Es geht hier um lausige Übersetzungen, Sie haben’s mittlerweile gemerkt. Und ich möchte heute nochmal ganz kurz auf die letzte Episode meiner Kolumne zurückkommen, um zu verdeutlichen, was genau ich darunter verstehe bzw. was damit nicht gemeint ist.
*
Bei der Recherche für meine aktuelle Auftragsarbeit, die Übersetzung einer Rapper-Biographie, stieß ich neulich auf das Œuvre eines deutschen Rappers, das sich recht gut zur Verdeutlichung dessen anbietet, was ich letzte Woche geschrieben habe. Sie erinnern sich?
Ich habe nichts gegen das deutsch-englische Mischmasch deutscher Rap-Lyrics, ich habe nichts gegen ein »Fuck!« im Tatort oder dass man heute auch im Deutschen »Eier hat« statt biedere deutsche »Traute«.
Apropos: So ziemlich das erste Mal, dass mir in einer Eindeutschung aus dem Englischen »Eier« im Sinne von Mut untergekommen sind, das dürfte wohl in der deutschen Fassung von Sam Peckinpahs The Osterman Weekman gewesen sein; ich entsinne mich da eines Satzes wie »Wenn einer von euch Kerlen zwei richtige Eier im Sack hätte… «. Ich kann’s jetzt nicht wörtlich zitieren, da ich die deutsche Fassung nicht griffbereit habe…
Wie auch immer, ich möchte wirklich nicht in den Geruch des »Sprachreinigers« kommen; dafür habe ich nun wirklich zu große Freude am Originellen, Absonderlichen, Witzigen, was weiß ich. Nur bei lausigen Übersetzungen im Kontext eines gewissen Anspruchs hört bei mir der Spaß auf. Wenn etwa in einem ansonsten tadellos geschriebenen Zeitungsartikel das übersetzte Zitat eines Politiker diesen als Sonderschüler dastehen lässt…
Aber dazu kommen wir schon noch; erst mal ein Beispiel für etwas, was mir durchaus gefällt. Mir sind wie gesagt die Lyrics eines gewissen Hustensaft Jünglings untergekommen. In dessen Song »Überall« gibt es ein Feature – das ist im Jargon ein Gastauftritt eines anderen Rappers – von einem gewissen Money Boy. Und der beginnt seinen Part folgendermaßen:
Ey, sippe Lean bei dem Liter, ey
Ficke im Bett ’ne Latina, ey
Sie hat eine fette Vagina, die Pussy ist wet wie ein Glas Valensina
Ey, hab’ ’nen Chauffeur und ’nen Diener
Die Gun in der Mittelkonsole vom Beamer
Ey, gebe der Thot meinen Wiener
Und so weiter. Ist vermutlich nicht jedermanns Sache, aber ich find’s zum Schmunzeln. Und ich zitiere das hier, um nochmal zu betonen, dass ich nichts gegen englische Brocken habe und in diesem Fall noch nicht mal was gegen die Lehnübersetzung »sippe Lean bei dem Liter«, was ich mal als wörtliche Übernahme von »by the litre/liter« deute, was man normalerweise natürlich mit »literweise« eindeutschen würde. Und da diejenigen unter Ihnen, die das Zitat stört, sicher nicht tiefer in die Materie eindringen wollen, nur soviel: »lean« ist eine Mischung aus verschreibungspflichtigem – weil codein- und promethazinhaltigen – Hustensaft und Limonade wie etwa Sprite. Find ich okay, nicht dass Meat Boy auf die Meinung eines alten Kackers viel Wert legen wird.
Nochmal: Das ist für mich völlig in Ordnung, da ist alles im Lot, darum soll es hier wirklich nicht gehen. Ein oder mehrere Beispiele dafür, was für mich nicht in Ordnung ist, gibt’s das nächste Mal.