Wer sich gern dem Schmelz von Soul zwischen Motown und Stax und diesseits von Gospel hingibt, dem sei die Scheibe von Candi Staton empfohlen, die ich mir heute, an diesem ersten und verschneiten Sonntag im neuen Jahr bei amazon im allseits beliebten mp3-Format gezogen habe.
His Hands. Eine völlig unmoderne Platte, zugegeben, aber dafür tun einem auch angehörs der Drums die Zähne nicht weh wie – leider, leider, leider – bei der letzten Scheibe von Staton, die ich mir gezogen habe, The Album, die sonst auf der Stelle eine Lieblingsplatte geworden wäre. Ich wünsche ihr natürlich, dass ihr der Knicks vor dem Gemüt der musikalischen Robbenschläger, die in einschlägigen Clubs verkehren, was eingebracht hat, aber wenn’s denn diese Songs auch mit organischen Drums wie diese hier gäbe … Die übrigens Sohnemann bedient, wie ich eben sehe.
Die Platte erinnert mich vom Charakter her ganz enorm an eine von Tina Turner, die wahrscheinlich nur ich habe & höre, auch wenn sie nicht hingeschmettert ist wie die von Tina, aber die winzigen Country-Schlenker, die schmerzliche Erfahrung hinter den Songs…
Die zweite Platte, die ich – erst – heute entdeckt habe, ist von Herbie Hancock, River: The Joni Letters, der sich damit vor Joni Mitchell verneigt. Hancock setzt damit etwas fort, was er mit Possibilities begonnen hat, nämlich LPs nicht mit fester Besetzung, sondern mit Songs, die er jeweils mit anderen Kollegen einspielt. Und diesmal haben wohl alle Songs irgendwie mit Joni Mitchell zu tun, will sagen, sie sind größtenteils von ihr komponiert. Leonard Cohen ist mit einer Interpretation von „The Jungle Line“ mit von der Partie! Norah Jones. Corinne Bailey Rae. Und ganz zufällig auch Tina Turner, die hier vollzieht, was ich mir seit Jahren von ihr wünsche, bevor sie sich, was wirklich schmerzlich wäre, als Rockoma lächerlich macht: den Wechsel zum Jazz. „Both Sides Now“ als Instrumental ist ungewöhnlich, aber dafür umso schöner; Wayne Shorter spielt darauf ein verhaltenes Solo zu Hancocks Piano, fast als wolle er bewusst hinter Mitchell anstehen. Shorter hat mit – einer ganz „neuen“ – „Nefertiti“ noch eine eigene Nummer auf der Platte, von der ich jetzt nicht sagen könnte, was sie mit Mitchell zu tun hat, außer dass natürlich Hancock und Shorter diesen Klassiker mit & für Miles Davis eingespielt haben – und dass den beiden der Vergleich von Nofretete mit Mitchell nahezuliegen scheint. Die übrigens hier mit Hancock ihre Tea Leaf Prophecy neu interpretiert.
Für mich, der ich kein eingefleischter Joni Mitchell-Fan bin, die Joni Mitchel-Platte.
Und zwei schöne Platten für einen so kalten Tag.
Zufälligerweise sind übrigens sowohl Candi Stanton als auch Herbie Hancock Jahrgang 1940.