Meeresfrüchte – Anrüchiger Rock ’n’ Roll
Ich habe hier schon mal auf mehr oder weniger eindeutige Zweideutigkeiten in Songtexten verwiesen. Und darauf dass die platte Direktheit etwa im Rapgenre trotz netter Prägungen wie »knockin’ boots« die sexuelle Metapher weitgehend verdrängt hat. Die Anfänge dieser Verdrängung fallen in eine ganze andere Ära, nämlich in die Zeit, in der schwarze Musik den weißen amerikanischen Markt zu erobern begann. Und verdrängt wurden die Metaphern damals mitnichten durch Direktheit – man merzte sie einfach aus. Solange die schwarze Musik als »race music« ein vorwiegend schwarzes, sexuell weniger verkrampftes Publikum gehabt hatte, waren die metaphernlastigen Texte niemandem aufgestoßen, als man die Musik dann einem weißen Publikum verkaufen wollte, wurden sie zum Problem.
1954. Die heiße Affäre zwischen Country Music und Rhythm & Blues hatte Folgen gehabt: Amerika wand sich unter den Geburtswehen des Rock ’n’ Roll. Finanziell gesehen hätte der schwarzweiße Mischling es nicht besser treffen können, der Zweite Weltkrieg hatte den Amerikanern einen nie gekannten Reichtum beschert. Und das galt auch für die schwarzen Amerikaner, (mehr …)