SlangGuy's Blog ...

Was heißt hier ›wet­tern‹?

Weih­nacht­li­ches von einem Simplicius…

»Ihr seid gra­de eben um eini­ges rei­cher geworden.«

Steu­er­sen­kung in den USA. Der ers­te poli­ti­sche Erfolg des men­schen­ver­ach­ten­den Repli­kan­ten im Wei­ßen Haus nützt – wen woll­te es wun­dern? – ihm und sei­ner geld­gei­len Spezies.

Und wohin fließt Geld, dass Leu­te ein­spa­ren, die die­se Erspar­nis­se nicht zum Über­le­ben brau­chen? Nun, in Inves­ti­tio­nen. Und wor­in inves­tie­ren die Leu­te? Nun, in Anla­gen, die ihnen die jeweils größ­te Ren­di­te brin­gen bzw. am sichers­ten sind. Oder bin ich da zu naiv? Und dass dabei Immo­bi­li­en ganz oben ste­hen, dazu brau­chen wir wohl nicht erst nach Eng­land bzw. Lon­don zu gehen. Aber es ist nun mal mit das kras­ses­te Bei­spiel dafür.

Dass da noch nicht mal mehr Bes­ser­ver­die­nen­de, geschwei­ge denn Nor­mal­ver­die­ner ein­stei­gen kön­nen, das kön­nen Sie jeden Tag in den Nach­rich­ten hören. Also wem dient die gan­ze Geschich­te? Denen die’s eh haben, die dann künf­tig noch mehr Steu­ern spa­ren, die sich dann wie­der inves­tie­ren las­sen. Wem das zu inter­na­tio­nal ist und damit durch­ein­an­der geht, der scheint sich ein­schlä­gi­ge Fonds nie so recht ange­schaut zu haben. Ist aber auch wurscht. Wor­um es hier gehen soll, das ist mei­ne Ver­wun­de­rung – die Ver­wun­de­rung eines Sim­pels, wohl­ge­merkt – dar­über, dass die Kri­tik an die­ser Ent­wick­lung a) aus­ge­rech­net von einem katho­li­schen Kar­di­nal (ist das dop­pelt gemop­pelt? ver­mut­lich) kommt und b) die Spra­che, mit der die Pres­se über sei­ne Kri­tik berichtet:

»Mehr und mehr Men­schen kön­nen sich Woh­nen in unse­rem an sich wohl­ha­ben­den Land nicht mehr leis­ten, weil Woh­nun­gen nicht sel­ten aus­schließ­lich zu Ren­di­te­ob­jek­ten gewor­den sind und so preis­wer­ter, bezahl­ba­rer Wohn­raum fehlt… Das ist zynisch, im letz­ten sogar men­schen­ver­ach­tend! Wie soll denn ein Gemein­we­sen, wie eine Stadt funk­tio­nie­ren, wenn sich Durch­schnitts­ver­die­ner wie eine Kran­ken­schwes­ter, wie der Mann von der Müll­ab­fuhr, der Bus­fah­rer oder der Poli­zist ›Woh­nen‹ nicht mehr leis­ten können?«

Bin ich der Ein­zi­ge, der sich bei der Bericht­erstat­tung dar­über gedacht hat, dass »wet­tern« womög­lich hier nicht das rich­ti­ge Wort ist? Schau­en Sie sich den Screen­shot oben doch mal an. Ent­steht hier nicht erst mal der Ein­druck, dass hier Kri­tik an der Kri­tik des Kar­di­nals geübt wird? Auch wenn »wet­tern« mit »schimp­fen, hef­tig schel­ten« neu­tral defi­niert zu sein scheint, sehen Sie sich die Bei­spie­le dazu an. Offen­sicht­lich benutzt man das Wort vor allem, wenn da irgend­ein als ner­vig emp­fun­de­ner Zeit­ge­nos­se zu Unrecht über etwas »her­zieht«. Genau »her­zie­hen«, so klingt’s.

Geht’s den deut­schen Jour­na­lis­ten zu gut? Oder liegt’s wie­der mal ein­fach dar­an, dass da eine Nach­richt in der For­mu­lie­rung eines Pres­se­diens­tes über­nom­men wur­de, in denen heu­te offen­sicht­lich kei­ner mehr Bescheid weiß über Sinn und Gehalt von Wor­ten. Was sich tag­täg­lich in den unge­nü­gen­den Über­set­zun­gen die­ser Leu­te zeigt. Wor­über wir wie­der beim The­ma wären, falls sich einer gefragt haben soll­te, war­um ich das hier anspreche…

 

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