Man hat ja als Übersetzer, schon gar als namenloser Auftragsschreiber, im Lauf der Jahrzehnte ab & an überlegt, wie sich wohl ein Preis auswirken würde. Müsste man dann weniger befürchten, Manuskripte mehr oder weniger verschmiert zurück zu bekommen? Bekäme man sie wenigstens überhaupt öfter nochmal zu sehen & nicht einfach verhunzt gedruckt? Hätte man überhaupt einen anderen Draht zum Verlagsmenschen an sich, oder änderte sich gar nichts und man würde sich weiterhin einen Todfeind aus jedem machen, dem gegenüber man mit Verlaub andeutet, dass Ben Webster kein Sänger gewesen sei sondern ein Saxophonist? Oder dass ein „hooligan“ kein “Kumpel” sei? Ein „Shar Pei“ kein „jüdischer Schläfenlockenträger“? (Was auch immer das sein mag.)
Nun, meine bisherige Vermutung, dass sich wahrscheinlich gar nichts ändern würde, hat dieser Tage neue Nahrung gefunden.
Der Pulitzerpreis, der alljährlich in einer ganzen Reihe von Disziplinen vergeben wird, ist nicht nur heiß begehrt, er beschert den damit ausgezeichneten stets auch einigen Ruhm. Vorausgesetzt natürlich, man wird genannt.
Dieses Jahr, so scheint es fast, lässt die Nachrichtenbranche bei der Verlesung der Preisträger ganz gern einen aus. David Barstow, von der New York Times’, hat den Pulitzer in der Disziplin Investigativer Journalismus gewonnen, und keiner der großen Nachrichtensender hat ihn auch nur erwähnt. Warum? Nun, Sie haben’s erraten, er hat in ihren eigenen Reihen recherchiert. Nachrichten machen nur Spaß, wenn man über den Dreck am Stecken anderer berichten kann. In seinen beiden preisgekrönten Artikeln von der Titelseite der New York Times hat er nämlich darüber berichtet, dass so mancher US-General a.D., der als Berater bei Rundfunk & TV tätig ist, dort nicht nur im Auftrag des Pentagon dem Krieg in Irak das Wort geredet, sondern durch seine Verbindungen zu diversen Firmen davon profitiert hat, sich hinter die Kriegspolitik der Regierung zu stellen.
ABC, CBS, CNN, NBC, MSNBC, Fox, wie sie alle heißen, schmeckte das gar nicht und enthielten es ihrem Publikum vor. Und da lächelt man immer über die vermeintlichen Paranoiker, die hergehen und behaupten, wir erführen ohnehin immer nur, was die da oben uns wissen lassen wollen…
Na, wie auch immer, wo wir schon von Paranoia sprechen, auf mich bezogen sehe ich das als Zeichen dafür, dass man, Preis hin, Preis her, wohl weiterhin als unangenehmer Nestbeschmutzer gelten würde, sagte man dem Verlagsmenschen – um des Produkts “Übersetzung” willen natürlich –, das steht doch nicht da.