole as a fucking brain. they can be found wearing underwear on their heads and playing air guitar at rock concerts. so basically someone who acts shitfaced all the time. God fucking damnit!!!You dithering prat!”
vom Urban Dictionary. Aber so richtig versteh ich das nicht. Und auch nicht das das bei Luise Rennison so heißen soll. Mit Arschloch unso klingt das schon zemlich krass.
Kannste bitte bitte bitte aushelfen?
Danke
Funny Girl
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[Antwort 1] Hi Funny Girl!
Hältst du’s noch aus bis Anfang nächster Woche?
Ich habe hier grade noch was Dringliches fertig zu machen.
Aber so viel vorab.
Mit dem Zitat aus dem UD hast du natürlich recht. Viel zu stark. Beschimpfing hin oder her, man sollte schon unterscheiden zwischen, sagen wir mal, einer “dummen Pute” und einem “blöden Arschloch”.
Aber dithering hat ja bei Rennision (bezieht sich deine Frage auf die?) eine ganz spezielle Tradition. Ich mach dann was Ausführlicheres drüber.
Okay?
Cheers, Slang Guy
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Hi!
ja klar!!! Supi die schnelle Antwort. Das Forum hilft total fürs lesen. Aber es heißt hier she is a tremendous div über Miss Wilson. Ich kann mir nicht vorstellen das das so krass klingen soll. Bin total gespannt. bis nächste woche!
Funny Girl
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[Antwort 2:] Hi Funny!
Also, wir haben erst mal »prat«. Das ist ein alltägliches, leicht derbes Schimpfwort für eine »dumme Person«.
Du hast im Deutschen die Wahl unter Dutzenden. Ein Problem ist natürlich, dass es in der englischen Grammatik kein männlich/weiblich gibt. Also auch die Schimpfwörter für die Damen durchgehen.
»Dithering« selbst hat an sich nichts mit dumm zu tun, jedenfalls nicht bei Rennison. Dazu braucht man sich nur die Fundstellen in den Georgia-Büchern anzusehen. Rennison benutzt das Wort im Sinne der beiden üblichen umgangssprachlichen Bedeutungen; sie setzt es nur etwas eigen ein.
Bedeutung 1) hat mit Unschlüssigkeit zu tun: rumeiern, sich nicht entscheiden können, schwanken, unschlüssig sein, hin und her überlegen, völlig durcheinander, nicht zu Potte kommen, rumdaddeln etc.
Bedeutung 2) hier benutzt Rennison das Verb »to dither« im Sinne von »in a dither«: in heller Aufregung, am Rotieren, Krise, Panik, aus dem Häuschen, aufgelöst, durchdrehen, paniken, wuschig, etc.
Wie du siehst, ist das alles gar nicht so klar zu trennen. Wie oft ist Unentschlossenheit mit einer Krise verbunden?
Was Rennison erfunden hat, das sind die Ableitungen wie »ditherama«, »ditherspaz«, »dither attack«, »ditherosity« etc.
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Zwei typische Beispiele:
»I got dressed as quickly as I could. The Sex God said he would meet me … I dithered for about five minutes about lippy. I mean, if there is going to be snogging, is it worth putting it on? But then, if you don’t put it on, …«
Louise Rennison, It’s OK, I’m wearing really big knickers!
Sie überlegt hin und her… Wie du das dann im Deutschen ausdrücken willst, liegt an dir. Dasselbe geht auch mit einem Substantiv:
“I am still in a ditherspaz about what to wear. I’ve been through all of my clothes about a million times.«
Rennison, Boy Entrancers
Dann haben wir noch die Aufregung / Krise:
Als ein attraktiver Junge kommt: »The whole class had a massive dither attack. Some girls dived under their desks and started applying lip gloss and some started flicking their hair around like loons.«
Was ist dann ein »dithering prat«?
Okay, vergiss erst mal die UrbDic-Definition; wenn du genau hinguckst, wirst du sehen, dass da nur irgendein Klugschnaker die Rennison-Definition für »prat« abgefeilt hat: »air guitar« …
Ich habe die Kombination bislang nur im Georgia-Glossar: »div : Short for “dithering prat”, i.e. Jas.« Jas ist ihrer Ansicht ja immer gleich völlig durch den Wind, wenn was ist.
Da dürfen wir nicht auf dem Niveau von »Arschloch« operieren.
Wir bräuchten also ein Adjektiv das Untentschlossenheit / Aufregung beschreibt & ein nicht zu krasses Schimpfwort für Männlein & Weiblein.
Hier würde jetzt die Arbeit beginnen. Zum einen würde wuschig passen, und dann, ich weiß auch nicht, Knallkopf, Knalltüte, Dämlack, … Oder was Neueres … Honk, oder so.
»Prat« kam allerdings in den 1960ern auf.
Egal, den Sinn würd ich so sehen…
Na jedenfalls viel Spaß damit!
Cheers!
Slang Guy
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Einen Jahrzehnte alten [Fehler] habe ich neulich selbst entdeckt, als ich mich in Bernhard Schmids unentbehrlichem ›American Slang‹-Wörterbuch … unter shit festgelesen hatte.
Harry Rowohlt, Die Zeit (17. Juni 2010)
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